Neurologie – Behördliche Inkompetenz ist ein Ärgernis
Dr. med. Christian Meyer Facharzt für Neurologie FMH Schaffhausen
Dr. med. Christian Meyer Facharzt für Neurologie FMH Schaffhausen
Geflüchtete sind von schwierigen Lebensbedingungen betroffen, welche die Entwicklung von psychischen Störungen begünstigen. Der lange Asylprozess, die erschwerten Wohn- und Arbeitsbedingungen, der Verlust naher Angehöriger und die Erfahrung von Rassismus und Diskriminierung sind oft verbunden mit Symptomen wie Stress, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Gleichzeitig ist der Zugang zu professioneller Unterstützung oft erschwert aufgrund sprachlicher Hürden, kulturell unterschiedlicher Annahmen zu Krankheit und Gesundheit sowie aufgrund der häufig starken Stigmatisierung von psychischen Störungen in der Herkunftskultur. Für Geflüchtete können digitale Angebote eine Möglichkeit sein, wichtige Informationen in ihrer Sprache zu erhalten. Ausserdem können solche digitalen Angebote als niederschwellige Interventionen zur Behandlung oder Vorbeugung psychischer Störungen genutzt werden. In diesem Beitrag werden die bisherigen Erfolge sowie das künftige Potenzial der Nutzung von digitalen Medien für die psychologische und psychosoziale Unterstützung dargestellt.
Unerkannte Störungen der sozialen Kognition
Beeinträchtigungen der sozialen Kognition sind für die Lebensqualität wesentliche, aber häufig unterdiagnostizierte Begleitsymptome neurologischer Erkrankungen und psychiatrischer Störungen. Die Web-App COSIMO (Cognition of Social Interaction in Movies) ist ein Screeningverfahren, um in wenigen Minuten schwere Störungen sozialkognitiver Fähigkeiten zu erkennen. COSIMO wurde als eigenständige Web-App entwickelt, die auf Tablet, Smartphone und PC genutzt werden kann.
Prof. Thomas Berger forscht fürs Leben gern. Sein Ziel war es nie, einen bestimmten Preis zu bekommen oder Professor zu werden. Sein Antrieb ist, mit seiner Forschung Probleme zu lösen. Seine Onlinetools für die Psychotherapie leisten dazu einen Beitrag.
Digitale Medizin ist in den letzten 10 Jahren zu einem festen Bestandteil in der medizinischen Forschung geworden und hält nun Einzug in die klinische Routine sowie in klinische Medikamentenstudien. Meist sind es Softwareprogramme, die auf Smartphones oder Tablets als Apps heruntergeladen werden können, oder PRO (patients reported outcomes), die als Link via E-Mail an Patienten verschickt werden.
Bei der Hirnschlagbehandlung zählt jede Sekunde: «Time is brain» ist das Dogma, nach dem jeder Schritt in der Behandlungskette seit Jahren immer weiter optimiert wird. Da es entscheidend ist herauszufinden, welche Form des Hirnschlags vorliegt (ischämisch oder hämorrhagisch), ist eine rasche Bildgebung entscheidend, um den Patienten die optimale, zielgerichtete Therapie anbieten zu können. Ob die Diagnostik und die Triage erst im Spital beginnen sollen, darf infrage gestellt werden.
Die Multiple Sklerose ist eine entzündlich-demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nervensystems und kann eine Vielzahl neurologischer Symptome verursachen. Das macht eine umfassende klinische Evaluation anspruchsvoll. Der Einsatz von Smartphone-Sensoren ist ein vielversprechender neuer Ansatz, um sogenannte digitale Biomarker zur besseren Charakterisierung der Erkrankung zu entwickeln.
Bis heute wurden zahlreiche Proteine, Peptide, Metaboliten und Medikamente im Schweiss nachgewiesen (1–5). Schweiss wird nicht invasiv gewonnen und kann somit repetitiv abgenommen werden. Die fortschreitende technologische Entwicklung auf dem Gebiet der Sensorik ermöglicht es in naher Zukunft, die digitale und laborunabhängige Schweissanalyse direkt auf der Haut durchzuführen (6). Somit verspricht die digitale Schweissanalyse, einen wichtigen Beitrag zur Patientenversorgung der Zukunft zu leisten.
Lukas B. sitzt im Bus auf dem Weg zur Uni und schaut auf sein Mobiltelefon. Der 23-jährige Student liest noch einmal, was er am Vorabend auf seinem Laptop in ein internetbasiertes Selbsthilfeprogramm zur Behandlung sozialer Ängste eingetragen hat. «Ich werde mich morgen im Seminar mindestens 2-mal melden», hat er sich vorgenommen. Und: «Sätze nicht vorher im Kopf ausformulieren, einfach darauflos reden und den Blickkontakt mit den anderen Studierenden und der Dozentin halten.»
Internetbasierte Ansätze bieten in vielerlei Hinsicht interessante und vielversprechende Interventionsmöglichkeiten und wurden in den letzten Jahren intensiv erforscht. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit digitalen Interventionen bei Angststörungen und Depressionen und gibt einen Überblick über den aktuellen Stand in Forschung und Praxis.