Transkript
EDITORIAL
W ürden Sie sich als über 35-jährige Schwangere als «älter» bezeichnen? Können wir diese Bezeichnung guten Gewissens verwenden? Ist man nicht so alt, wie man sich fühlt und kann nicht ein grosser Unterschied zwischen chronologischem und biologischem Alter bestehen? Berechtigte Fragen, die aber nicht darüber hinwegtäuschen dürfen, dass die Natur aus gutem Grunde die Fertilität zeitlich beschränkt hat. Unsere heutigen Lebensumstände und Techniken machen es möglich, auch «spät» schwanger zu werden; die Zahl
Wann ist eine Schwangere «älter»?
der Frauen, die ihre erste Schwangerschaft nach dem 35. Lebensjahr erleben, liegt in der Schweiz bei 34%.
Wichtige Aspekte in der Betreuung Einerseits nimmt mit zunehmendem Alter die Belastbarkeit des Organismus ab, andererseits steigt die Wahrscheinlichkeit für chronische Erkrankungen. Damit kann die Belastbarkeit durch die Schwangerschaft leichter überschritten werden, womit sich mütterliche und fetale Komplikationen manifestieren. Schwer ist es, einen klaren AltersCut-off für eine Einstufung als Risikoschwangerschaft festzulegen, da das Altern ein individuelles Kontinuum darstellt. Auf der anderen Seite brauchen wir aus praktischen Gründen eine gewisse Eingruppierung, die uns bei der Schwangerenbetreuung leitet.
Vielleicht wäre es politisch korrekt, bei einer Schwangerschaft zwischen 35 und 40 Jahren von einem «altersbedingt moderaten Risiko», zwischen 40 und 45 Jahren von einem «altersbedingt erhöhten Risiko» und über 45 Jahre von einem «altersbedingt hohen Risiko» zu sprechen. Dies würde zumindest den vorliegenden Daten entsprechen und eine altersabhängige Relativierung der Risiken bei der Betreuung dieser Schwangeren ermöglichen. In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die wichtigsten Aspekte der Schwangerenbetreuung in diesem Kollektiv nahebringen, damit Ihre Patientinnen ohne unnötige Beunruhigung, aber gleichzeitig unter aufmerksamer ärztlicher Betreuung Ihrerseits (ggf. unter konsiliarischem Einbezug entsprechender Fachdisziplinen) optimal in die Schwangerschaft starten können, Risiken minimiert bzw. früh erkannt und entsprechend behandelt werden, so dass die Frau eine positive und erfolgreiche Schwangerschaft erleben kann.
Prof. Leo Schäffer Klinik für Geburtshilfe & Pränataldiagnostik Kantonsspital Baden
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Die «Schweizer Zeitschrift für GYNÄKOLOGIE» ist nach den Weiter- und Fortbildungsschwerpunkten des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) der FMH ausgerichet. Zu Ihrer raschen Orientierung erscheint der Schwerpunktbereich jeweils markiert auf dem Titelblatt und auf Seite 1 jeder Ausgabe.
Schweizer Zeitschrift für GYNÄKOLOGIE 2/2023:
Gynäkologische Onkologie/gynäkologische Senologie Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie Operative Gynäkologie und Geburtshilfe Fetomaternale Medizin Urogynäkologie
GYNÄKOLOGIE 2/2023
1