Transkript
JOURNAL CLUB
Fortgeschrittenes Endometriumkarzinom
Neuer Immuncheckpoint-Hemmer verlängert signifikant das progressionsfreie Überleben
Bei primär fortgeschrittenem oder rezidivierendem Endometriumkrebs gelingt es unter dem PD-L1-Inbibitor Dostarlimab plus Chemotherapie, das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant zu verbessern. Dies ergab eine internationale, randomisierte, plazebokontrollierte Phase-III-Studie mit fast 500 Patientinnen.
Das Endometriumkarzinom ist weltweit das sechsthäufigste Malignom bei Frauen und der zweithäufigste gynäkologische Tumor. Bisher besteht die Erstlinientherapie standardmässig aus Chemotherapie mit Carboplatin plus Paclitaxel; allerdings sind die Erfolge mässig mit einem medianen Überleben von drei Jahren oder weniger. Der neue Immun-Checkpoint-Hemmer (PD-1-Hemmer) Dostarlimab (Jemperli®) wurde zugelassen in der Schweiz, der EU und von der FDA für das rezidivierte oder fortgeschrittene Endometriumkarzinom mit fehlerhafter DNAMismatch-Reparatur (dMMR)/hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) aufgrund der positiven Resultate der GARNET-Studie (1). Diese Tumoreigenschaften betreffen 20 bis 30% aller Fälle an Endometriumkrebs. Durch assoziierte Expression von PD-1- und seiner Liganden (PD-L1 und PD-L2) sind diese Tumoren empfindlich für die Inhibitoren.
Plazebokontrollierte Doppelblindstudie
Die internationale Phase-III-Studie RUBY (2) untersuchte daraufhin im doppelblin-
den, randomisierten, plazebokontrollierten Design die Kombination Chemotherapie plus Dostarlimab bei Patientinnen mit primär fortgeschrittenem (Stadium III oder IV) oder erstmals rezidiviertem Endometriumkarzinom: 494 Patientinnen erhielten im Verhältnis 1:1 entweder Dostarlimab (500 mg) oder Plazebo plus Carboplatin und Paclitaxel alle 3 Wochen (6 Zyklen), gefolgt von Dostarlimab (1000 mg) bzw. Plazebo alle 6 Wochen für bis zu 3 Jahre. Primärer Endpunkt waren das progressionsfreie Überleben (PFS) nach RECIST 1.1. und das Gesamtüberleben.
Ergebnisse: verdoppeltes PFS nach 2 Jahren
Aus dem Gesamtkollektiv hatten 23,9% (N = 118) dMMR- und MSI-H-Tumoren. In dieser Gruppe lebten nach 24 Monaten 61,4% progressionsfrei (95%-KI: 46,3– 73,4) in der Dostarlimab-Gruppe gegenüber nur 15,7% (7,2–27,0) in der Plazebogruppe (Hazard Ratio für Progression oder Tod 0,28 (95%-KI: 0,16–0,50; p < 0,001). Im Gesamtkollektiv betrug das PFS nach 24 Monaten 36,1% (29,3–
42,9) in der Dostarlimab-Gruppe versus 18,1% (13,0–23,9). Das Gesamtüberleben nach 24 Monaten betrug 71% (64,5–77,1) unter dem Prüfmedikament versus 56,0% (48,9–62,5), die Hazard Ratio für Tod betrug 0,64 (0,46–0,87). Häufigste Nebenwirkungen unter der Therapie waren Nausea (53,9% vs. 45,9%), Alopezie (53,5% vs. 50,0%) und Fatigue (51,9% vs. 54,5%).
Fazit: grösster Benefit bei
dMMR–MSI-H-Tumoren
Die Studienleiter schlussfolgern, dass
Dostarlimab plus Carboplatin/Paclitaxel
das PFS bei den fortgeschrittenem/rezi-
diviertem Endometriumkarzinom signifi-
kant erhöhen und dass besonders Pati-
entinnen mit dMMR–MSI-H-Tumoren
profitieren.
n
Bärbel Hirrle
Quellen: 1. Oaknin A et al.: Safety and antitumor activity of dostarlimab in patients with advanced or recurrent DNA mismatch repair deficient/microsatellite instability-high (dMMR/MSI-H) or proficient/stable (MMRp/MSS) endometrial cancer: interim results from GARNET—a phase I, single-arm study. J ImmunoTherapy Cancer. 2022;10:e003777. doi: 10.1136/jitc-2021-003777. 2. Mirza MR et al. (RUBY Investigators): Dostarlimab for primary advanced or recurrent endometrial cancer. N Engl J Med 2023; 388:2145-2158. doi: 10.1056/NEJMoa2216334
32 GYNÄKOLOGIE 4/2023