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KONGRESSBERICHT
65th ASH Annual Meeting and Exposition, 9.–12. Dezember 2023, San Diego
Indolentes Lymphom: Kein statistisch signifikanter Nutzen für Vitamin-D
Mehrere Studien bei Patienten mit indolenten B-Zell-Lymphomen hatten einen signifikanten Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und schlechterem Gesamtüberleben gezeigt, der stärker schien als herkömmliche Prognosefaktoren. Friedberg et al. untersuchten daher in einer Phase-III-Studie doppelblind den Einfluss einer Vitamin-D-Supplementierung auf das Gesamt überleben und das Ansprechen auf Rituximab.
Die Analysekohorte umfasste 206 Patienten mit verschiedenen Formen von indolenten Lymphomen, die nach strengen Einschlusskriterien ausgewählt wurden, um Risiken einer Cholecalciferol-Therapie zu minimieren. Sie wurden 2:1 randomisiert und erhielten über einen Zeitraum von 3 Jahren entweder Vitamin D3 (2000 IE täglich) oder Plazebo zusätzlich zur Behandlung mit Rituximab. Die Teilnehmer waren zwischen 30 und 80 Jahre alt, das Durchschnittsalter lag bei 62 Jahren; 57 % waren Frauen, gut drei Viertel aller Patienten waren übergewichtig oder fettleibig. Zu Beginn der Studie lag der mediane Vitamin-D-Spiegel bei 33 ng/ml
(6–80 ng/ml), in Woche 13 bei 41,6 ng/ml in der Verum- und 31,3 ng/ml in der Plazebogruppe. Anhaltende Unterschiede im Vitamin-D-Spiegel der beiden Gruppen bestätigen die Compliance. Die Toxizität entsprach dem, was bei Rituximab zu erwarten war; es kam nur selten zu unerwünschten Ereignissen (2 Hyperkalzämien in der Plazebogruppe, 4 Nierensteine und 3 Knochenbrüche in der Verumgruppe). Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 19,5 Monaten zeigte die Studie keinen statistisch signifikanten Unterschied im ereignisfreien Überleben (EFS) zwischen beiden Gruppen (EFS: 34,5 Monate; 95%-KI: 24–42+ Monate, p = 0,7),
auch nicht in verschiedenen Subgruppen-
analysen nach Histologie, FL-IPI-Score,
Geschlecht und Ausgangsspiegel von Vit-
amin D.
Die Autoren folgern, dass eine Vitamin-
D-Supplementierung keinen statistisch
signifikanten Nutzen für das Überleben
oder das Ansprechen auf die Behand-
lung mit Rituximab bei Patienten mit in-
dolenten Lymphomen bietet. Diese Er-
gebnisse legen nahe, dass der zuvor
beobachtete Zusammenhang zwischen
niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und
schlechteren Ergebnissen eher ein Indi-
kator für die Schwere der Erkrankung
und begleitende Komorbiditäten als ein
direkt modifizierbarer Risikofaktor sein
könnte.
n
Mü
Quelle: Friedberg JW et al.: Ilyad: A Phase III Double Blind, Randomized Trial Evaluating Vitamin D (Cholecalciferol) in Patients with Low Tumor-Burden indolent Non-Hodgkin Lymphoma Treated with Rituximab Therapy. ASH 2023, Abstr. 606.
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 1/2024
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