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ERNÄHRUNG UND KREBS
Malnutrition bei hospitalisierten Patienten
Auch Krebspatienten profitieren von Ernährungstherapie
Hospitalisierte Patienten mit einer Krebserkrankung, die Anzeichen einer Mangelernährung
aufweisen, profitieren von einer Ernährungstherapie. Wie die Studie von Laura Bargetzi (1)
30-Tage Mortalität mit und ohnezeigte, konnte dank einer personalisierten Anpassung der Ernährung die 30-Tage-Mortalität gesenkt werden.EArucnh ädiehFurnuktniongalsitätthuned driae Lpebieensqbuaelitäit Kverrbeessberstepn saicht.ienten
Von den 2028 Patienten der EFFORT-Studie (2),
einer prospektiven, randomisierten, kontrollierten
30-Tage-Mortalität mit und ohne Ernährungstherapie bei Krebspatienten
Schweizer Multizenterstudie, wurde die Kohorte der
Patienten, die mit einer Krebsdiagnose hospitalisiert wurden, einer Sekundäranalyse unterzogen. Diese
Kaplan-Meier-Überlebenskurve 1.00
506 Patienten litten an unterschiedlichen Krebsarten.
Der Ernährungszustand wurde aufgrund des Nutri-
0.90
tional Risk Screening (NRS) evaluiert. Die Patienten
der Studie hatten einen Risikoscore von ≥ 3 (mittleres
0.80
Risiko) bis 7 (höchstes Risiko). Die Kontrollgruppe erhielt eine normale Spitalkost, die Interventions-
0.70
gruppe eine individuelle Ernährungstherapie, die den erhöhten Bedarf an Proteinen und Energie dieser
0.60
Patienten berücksichtigte. Der Zielwert für die Pro-
0.50
teinzufuhr betrug 1,2 bis 1,5 g/kg Körpergewicht pro
0
15
30
Tag, bei akutem Nierenversagen nur 0,8 g/kg Körper-
Patienten
Analyse Zeit in Tagen
gewicht. Um das Ziel zu erreichen, wurde das Essen je nach Vorlieben des Patienten angereichert, sei es
Kontrollgruppe 251 Interventionsgruppe 255
211 228
201
219
mit Proteinpulver, speziellen Zwischenmahlzeiten
Kontrolle
Intervention
oder Supplementen. Eine Sondennahrung oder eine
Patientenparenterale Ernährung kam zum Einsatz, wenn
75 Prozent des Zielwerts der Eiweiss- oder Energie-
Kontrollgruppeaufnahme nicht erreicht wurden. Tatsächlich unter-
Abbildung: 30-Tage-Mortalität mit und ohne eine Ernährungstherapie bei Krebspatienten
251Bei der Interventionsgruppe konnte zudem ein klei-
schied sich die erreichte Protein- und Kalorien- neres Risiko für eine Abnahme der Funktionalität im
Interventionsgruppe 255zufuhr. Sie betrug beispielsweise für den 10. Hospita- Alltag festgestellt werden. Ausserdem zeigte sich auch
lisationstag in der Interventionsgruppe 52 g Eiweiss/ eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität.
Tag und 1411 kcal/Tag, in der Kontrollgruppe hin- Um den klinischen Outcome zu verbessern, empfiehlt
gegen nur 44 g Eiweiss/Tag und 1154 kcal/Tag.
die European Society for Clinical Nutrition and Me-
Durch die Intervention konnte die Mortalität gesenkt tabolism (ESPEN), die Krebspatienten frühzeitig auf
werden. Während der ersten 30 Tage starben 36 Pa- das Risiko für eine Malnutrition zu screenen und eine
tienten (14,1 %) in der Interventionsgruppe und individuelle Ernährungsberatung durchzuführen.
50 Patienten (19,9 %) in der Kontrollgruppe (siehe
B.E.
Abbildung). Auch nach 6 Monaten Follow-up war der Unterschied in der Mortalität zwischen den beiden Gruppen noch vorhanden. In diesem Zeitraum star-
Referenzen: 1. Bargetzi L et al. Nutritional support during the hospital stay reduces
mortality in patients with different types of cancers: secondary ana-
ben 47,3 Prozent der Patienten in der Interventionsund 52,7 Prozent in der Kontrollgruppe. Patienten mit einem NRS-Score von ≥ 5 hatten ein um
lysis of a prospective randomized trial. Ann Oncol. 2021;32(8):10251033. 2. Schuetz P et al. Individualised nutritional support in medical inpatients at nutritional risk: a randomised clinical trial. Lancet.
19 Prozent höheres Risiko, verglichen mit Patienten
2019;393(10188):2312-2321. doi:10.1016/S0140-6736(18)32776-4
mit einem NRS-Score von 3.
Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 1|2022 9