Autor: Richard Altorfer
Nobelpreisträger Der Physiologie oder Medizin: Antonio Egal Moniz (Portugal)
«… für die Entdeckung des therapeutischen Wertes der präfrontalen Leukotomie bei gewissen Psychosen»
António Caetano de Abreu Freire Egas Moniz wurde 1874 in Avanca, Estarreia, Portugal, geboren. Nach der Jesuitenschule studierte er von 1894 bis 1899 Medizin an der Universität von Coimbra. Er promovierte 1901 und habilitierte sich 1902 mit einer Arbeit über die Physiologie beziehungsweise Pathologie des Sexuallebens.
Rosenbergstrasse
Editorial
Spenden oder hergeben (müssen)?
Die Themen kommen so sicher wie Sommer und Winter: Impfzwang, Sterbehilfe, Rationierung, Organentnahme … Im Moment fast alles gleichzeitig. Mit politischem Beiklang wegen einer Initiative zur Einführung der sogenannten Widerspruchslösung, vor allem aber die Organentnahme. Das in der Kolumne «Rosenbergstrasse» (Seite 224) erwähnte Gedankenexperiment (kulminierend in der Frage: Darf man einen Menschen opfern [töten, sterben lassen], um fünf Menschen das Leben zu retten?) wurde so ähnlich an anderer Stelle ebenfalls zitiert. Es ist – wie gesagt – ein Gedankenexperiment. Fiktiv, nicht real, angeführt im Rahmen einer ganz anderen, ebenfalls spannenden Diskussion, nämlich jener um die Zulässigkeit beziehungsweise das Verbot der Ausschaffung von Dschihadisten in Länder, in denen ihnen Folter und Tod drohen. Niemand würde so ein Beispiel in Verbindung bringen mit der Debatte über die Organentnahme. Meinte der Schreibende. Aber er hatte sich getäuscht. Unbedarfte Leserinnen und Leser könnten, so die Bedenken von organisierten, auf Organe wartenden Betroffenen, durch solche Schilderungen in ihrer Angst bestärkt werden, verunfallten Menschen würden Organe entnommen, ohne dass sicher feststehe, dass sie tatsächlich tot seien.
Rosenbergstrasse
«Zu früh», «zu spät» und andere nützliche Ausreden
Es gibt gute, schlechte und geniale Erfinder von Ausreden. Ausreden sind in Beziehungen und im Alltag genau so nützlich wie in der Politik. Dort vor allem bei jenen mit den höchsten moralischen Ansprüchen. Denn die haben’s besonders schwer. Die Grünen etwa müssen Ausreden dafür finden, dass sie am Bienen- und Insektensterben selber grosse Schuld tragen, etwa weil die ökologische Energiewende dazu geführt hat, dass riesige landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Mais zur Herstellung von Biokraftstoffen missbraucht werden. Klar, dass Käfer, Zikaden, Mücken und Wanzen längst Reissaus genommen haben vor solchen Monokulturen. Ausreden für die Wichtigkeit der Bioenergieproduktion sind da äusserst gefragt.
Nobelpreisträger der Physiologie oder Medizin: Walter Rudolf Hess (Schweiz)
«… für die Entdeckung der funktionalen Organisation des Zwischenhirns für die Koordination der Tätigkeit von inneren Organen»
Walter Rudolf Hess, geboren 1881 in Frauenfeld, war der Sohn eines Hochschullehrers für Physik und studierte in Lausanne, Bern, Berlin, Kiel und Zürich Medizin. Er arbeitete zunächst während einiger Jahre als Ophthalmologe. Als es ihm in der Praxis zu langweilig wurde, wechselte er 1912 ans Physiologische Institut der Universität Zürich, wo er bis zu seiner Emeritierung 1951 tätig war. Hess habilitierte sich mit einer Arbeit über die Kreislaufregulierung.
1917 wurde Hess zum Ordinarius und Direktor des Instituts gewählt. Seine Forschung hatte schon in der Studentenzeit ihren Anfang und galt vorerst der Regulierung von Blutkreislauf und Atmung, bevor er sich ab 1929 der Erforschung des Schlafs zuwandte. Gesteuert wird das Schlafverhalten im Zwischenhirn. Hess machte sich deshalb daran, dieses zu erforschen. Dazu verwendete er Katzen, deren Zwischenhirn mit Strom gereizt wurde. Am Ende konnten lokalisierten Arealen im Hirn einzelnen Funktionen zugeordnet werden.
Rosenbergstrasse
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Nobelpreisträger der Physiologie oder Medizin: Tadeus Reichstein (Schweiz)
«… für ihre Entdeckungen bei den Hormonen der Nebennierenrinde, ihrer Struktur und ihrer biologischen Wirkungen»
Tadeus Reichstein, geboren 1897 in Włocławek, Kongresspolen (Bezeichnung für das konstitutionelle Königreich Polen), als Sohn jüdischer Eltern, verbrachte seine frühe Kindheit in Kiew, ging zunächst in Jena zur Schule und kam, nachdem seine Familie 1906 hierher ausgewandert war, mit acht Jahren in die Schweiz, wo er 1914 die Schweizer Staatsbürgerschaft erhielt. Nach dem Besuch der Industrieschule Zürich (Oberrealschule) studierte er Chemie an der ETH Zürich und promovierte 1921 mit einer Arbeit über «das offenkettige Tropin und einige seiner Homologen». Im Jahre 1929 erfolgte seine Habilitation über «Die Zusammensetzung der Aromastoffe der gerösteten Cichorie» und Arbeiten in der heterocyclischen Reihe im Bereich der organischen Chemie. 1931 wurde Reichstein Assistent von Leopold Ružička und 1937 zum ausserordentlichen Professor der speziellen organischen und physiologischen Chemie an der ETH Zürich ernannt. Ab 1938 übernahm er die Leitung des Pharmazeutischen Instituts der Universität Basel und 1946 zusätzlich den Lehrstuhl für Organische Chemie. Von 1960 bis 1967 war er Direktor des Instituts für Organische Chemie der Uni Basel.