Autor: Richard Altorfer
Rosenbergstrasse 115
Das Jahr 2009 gab gleich grimmig seinen Tarif durch. Grimmig die Kälte und dementsprechend schauerlich der Heizöldurchfluss, grausig der Krieg in Gaza und widerlich die Rechtfertigungen angeblich zivilisierter Menschen für das Quälen und Metzeln der unschuldig auf 360 km2 eingesperrten Frauen, Männer und Kinder, unheimlich die Zielstrebigkeit und Penetranz der Wirtschaftskrise. Vielleicht waren andere Jahresanfänge ja auch nicht besser (wir haben die Tsunamikatastrophe oder die Jahrhundertstürme mit den netten Bubennamen ja schon fast vergessen), aber diesmal kommts igendwie «dicke». Angesichts all der bedrohlichen Entwicklungen wollen die Probleme, die wir Ärzte mit ein paar uneinsichtigen Männern (Couchepin, Zeltner und Co.) haben, fast schon betulich erscheinen.
DoXCensus: Gute Noten in eigener Sache. Vielen Dank!
Die Resultate unserer letzten DoXCensus-Umfrage
Für einmal fragten wir in unserer DoXMedical-Umfrage nach Ihrer Beurteilung in eigener Sache: Wie gefällt Ihnen eigentlich DoXMedical? Lesen Sie die Zeitung überhaupt und wenn ja, wie? Macht die Redaktion einen guten Job, oder gäbe es etwas zu verbessern? Uns interessiert Ihre Meinung. Damit wir nicht an Ihnen vorbeiplanen und -produzieren, sondern die Qualität unseres Mediums weiter verbessern können.
Liebe Kollegin, lieber Kollege
Eine Publikation vom 8. Januar 2009 im «New England Journal of Medicine» («Per- spective. Money and the Changing Culture of Medicine», von Pamela Hartzband, M.D., und Jerome Groopman, M.D.) hatte einen Kom- mentar in der «Süddeutschen Zeitung» zur Folge: «Die Arzt-Patienten-Beziehung ändert sich, wenn Denkmuster aus der Geschäftswelt auf die Medizin übertragen werden. Empathie, Kooperation und Kollegialität bleiben auf der Strecke, wenn Medizin mit dem Preisschild betrieben wird. Die Qualität der Ver- sorgung bemisst sich nicht allein daran, ob Kranke ihre Tabletten bekommen», so die Autoren.
Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen Beiräten
Braucht eine Fortbildungszeitschrift einen Beirat? Und wenn ja, wozu? Um sich mit klingenden Namen zu dekorieren und bei den Anzeigenkunden Eindruck zu machen? Das könnte ein Grund sein – aber wir geben zu: wir sind da egoistischer. Wir, die Redaktoren und die Redaktorin von ARS MEDICI, benötigen Hilfe. Die Beiräte sollen uns beistehen. Für eine minimale Entschädigung übrigens. Beistehen, wenn es darum geht, Beiträge zu beurteilen. Studien zu kommentieren. Neue Richtlinien einzuordnen. Kongress-News zu qualifizieren.
Rosenbergstrasse 115
Wer hätte das gedacht? George W. Bush sorgt für Arbeitsplätze in der Türkei. Nachdem die Marke der Schuhe bekannt wurde, mit denen Bush in Bagdad vor laufender Kamera beworfen worden war, kann sich der Istanbuler Schuh-Hersteller vor Bestellungen nicht retten. Statt der üblichen Jahresproduktion von 15 000 Paaren sollte er jetzt innert kürzester Zeit 350 000 Paar ausliefern. Schwierig, schwierig. Aber türkische Schuhproduzenten sind flexibel: Über hundert Arbeiter wurden neu eingestellt, um die grosse Nachfrage zu befriedigen. Wer kann schon von sich behaupten, auf so originelle Weise in so kurzer Zeit 100 neue Arbeitsplätze in der Privatindustrie geschaffen zu haben?
Rosenbergstrasse 115
Zubis Cartoon über den den letzten Hausarzt erlegenden Couche-Päng (AM 23/08) hat sogar bei Spezialistenkollegen für Begeisterung gesorgt. Und der eine oder andere praktizierende Kollege meinte gar, er würde den Cartoon am liebsten in seinem Wartezimmer aufhängen. Nichts leichter als das, haben wir uns gedacht: Mit dem Talon auf Seite 1102 können Sie den Couche-Päng-Cartoon (und weitere Cartoons) gegen eine kleine Schutzgebühr anfordern. Ja, bitte, es würde uns freuen: Hängen Sie ihn auf – den Cartoon natürlich …
Rosenbergstrasse 115
Aufregung wegen einer Werbekampagne für Desinfektionstüchlein der Firma B. Braun Medical AG. Die Anzeige zeigt eine blonde Touristin aus dem Westen, die in einem vollbesetzten Bus in der Dritten Welt steht. Text: «Hände waschen, wo immer Sie möchten.» (www.persoenlich. com/news/show_news.cfm?newsid=78886). Werbebotschaft: Wenn die Rucksackreisende die Hände waschen möchte und kein Wasser zur Verfügung ist, so kann sie ihre Hände mit dem angepriesenen Tüchlein säubern.
Rosenbergstrasse 115
ARS MEDICI ist, wie viele andere Publikationen auch, längst dazu übergegangen, Interessenkonflikte von Autoren offen zu deklarieren. Wer also wissen will, ob ein Autor von der Pharmaindustrie fürs Verfassen eines Artikels Geld erhalten hat oder ob er irgendwie verbandelt ist mit ihr, liest den Hinweis am Ende jedes Autorenbeitrags. Ob das die Leserinnen und Leser schätzen oder ob sies für eine Alibiübung halten, ist unerheblich, es ist «good practice», gute journalistische Praxis eben.
Aus dem Zusammenhang gerissen …
(... und trotzdem eine Katastrophe!)
Das Interview mit dem Vizepräsidenten des Bundesamtes für Gesundheit BAG ist schon sehr aufschlussreich. Da unterstellt ein beamteter Kollege, die Ärzte würden falsch rechnen und unnötige Labortests durchführen und im Durchschnitt 100 000 Franken aus der Selbstdispensation erwirtschaften. Er verordnet dreist Arbeit ohne Gewinn und wirft den SD-Ärzten vor, selber dumm gewesen zu sein, als sie glaubten, die unanständig viel niedrigeren Taxpunktwerte als beispielsweise in der Romandie würden durch den Ertrag aus dem Medikamentenverkauf kompensiert. Ach ja, und dann verteidigt er die Selbstdispensation doch noch, weil die Patienten doch so froh seien darum. Und auch einen Verzicht aufs Praxislabor möchte er den Patienten nicht antun. Wie gesagt: immer vorausgesetzt, derartige Dienstleistungen werden von den Ärzten gratis erbracht. Schliesslich arbeitet ja auch der Vizepräsident des BAG vermutlich bloss weitgehend kostendeckend. Ein Skandal! Und was tut die FMH?