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EDITORIAL
Gemäss drittem Monitoringbericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) leiden knapp 17 Prozent der Schweizer Bevölkerung an einer oder mehreren psychischen Erkrankungen. Psychische Störungen verursachen etwa 20 Prozent der Krankheitslast der Bevölkerung (Global Burden of Disease), können sich auf alle Lebensbereiche der Betroffenen auswirken und zu erheblichen Beeinträchtigungen führen, die volkswirtschaftlichen Kosten sind enorm (1). Etwa ein Drittel der hospitalisierten psychiatrischen Patienten sind Eltern minderjähriger Kinder. Die Belastungen und Bedürfnisse dieser Kinder sind häufig weder bekannt, noch erhalten sie die Information und Unterstützung, die sie benötigen, um sich altersentsprechend entwickeln zu können (2, 3).
schutzaspekten und gutachterlichen Fragestellungen. Sie beschreiben die Gelingensfaktoren einer funktionierenden Vernetzung der involvierten Fachpersonen und stellen eine Auswahl bewährter und evaluierter Hilfs- und Unterstützungsangebote vor (u.a. SAFE®-Programm, MST-CAN, stationäre Eltern-Kind-Behandlung), speziell auch bei postpartaler Depression und Kindern aus suchtbelasteten Familien (Zebra). Vom 17. bis 19. August 2016 findet im Congress Center Basel der nationale Jahreskongress der SGPP und SGKJPP (Schweizerische Gesellschaften für Erwachsenen- und Kinderpsychiatrie und Psychotherapie) zum Thema «Psychische Gesundheit aus der Generationenperspektive» statt, gleichzeitig mit der 5. Internationalen Konferenz zu Kindern und Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil und den Jahreskongressen des
Dr. med. Kurt Albermann Chefarzt/Stv. Direktor, Departement Kinder- und Jugendmedizin, Kantonsspital Winterthur Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ kurt.albermann@ksw.ch
Kinder und Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf
Die vom Bundesrat geplante nationale Strategie «Gesundheit2020» zur Stärkung und verbesserten Koordination der verschiedenen Aktivitäten zur Prävention nicht übertragbarer Krankheiten (NCD) soll noch in diesem Jahr vorliegen. Die in diesem Bericht für das Thema psychische Gesundheit ausgewiesenen Handlungsfelder in den Bereichen Sensibilisierung, Entstigmatisierung, Information, Gesundheitsförderung, Prävention, Früherkennung, Advocacy, Wissensgrundlage sowie Strukturen und Ressourcen können exakt auf die Situation und den Unterstützungsbedarf von Kindern, Jugendlichen und Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil angewandt werden (4). Das vorliegende Themenheft rückt daher Kinder und Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil in den Fokus der Aufmerksamkeit von Haus- und Kinderärzten, von Erwachsenen- wie Kinder- und Jugendpsychiatern. Die Beiträge widmen sich wesentlichen und bestimmenden Aspekten der kindlichen Entwicklung wie der Bindungsund Beziehungsentwicklung bis hin zu Kinder-
Netzwerks Psychische Gesundheit (NPG), der Pro Mente Sana (PMS) und der Stiftung iks (Institut Kinderseele Schweiz). Der Kongress rückt generationenübergreifend die gesamte Familie ins Zentrum. Das Thema soll interdisziplinär vorgestellt und gemeinsam diskutiert werden. Es sind daher ausdrücklich auch verwandte medizinische und nicht medizinische Fachdisziplinen eingeladen. Dem Editorial-Board der PÄDIATRIE und dem Rosenfluh-Verlag danke ich für die Einladung, dieses Themenheft herauszugeben. Allen Autoren und Autorinnen, meinen Kolleginnen und Kollegen danke ich für die Zeit, die sie investiert haben. Schliesslich möchte ich in diesem Heft auf das Engagement der Stiftung iks hinweisen, die sich für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz einsetzt, speziell für Kinder und Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil – mein Dank gilt allen, die diese wichtige Arbeit bis anhin unterstützt haben!
Kurt Albermann
Weitere Informationen zum Kongress unter www.psy-congress.ch sowie auf den Seiten 3 und 15 in dieser Ausgabe der PÄDIATRIE.
Literatur: 1. Schuler D, Burla L; Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (Hrsg.): Psychische Gesundheit in der Schweiz. Monitoring 2012. Obsan Bericht 52. www.obsan.ch > Publikationen 2012 2. Gurny R et al.: Kinder psychisch kranker Eltern: Winterthurer Studie. Wissenschaftlicher Bericht. Zürich: Hochschule für Soziale Arbeit, Zürich, 2006 3. Reupert A et al.: Parental psychiatric disorder. Distressed parents and their families. 3rd ed., Cambridge University Press, 2015 4. Bürli Ch et al.: Psychische Gesundheit in der Schweiz. Bestandsaufnahme und Handlungsfelder. Bericht im Auftrag des Dialogs Nationale Gesundheitspolitik. Bundesamt für Gesundheit (BAG), Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz, 2015.
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