Transkript
Foto: zVg
Wir stellen vor:
Dr. med. Isabella Glaser
Leiterin DelirUnit Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER, Basel
PORTRAIT
Weil viele neurologischen Erkrankungen Krankheiten des Alters sind, hat sich die Neurologin Dr. Isabella Glaser für die Geriatrie entschieden. Der ganzheitliche Ansatz in diesem Fach hat sie angesprochen, denn im Alter kommt «alles» zusammen.
Sie haben die Leitung der DelirUnit. Was muss man sich darunter vorstellen? Die DelirUnit ist eine geschützt geführte Abteilung mit zwölf Betten für Patienten mit Delir. Das sind Patienten aus verschiedenen Fachrichtungen, wie beispielsweise orthopädische Patienten nach Operation, Patienten mit Infektionen wie zum Beispiel einer Pneumonie, neurologische Patienten nach epileptischem Anfall, Hirnschlag oder nach SchädelHirn-Trauma. Ziel dieser Abteilung ist das Bereitstellen von vor allem pflegerischen Basismassnahmen. Damit diese konsequent umgesetzt werden können, ist der Pflegeschlüssel in dieser Abteilung höher, und wir haben eine sehr moderne Ausstattung mit radargestützter Bettausstiegswarnung und Bodenbetten. Sitzwachen gibt es bei uns nicht. Bei Bedarf ist jedoch eine punktuelle Eins-zu-Eins-Betreuung möglich. Ziel ist es dabei, die Patienten möglichst schnell aus ihrem Delir herauszubringen, damit sie dann weiter in die Reha oder auf die normale Abteilung können. Die durchschnittliche Aufenthaltszeit in der DelirUnit beträgt etwa 11 Tage. Einige Patienten leiden an einer Demenz, die entweder vorbekannt ist oder im Rahmen des Delirs neu diagnostiziert wird. Diese Patienten können häufig nicht in die normale Abteilung wechseln, für sie muss eine Anschlusslösung gesucht werden.
Sie sind in Deutschland aufgewachsen und haben da studiert. Was brachte Sie in die Schweiz? Die Liebe! Mein Mann wohnte damals vor 14 Jahren in der Grenzregion Basel, und ich bin ihm zu ihm gezogen, wo wir immer noch wohnen. Da bot sich das von uns aus viel näher gelegene und auch attraktivere Arbeitsangebot in Spitälern in der Region Basel an. Das Angebot der Universitären Altersmedizin FELIX PLATTER, die DelirUnit aufzubauen, hat dann dazu geführt, dass ich nun hier auch beruflich verwurzelt bin.
Sie haben Neurologie als Facharztfach gewählt. Warum? Gibt es dafür einen besonderen Grund? Das Gehirn interessierte mich eigentlich schon in der Schule. Während der Schulzeit habe ich auch ein Praktikum in einer neurologischen Abteilung absolviert. Weil die Biologielehrer all meine Fragen nicht beantworten konnten, musste ich dem selber nachgehen. Das habe ich dann im Medizinstudium auch durchgezogen. Ich habe meine Doktorarbeit in der Neurologie geschrieben und anschliessend den Facharzt in Neurologie in Deutschland gemacht.
Warum gerade Neurogeriatrie? Eigentlich bin ich durch Zufall in die Geriatrie gerutscht. Mein damaliger Chef in der Reha Rheinfelden, Prof. Thierry Ettlin, sagte zu mir, sie bräuchten eigentlich noch einen Geriater und fragte mich, ob ich mir das nicht einmal anschauen wolle. Was ich dann im Felix-Platter-Spital auch tat. Im Gegensatz zur Neurologie, die sich immer mehr in Subspezialisierungen wie Epilepsie, Stroke, Parkinson, MS usw. aufsplittert, besteht in der Geriatrie ein ganzheitlicher Ansatz. Das hat mir sehr gefallen. Man sieht in der Geriatrie verschiedene neurologische Erkrankungen mit all ihren psychosozialen Problemen, denn viele neurologische Erkrankungen sind Erkrankungen des Alters wie zum Beispiel Parkinson, Hirnschlag, Demenz oder mit dem Alter zunehmende Epilepsien.
Nach einem strengen Arbeitstag mit schwierigen Patienten – wie kön-
nen Sie sich entspannen? Haben Sie Hobbys?
Ein Hobby von mir ist Velofahren. Ich fahre täglich mit dem Velo zur Ar-
beit, das sind pro Weg 20 km. Das tut gut und wirkt entspannend. Mein
zweites «Hobby» ist das Zusammensein mit meiner Familie. Wir fahren
im Winter sehr gerne Ski, häufig im Engadin, im Sommer wandern oder
biken wir in den Bergen. Die Berge sind unsere zweite Heimat
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Das Interview führte Valérie Herzog.
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PSYCHIATRIE + NEUROLOGIE
3/2024