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KONGRESSBERICHT
Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO virtual), Mai/Juni 2021
Früher Brustkrebs
Steroidaler Aromatasehemmer bietet mehr Sicherheit für Knochen
In der adjuvanten endokrinen Therapie bei hormonrezeptor-(HR-)positivem Brustkrebs kommen standardmässig Aromatasehemmer (AI) zum Einsatz, welche als Nebenwirkung die Knochendichte verringern und zu Osteoporose führen können. Jetzt zeigte eine breite Metaanalyse, dass der steroidale AI Exemestan die Knochen weniger angreift als nicht steroidale AI.
Bisher wurden keine Vergleichsstudien dazu geführt, welcher der drei AI das bessere Sicherheitsprofil bezüglich des Knochenstoffwechsels aufweist: die nicht steroidalen AI (Anastrozol, Letrozol) oder der steroidale AI (Exemestan). Die Studienleiter führten deshalb eine breite Literaturrecherche durch und verglichen in einer Network-Metaanalyse die Inzidenz von Knochenereignissen bei Patienten, die mit steroidalen und nicht steroidalen AI behandelt wurden. Sie identifizierten über die Datenbanken PubMed und Embase sowie über Schlüsselwörter randomisierte, kontrollierte Studien mit Brustkrebspatientinnen, welche in adjuvanten Settings mit AI gegenüber Tamoxifen oder anderen AI behandelt wurden und in denen über ossäre Nebenwirkungen berichtet wurde.
Weniger Knochenschmerz, Frakturen, Osteoporose im Therapieverlauf
15 Studien wurden identifiziert, welche 6 verschiedene ossäre Endpunkte (Knochenläsionen) einschlossen. Hier zeigte sich, dass der steroidale AI Exemestan im Vergleich zu den nicht steroidalen AI Anastrozol und Letrozol zu n einer fast um die Hälfte verringerten
Inzidenz an Knochenschmerzen (Odds Ratio [OR]: 0,59 bzw. 0,54) n selteneren Frakturereignissen (OR: 0,84 bzw. 0,85) n einer fast um die Hälfte verringerten Inzidenz an Gelenksteifheit (OR gegenüber Anastrozol: 0,55) und n seltener zu Osteoporose (OR: 0,86 bzw. 0,74) führte. Zudem war die Knochenmineraldichte
an Hüfte und Lendenwirbel unter Exe-
mestan weniger reduziert als unter den
beiden anderen AI. Die SUCRA-Werte
(surface under the cumulative ranking
curve) lassen darauf schliessen, dass Exe-
mestan die höchste Wahrscheinlichkeit
für reduzierte Knochennebenwirkungen
aufweist.
Die Folgerung der Studienleiter: Die
Metaanalyse liefert starke Hinweise, dass
ossäre Nebenwirkungen unter der Brust-
krebstherapie mit Exemestan geringer
sind als unter den steroidalen AI, aller-
dings wurden insgesamt keine signifi-
kanten Unterschiede gesehen. Ver-
gleichsstudien zur Unterstützung der
Ergebnisse seien sicher sinnvoll, so die
Autoren.
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hir
Quelle: Chen Sh et al.: Bone safety profile of steroidal aromatase inhibitor in comparison to non-steroidal aromatase inhibitors in postmenopausal women with breast cancer: A network meta-analysis. ASCO Annual Meeting 2021; Abstract #527.
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