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Mediterrane Diät senkt Demenzrisiko
Eine e ziente Präventionsstrategie zur Verhinderung einer Demenz ist enorm wichtig, für die persönliche Prävention als auch für das Gesundheitswesen. Die mediterrane Ernährung wurde zur Reduzierung des Demenzrisikos vorgeschlagen. Doch bisher waren die Daten nicht schlüssig, sie stammten meist von kleinen Kohorten mit relativ wenigen Demenzkranken. Auch haben nur wenige Studien das genetische Risiko in die Untersuchungen miteinbezogen. Die UK Biobank ist eine laufende prospektive Multizenterstudie mit über einer halben Million freiwilligen Teilnehmern. Diese Langzeitstudie will den Ein uss von genetischer Prädisposition und Umweltein üsse wie
Ernährung, Lifestyle und Medikation auf die Entwicklung der Krankheiten im mittleren und höheren Alter untersuchen. Dazu wurden zwischen 2006 und 2010 Männer und Frauen zwischen 40 und 69 Jahren im Vereinigten Königreich rekrutiert. Bei diesen Personen wurden mittels Fragebogen und mündlichen Interviews, Messungen von körperlichen Funktionen und biologischen Proben viele Faktoren erfasst, die mit dem Gesundheitszustand assoziiert werden können. Bei einem Teil der Probanden wurden zusätzliche Bildgebungen oder auch di erenzierte Ernährungsanalysen durchgeführt. Für diese aktuelle Studie wurden Probanden eingeschlossen, die über 60 Jahre alt waren
und bei denen genügend Daten zur Genetik und zur Ernährung erhoben wurden. Es konnte gezeigt werden, dass das Risiko für eine Demenz um 23% niedriger ist, wenn eine mediterrane Ernährung eingehalten wird. Dieses Resultat war unabhängig vom genetischen Risiko. Damit haben die Empfehlungen für eine mediterrane Diät zur Verhinderung einer Demenz eine bessere Grundlage.
BE
Shannon OM et al. Mediterranean diet adherence is associated with lower dementia risk, independent of genetic predisposition: findings from the UK Biobank prospective cohort study. BMC Med. 2023 Mar 14;21(1):81.
Welchen Nutzen haben Ernährungsanpassungen bei diabetischer Nierenerkrankung?
Zwei kürzlich erschienene Cochrane Reviews untersuchten die präventiven und therapeutischen Auswirkungen einer Eiweiss- und einer Salzrestriktion bei diabetesbedingter Nierenerkrankung. Patienten mit Diabetes mellitus haben ein erhöhtes Risiko für eine Nierenfunktionsverschlechterung. Der erhöhte Blutzucker grei in einer komplexen Immunreaktion die Nierenkörperchen an, in denen aus dem Blut der Primärharn ltriert wird. Um die dadurch entstehenden dauerha en Schäden zu reduzieren bzw. zu verlangsamen, emp ehlt man den Patienten o zwei Ernährungsumstellungen: • Eine reduzierte Eiweisszufuhr soll dabei den
Filtrationsdruck verringern und so eine pathologische Hyper ltration verhindern. So wird die «Arbeitsbelastung» der Nierenkörperchen reduziert. • Demselben Zweck dient die konsequente Einstellung des Blutdrucks in den Normbereich. Die einfachste nicht-pharmakologische Methode ist hier eine reduzierte Salzzufuhr.
Eiweissarme Diät Die erste der beiden Cochrane-Reviews beinhaltet randomisierte kontrollierte Studien, die eine eiweissarme Diät (0,6 bis 0,8 g/kg Körpergewicht/Tag) mit einer uneingeschränkten Eiweisszufuhr über mindestens 12 Monate verglichen. Er umfasst acht Studien mit 486 Patienten mit Diabetes vom Typ 1 oder 2. • Die Ergebnisse sind eher enttäuschend: Im
Vergleich zu einer uneingeschränkten Eiweissaufnahme hat eine eiweissarme Diät möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Zahl der Menschen, die sterben oder zu einem dialysep ichtigen Nierenversagen fortschreiten. Die Autoren bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz hier allerdings als niedrig. Das bedeutet, dass weitere, besser gemachte Studien zukün ig durchaus auch noch positive E ekte zutage bringen könnten. Auch die Frage nach der Lebensqualität und unerwünschten Wirkungen konnte auf Basis der vorhandenen Studienlage nicht beantwortet werden.
ein und umfasst damit insgesamt 313 Teil-
nehmer. Einschlusskriterium war hier eine im
Normbereich liegende Nierenfunktionsleis-
tung, gemessen als glomeruläre Filtrationsrate
(GFR). Es wurden sowohl Patienten mit einem
erhöhten Blutdruck als auch einem Blutdruck
im Normbereich eingeschlossen.
Die gute Nachricht: Sowohl der systolische als
auch der diastolische Blutdruck konnte mit
einer auf weniger als 5 g pro Tag reduzierten
Salzaufnahme um 7 bzw. 3 mmHg gesenkt
werden. Das entspricht ungefähr dem durch-
schnittlichen E ekt eines Blutdruckmedika-
ments.
Diese E ekte mögen eindrücklich sein, werden
jedoch durch eine niedrige Vertrauenswürdig-
keit der zugrundeliegenden Evidenz einge-
schränkt. Auch hier sind also weitere und vor
allem bessere Studien nötig, um Klarheit zu
scha en.
PS
Quelle 02.02.2023 Georg Rüschemeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Cochrane Deutschland, www.cochrane.de/news/ernaehrungsanpassungen-bei-diabetischer-nierenerkrankung
Fragestellung der Review Beide Ansätze sind in der eorie plausibel. Doch können Diabetes-Patienten auch in der Praxis von den Ernährungsanpassungen pro-
tieren? Dieser Frage gehen zwei CochraneReviews nach.
Salzarme Diät Im Gegensatz dazu macht die Untersuchung einer reduzierten Salzaufnahme zur Einstellung des Blutdrucks mehr Ho nung für Patienten mit Diabetes Typ 1 oder 2: Dieser aktualisierte Cochrane-Review schliesst eine zusätzliche randomisierte kontrollierte Studie
Originalpublikation: Jiang S et al. Protein restriction for diabetic kidney disease. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 1. Art. No.: CD014906. Hodson EM et al. Altered dietary salt intake for preventing diabetic kidney disease and its progression. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 1. Art. No.: CD006763.
Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2|2023 29