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KURZ & BÜNDIG
Psylocibin gegen Depression
Vor dem Hintergrund, dass das therapeutische Ansprechen in der Behandlung der schweren Depression mit den bisher verfügbaren Medikamenten begrenzt ist, weckten Hinweise, dass Psylocibin eine schnelle antidepressive Wirkung zeigt, grosses Interesse. Eine amerikanische multizentrische 43 Tage dauernde Phase-II-Studie liefert nun dazu weitere Hinweise. 104 erwachsenen Teilnehmer erhielten doppelblind randomisiert entweder eine Einzeldosis 25 mg synthetisches Psilocybin oder als Kontrolle eine identisch aussehende Kapsel mit 100 mg Niacin, begleitet von psychologischer Unterstützung. Als primärer Endpunkt war die Änderung des Montgomery-Asberg-Depressionsbewertungsskala-Scores (MADRS; Bereich 0–60; höhere Werte zeigen schwerere Depressionen an) bis Tag 43 definiert. Der wichtigste sekundäre Endpunkt war die Veränderung des MADRS-Scores von Studienbeginn bis Tag 8.
Das Ergebnis zeigt eine signifikante Reduktion der MADRSScores unter Psylocibin im Vergleich zu Niacin bis Tag 43 (mittlere Differenz: –12,3) und bis Tag 8 (mittlere Differenz: –12,0). Es traten keine schwerwiegenden behandlungsbedingten Nebenwirkungen auf; jedoch war Psilocybin mit einer höheren Gesamtnebenwirkungsrate und einer höheren Rate schwerwiegender Nebenwirkungen verbunden. Die Behandlung mit Psilocybin war mit einer klinisch signifikanten und anhaltenden Reduktion depressiver Symptome verbunden, ohne dass schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auftraten.
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Quelle: Raison CL et al.: Single-Dose Psilocybin Treatment for Major Depressive Disorder: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2024 Feb 27;331(8):710. doi: 10.1001/jama.2024.0828.
MS-Therapie: Interimsresultate von Natalizumab s.c.
ONatalizumab kommt bei Patienten mit schubförmigremittierender Multipler Sklerose (RRMS) als krankheitsmodifizierende Behandlung zum Einsatz. Es ist in intravenöser (i.v.) und subkutaner (s.c.) Darreichungsform mit vergleichbarer Wirksamkeit erhältlich. Die Verabreichung subkutan erfordert deutlich weniger Zeit als intravenös, und es braucht nach den ersten sechs Dosen bei subkutaner Verabreichung keine Überwachung. Das ermöglicht mehr Flexibilität, weniger Kosten und könnte für die Patienten angenehmer sein. Inwieweit sich diese Vorteile auch in Therapiezufriedenheit ummünzen, untersucht eine prospektive, multizentrische Schweizer Beobachtungsstudie mit 106 RRMS-Patienten, die entweder ≤ 6 Dosen oder > 6 Dosen subkutan erhalten. Alle Patienten wurden gebeten, Fragebögen zur Beurteilung der Patientenzufriedenheit Treatment Satisfaction Questionnaire with Medication II (TSQM II) und «Patient Satisfaction Questionnaire» (PSQ) auszufüllen.
Die Interimsresultate der allgemeinen Zufriedenheit (TSQM-II-Gesamtscore) sowie von Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Anwenderfreundlichkeit (TSQM-II-Subscores) bei Studieneinschluss wurden am Jahreskongress der European Charcot Foundation präsentiert. Die medianen TSQM-IIScores (IQR) in der Gesamtpopulation betrugen für die Allgemeine Zufriedenheit: 83 (75–100), für die Wirksamkeit: 83 (67–100), für die Anwenderfreundlichkeit: 83 (72–89) und für die Nebenwirkungen: 100 (92–100). Bei Letzterem steht ein hoher Score für wenig Nebenwirkungen. Zwischen den Patienten, die eine Therapie begannen und den Langzeitanwendern ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.
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Quelle: Zecca C et al. Interim results from the SATYSFACTION study – Patient Satisfaction with the Tysabri SC Formulation – A Swiss multi-centric, non-interventional, research project. Poster presented at Annual Meeting of the European Charcot Foundation, 21.–23. November 2024
MS-Therapie: Real-World-Daten von Diroximelfumarat
Eine spanische Registerstudie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von 195 MS-Patienten im klinischen Alltag aus 26 neurologischen Abteilungen, die mit Diroximelfumarat (Vumerity®) behandelt wurden. Dabei interessierten demografische und klinische Merkmale, Nebenwirkungen, Abbruchgründe und Lymphozytenzahlen sowie Wirksamkeitsparameter anhand der radiologischen und klinischen Aktivität.
Die Patienten waren überwiegend Frauen (79,5%) mit einem Durchschnittsalter von 42,17 Jahren und einer durchschnittlichen Behandlungsdauer mit Diroximelfumarat von 6,3 Monaten. Die Mehrheit der Patienten (70,3%) berichtete keine Nebenwirkungen, wobei gastrointestinale Beschwer-
den und Flushing die häufigsten Nebenwirkungen waren. Die meisten Patienten (84,6%) setzten die Diroximelfumarat-Behandlung fort; Verträglichkeitsprobleme waren der Hauptgrund für einen Abbruch. Die Wirksamkeitsanalyse zeigte tiefe Rückfallraten nach Beginn der Diroximelfumarat-Therapie, wobei die meisten Patienten stabile oder verbesserte Werte auf der Expanded Disability Status Scale aufwiesen und radiologische Untersuchungen minimale Aktivität zeigten.
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Quelle: Aguirre C et al.: Real-World Experience with Diroximel Fumarate in Patients with Multiple Sclerosis: A Prospective Multicenter Study. Clin Drug Investig. 2024;44(11):829-838. doi:10.1007/s40261-024-01397-5
38 psychiatrie & neurologie 1 | 2025