Transkript
JOURNAL CLUB
NSCLC: Follow-up der Studie EMPOWER-Lung 1 nach 35 Monaten
In der EMPOWER-LUNG 1-Studie profitierten Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkrebs mit einer PD-L1-Tumorexpression von 50 % oder mehr signifikant von einer Behandlung mit Cemiplimab. Die 35-Monatsdaten bestätigen den Vorteil hinsichtlich des Fortschreitens der Erkrankung sowie des Gesamtüberlebens.
In der multizentrischen Phase-III-Studie EMPOWER-LUNG 1 erhielten 712 Patienten mit histologisch gesichertem squamösem oder nicht squamösem fortgeschrittenem nicht kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) 1:1 randomisiert entweder Cemiplimab (n = 357; 350 mg i.v. alle 3 Wochen; bis zu 108 Wochen resp. bis zum Fortschreiten der Erkrankung) oder eine Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes (n = 355). Als primäre Endpunkte wurden das Gesamtüberleben (OS) und das progressionsfreie Überleben (PFS) definiert. Schritt die Erkrankung unter dem Checkpoint-Inhibitor fort, konnten die Patienten zusätzlich bis zu vier Zyklen Chemotherapie erhalten. Bei 284 respektive 281 Patienten, die Cemiplimab
bzw. eine Chemotherapie erhielten, wurde eine PD-L1-Expression von mindestens 50 % nachgewiesen. In dieser Gruppe lag nach einer Nachbeobachtungszeit von 35 Monaten das mediane OS unter dem PD1-Inhibitor bei 26,1 Monaten gegenüber 13,3 Monaten unter der Chemotherapie (Hazard Ratio [HR]: 0,57; 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 0,46–0,71; p < 0,0001). Das mediane PFS betrug 8,1 versus 5,3 Monate (HR: 0,51; 95 %-KI: 0,42–0,62; p < 0,0001). Unter Cemiplimab plus Chemotherapie als Zweitlinientherapie (n = 64) wurde ein medianes PFS von 6,6 Monaten und ein OS von 15,1 Monaten erzielt. Die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse des Grades 3/4 waren Anämien (4 % in der Cemiplimab-Gruppe gegenüber 17 % in der Kontrollgruppe), Neutro penien (1 vs. 10 %) und Lungenentzündungen (5 vs. 4 %). Behandlungsbedingt verstarben zehn von 356 mit Cemiplimab behandelten Patienten und sieben von 343 der mit Chemotherapie Behandelten. Das Sicherheitsprofil nach 35 Monaten entsprach im Allgemeinen dem bereits Bekannten; es wurden keine neuen Sicherheitssignale beobachtet. Die Zugabe einer Chemotherapie zu Cemiplimab im Fall eines Krankheitsprogress könnte eine neue Zweitlinienbehandlung für NSCLC-Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung darstellen, konstatieren die Autoren. Mü n Quelle: Ozguroglu M et al.: First-line cemiplimab monotherapy and continued cemiplimab beyond progression plus chemotherapy for advanced non-small-cell lung cancer with PD-L1 50 % or more (EMPOWER-Lung 1): 35-month follow-up from a mutlicentre, open-label, randomised, phase 3 trial. Lancet Oncol. 2023;24(9):9891001. doi: 10.1016/S1470-2045(23)00329-7. DLBCL: 5-Jahres-Daten der L-MIND-Studie bestätigen klinischen Nutzen Die CD19-gerichtete Immuntherapie mit Tafasitamab ist in Kombination mit Lenalidomid für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusen grosszelligen B-Zell-Lymphom (r/r DLBCL) zugelassen, die für eine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) nicht geeignet sind. Die beschleunigte Zulassung der FDA basierte auf den Ergebnissen der Phase-II- Studie L-MIND, für die nun die abschliessende 5-Jahres-Analyse publiziert wurde. In der L-MIND-Studie wurden 80 Patienten mit einem r/r DLBCL nach einer bis drei systemischen Therapien mit Tafasitamab (12 mg/kg i.v.) und Lenalidomid (25 mg oral, Tag 1 –21) behandelt. Die Kombination wurde bis zu 12 Zyklen à 28 Tagen gegeben, im Anschluss folgte eine Monotherapie mit dem CD19-Antikörper bis zum Krankheitsprogress oder inakzeptabler Toxizität. Als primärer Endpunkt wurde die Gesamtansprechrate (ORR; vollständiges [CR] plus partielles Ansprechen [PR]) definiert, als sekundäre Endpunkte die Dauer des Ansprechens (DOR), das progressionsfreie Überleben (PFS), das Gesamtüberleben (OS) sowie die Inzidenz und die Ausprägung der unerwünschten Ereignisse. Die Wirksam- keitsendpunkte wurden zudem nach vorangegangenen Therapielinien (1 vs. ≥2) exploriert. Zum Datenschnitt wurde eine ORR von 57,5 % erzielt, 33 Patienten erreichten ein vollständiges und 13 ein partielles Ansprechen – das entsprach vorherigen Resultaten. Die mediane Nachbeobachtungszeit von 44 Monaten war zu kurz, um das mediane Ansprechen zu erreichen. Das mediane PFS lag bei 11,6 Monaten (mediane Nachbeobachtungszeit: 45,6 Monate) und das mediane OS bei 33,5 Monaten (mediane Nachbeobachtungszeit: 65,6 Monate). Bis zum Ansprechen dauerte es median 2 Monate, bis zum kompletten Ansprechen 8,1 Monate. Die Bedeutung der Tiefe des Ansprechens zeigte sich in der 5-Jahres-OS-Wahrscheinlichkeit: Diese lag bei 72,7 % bei Erreichen einer CR ver- sus 18,3 % bei Erreichen einer PR. Eine geringere Zahl von Vortherapien er- wies sich dabei als günstiger: Patienten mit nur einer Vortherapie (n = 40) erzielten eine höhere ORR als diejenigen mit zwei oder mehr Vortherapien (n = 40; 67,5 vs. 47,5 %; CR: 52,5 vs. 30 %). Ein dauerhaftes Anspre- chen gelang jedoch auch in der zweiten und späteren Therapielinien; in keiner der Untergruppen wurde die mediane DOR erreicht. Es gab keine neuen Sicherheits- bedenken; unerwünschte Ereignisse wa- ren beherrschbar und nahmen während der Monotherapie unter Tafasitamab ab. Das Fazit der Autoren: Diese Abschluss- analyse bestätigt den langfristigen klini- schen Nutzen mit dauerhaftem Anspre- chen sowie die gute Verträglichkeit der Kombination aus Tafasitamab und Lenali- domid. Mü n Quelle: Duell J et al.: Tafasitamab for patients with relapsed or refractory diffuse large B-cell lymphoma: final 5-year efficacy and safety findings in the phase II L-MIND study. Haematologica. 2024;109(2):553-566. doi:10.3324/ haematol.2023.283480 30 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 1/2024