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FOKUS BRONCHIALKARZINOM
Lungenkrebs: Aktualisierte S3-Leitlinie zu Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge
Nach 3-jähriger Arbeit ist im November das zweite Update der S3-Leitlinie zum Lungenkarzinom publiziert worden. Die darin auf mehr als 600 Seiten zusammengefassten Erkenntnisse tragen den Fortschritten der letzten Jahre Rechnung und können dazu beitragen, die Behandlung und die Überlebenschancen Betroffener zu verbessern. Betreuende Ärzte erhalten durch evidenzbasierte, formal konsentierte Empfehlungen eine bessere Entscheidungsgrundlage für die Versorgung. Die Vielfalt der Behandlungsoptionen erlaube eine immer stärkere Individualisierung der Therapie, so Prof. Wolfgang Schütte, Gesamtkoordinator der Leitlinie. «Gerade in der Immuntherapie gibt es viele neue Medi-
kamentenentwicklungen, die sehr zielgerichtet eingesetzt werden können», so der Experte in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Die aktualisierte Version wurde von der DGP zusammen mit der Deutschen Krebsgesellschaft erstellt, rund 50 Experten waren daran beteiligt. Neue Aspekte widmen sich beispielsweise dem CTScreening für asymptomatische Risikopersonen, dem Vorgehen beim inzidentellen Lungenrundherd, verschiedenen Formen der molekularen Testung, der Erweiterung des therapeutischen Spektrums, der Einführung der Immunchemotherapie in der Erstlinie sowie der Vorstellung aller neu diagnostizierten
Patienten im interdisziplinären pneumoonkologischen Tumorboard. In Zukunft soll die Leitlinie als «Living Guideline» fortlaufend aktualisiert werden, damit die Forschung möglichst zeitnah Eingang in die Praxis findet. Mü
Zur Leitlinie:
Die aktualisierte Leitlinie Lungenkarzinom finden Sie in einer Kurz- und einer Langversion direkt via QR-Code oder unter: www.rosenfluh.ch/qr/ll_lungenkarzinom
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) vom 14.11.2022
Chrom und Nickel – erhöht die berufliche Exposition das Risiko für Lungenkrebs?
Im internationalen Verbundprojekt SYNERGY werden die Auswirkungen von 5 berufsbedingten Karzinogenen in Bezug auf die Entstehung von Lungenkrebs untersucht. Dazu zählen Asbest, Quarzstaub, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), hexavalentes Chrom (Cr(VI)) und Nickel. Bis Dezember 2011 wurden Daten aus 14 Fall-Kontrollstudien aus Europa und Nordamerika zusammengeführt; die Datenbank enthält mittlerweile Informationen von über 17 700 Lungenkrebsfällen und über 21 800 gesunden Kontrollpersonen aus 16 Ländern (1, 2). Alle Studien haben vollständige Berufs- und Raucheranamne-
sen erhoben, um eine Adjustierung der beruflichen Krebsrisiken hinsichtlich des Rauchstatus durchführen zu können. Eine Teilstudie hat sich der Frage gewidmet, ob der berufliche Umgang mit Chrom und Nickel (vor allem bei der Legierung von Oberflächen oder beim Schweissen in der metallverarbeitenden Industrie) das Risiko für die Entwicklung eines Lungenkarzinoms erhöht. Bei Männern in der höchsten Expositionskategorie für Cr(VI) und Nickel fand man eine Erhöhung um circa 30%. Frauen waren seltener beruflich diesbezüglich exponiert, die Ergebnisse weisen aber in eine ähnliche Richtung. Allerdings
fehlen Daten zu typischen Berufen mit sehr hohem Expositionsniveau, hier kann nur extrapoliert werden, wie die Autoren einräumen. Ausserdem musste in manchen Bereichen aufgrund fehlender Messwerte mithilfe eines statistischen Modells geschätzt werden, und bei Mehrfachexposition kann das Risiko möglicherweise nicht sicher auf eine einzelne Substanz zurückgeführt werden. Mü
Quellen: 1. https://synergy.iarc.fr 2. «Beruflicher Umgang mit den Metallen Chrom und
Nickel kann Lungenkrebs-Risiko erhöhen», Pressemitteilung der DGUV vom 21.11.2022
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2022
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