Rheumatologie – Relevante Anpassungen mehrerer Guidelines
PD Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Gerth Stv. Chefarzt Reha Rheinfelden Rheinfelden
PD Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Gerth Stv. Chefarzt Reha Rheinfelden Rheinfelden
Guidelines werden alle paar Jahre aktualisiert und der inzwischen erschienenen Evidenz angepasst. Seit der letzten Anpassung der Guidelines für die Diagnose und Behandlung der Herzinsuffizienz 2021 kamen in sehr kurzer Zeit einige «Game changing»-Studien heraus, sodass eine erneute Anpassung nach nur zwei Jahren nötig wurde, vor allem in Bezug auf die SGLT2-Hemmer. Das Update präsentierte Mitautor Prof. Marco Metra, Universität Brescia (I), am Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) in Amsterdam.
Die ESPEN Guidelines für die Geriatrie wur den schon 2019 durch eine Expertengruppe aus 9 verschiedenen Ländern definiert (1). Nun wurden die Guidelines praxisnah um formuliert. Als Hilfe im klinischen Alltag sind die Empfehlungen nun auch als App erhält lich. Prof. Dorothee Volkert, Friedrich-Alexan der-Universität Erlangen-Nürnberg, und Prof. Rainer Wirth, Marien Hospital Herne, Ruhr-Universität Bochum stellten die neuge stalteten Guidelines vor (2).
Die European Society of Cardiology (ESC) hat an ihrem Jahreskongress 4 Guidelines vorgestellt, 2 davon sind neu. Zum einen bietet die neue Guideline für Kardioonkologie Empfehlungen und Handlungsanleitungen für Herzpatienten, die unter oder vor einer Tumorbehandlung stehen. Ziel dabei ist es, die kardialen Schäden einer solchen Therapie möglichst klein zu halten. Zum anderen enthält die 2. neue Guideline Empfehlungen zu Patienten mit oder ohne kardiale Vorerkrankungen, die vor einer grösseren, nicht kardialen Operation stehen. Auch diese Guideline hat das Ziel, die kardialen Komplikationen nach solchen Eingriffen zu reduzieren. Ein Update hat die Guideline zur pulmonalen Hypertonie erfahren, die Frühdiagnostik erhält dabei noch mehr Gewicht. Ebenfalls revidiert wurde die Guideline zur Prävention eines plötzlichen Herztodes. Hier soll die Öffentlichkeit noch mehr eingebunden werden.
Klare Definitionen und Empfehlungen
Mikronährstoffe (MN) sind wesentlich für den menschlichen Metabolismus. Die jüngere Forschung zeigt die Bedeutung der MN bei vielen Pathologien. Eine Gruppe von 16 Experten hat in einer interdisziplinären Zusammenarbeit neue ESPEN-Guidelines zu den Mikronährstoffen formuliert. Für jedes einzelne Spurenelement und Vitamin wurden die Hauptfunktion, der tägliche Bedarf, die Aussagekraft der diagnostischen Verfahren, mögliche Mangelerscheinungen und die Toxizität formuliert. Frau Prof. Mette Berger, Universität Lausanne, stellte die allgemeinen Empfehlungen und die wichtigsten Kapitel zu den einzelnen MN der umfassenden Guidelines vor.
Antipyretika sind seltener nötig, als viele glauben
Fest verwurzelt ist in vielen Familien der Glaube, dass Fieber immer so rasch wie möglich gesenkt werden müsse. Fieber ist aber per se keine Krankheit. Es ist zum einen Anzeichen einer Erkrankung, ohne vorderhand etwas über deren Schweregrad auszusagen, und es ist zum anderen ein physiologischer Mechanismus bei der Abwehr von Infektionen. Antipyretika können das Befinden der Kinder verbessern, sie ändern aber kaum etwas am Verlauf einer Infektion.
Stellenwert von Rehydratationsprodukten und Probiotika
Akute Gastroenteritis im Kindesalter ist häufig, und genauso häufig stellen sich in der Praxis die immer wieder gleichen Fragen: Sind für die Flüssigkeitszufuhr spezielle orale Rehydratationslösungen wirklich notwendig? Und welchen Nutzen haben Probiotika tatsächlich?
Eine Behandlung nach Guidelines macht den Einsatz von vielen Medikamenten erforderlich, was gerade bei älteren Patienten oft zu Schwierigkeiten führt. Ob bei diesen Patienten streng nach Guidelines therapiert werden soll oder eher nicht, wurde am Jahreskongress der Schweizer Gesellschaft für Kardiologie (SSC/SSCS) in St. Gallen kontrovers diskutiert. Vorteile und Einwände beleuchteten Prof. Christian Müller, Universität Basel, und Prof. Franz Eberli, Stadtspital Zürich Triemli.
Die aktuellen Guidelines empfehlen nach der Spitalentlassung für alle Herzinsuffizienzpatienten neu die gleichzeitige Gabe von 4 Substanzklassen, um die Mortalität zu reduzieren. Zusätzlich können regelmässige Kontrollen und Patientenempowerment helfen, das Erreichte zu konsolidieren und die Rehospitalisierungsrate reduzieren. Wie das geht, war am Jahreskongress der Schweizer Gesellschaft für Kardiologie (SSC/SSCS) in St. Gallen zu erfahren.
2021 wurde von der European Society of Cardiology die neue Version der Guidelines zur Prävention (1) von kardiovaskulären Erkrankungen in der klinischen Praxis vorgestellt. Mitverfasser war Prof. François Mach vom Universitätsspital Genf. Die Verfasser haben sich das Ziel gesetzt, eine Guideline zu entwickeln, die in praxi für die Grundversorgung wie auch für die Spitäler nutzbar ist. Sie soll die Grundlage für die gemeinsame Entscheidungsfindung von Arzt und Patient bei der Wahl der präventiven Massnahmen bilden, basierend auf den Patientencharakteristika. Eckpfeiler sind der Rat zu einem gesunden Lebensstil und die aggressive Behandlung von atherosklerotischen Risikofaktoren. Als Argumentationshilfe steht zusätzlich eine Tabelle zum Lebenszeitnutzen von bestimmten Massnahmen zur Verfügung. Im Folgenden sind Klasse-I-Empfehlungen der Guideline zusammengefasst.