Transkript
SAKK AWARDS UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN
Auszeichnungen für Krebsforschung in der Schweiz
Die SAKK hat an ihrer Halbjahrestagung, die im Rahmen des Schweizer Kongresses für Onkologie und Hämatologie (SOHC) in Basel stattfand, vier Awards und ein Forschungsstipendium im Gesamtwert von 170 000 Franken für besonders innovative und wertvolle Studien in verschiedenen Forschungsfeldern der Onkologie vergeben.
Auszeichnung für Studie zu verträglicherer Immun therapie bei AML
Der «HEM Pioneer Grant» wurde für die Erforschung einer verträglicheren Immuntherapie bei akuter myeloischer Leukämie (AML) an die Arbeitsgruppe um Dr. Federico Simonetta, Universität Genf, vergeben. Sie wollen eine CAR-TZelltherapie für Patientinnen mit AML ermöglichen, indem sie CAR-T-Zellen mit Hilfe von T-Zellen der Patienten produzieren. Davon erhoffen sich die Forscher eine wirksamere und verträglichere Behandlungsoption für AML-Patienten.
PD Dr. med. Richard Cathomas (Chair Jury), Dr. med. Alexandros Papachristofilou, Dr. Jennifer Sand
Carboplatin und Radiotherapie erhalten. Nach drei Jahren waren fast 94% der Patienten rezidivfrei. Zudem erwies sich dieses Schema als deutlich verträglicher als die derzeitige Standardtherapie.
Ruinelli MSc vom Tessiner Kantonsspital, die ein computergestütztes Tool entwickeln werden, um klinische Verschlechterungen bei stationären onkologischen und hämatologischen Patienten anhand von Patientenparametern vorherzusagen. Das Modell basiert auf machine learning (ML) und baut auf positiven Erfahrungen auf, die bereits mit einem MLbasierten Modell zur Vorhersage der Aufenthaltsdauer von stationären Patienten gesammelt werden konnten.
Optimierung der Zusammen arbeit von Behandlungsteam, Patienten und Angehörigen
In komplexen Behandlungsprozessen mit vielen Beteiligten ist die Kommunikation zwischen Patienten, Angehörigen und Behandlungsteam nicht ausreichend geregelt, wie eine Studie der Medizinischen Onkologie des Stadtspitals Triemli, Zürich, ergeben hat. Daraus re-
Prof. Dr. med. Gabriela Bärlocher (Chair
Jury), Dr. med. Federico Simonetta, Dr.
Erich Weber
Studie zu malignen Keimzelltumoren prämiert
Die übliche Behandlung maligner Keimzelltumoren zeigt eine gute Wirkung, ist jedoch mit einem erheblichen Nebenwirkungsrisiko, unter anderem dem Auftreten weiterer Tumoren, verbunden. Der «Astellas GU-Oncology Award» geht an die Forschungsgruppe um Dr. Alexandros Papachristofilou vom Universitätsspital Basel, deren Ziel es war, die Verträglichkeit der Behandlung bei gleichbleibender Wirksamkeit zu verbessern. Die Teilnehmer der prämierten Studie (n = 120) haben ein adaptiertes Behandlungsprotokoll bestehend aus
Auszeichnung für computergestützte Prognoseeinschätzung
Krebspatienten weisen ein grosses Risiko für behandlungs- und tumorbedingte Komplikationen und Rezidive auf. Um die Therapieergebnisse zu verbessern und klinikinterne Prozesse zu optimieren, ist es wichtig, Anzeichen einer Verschlechterung möglichst frühzeitig zu erkennen. Der «AbbVie Award für digitale Innovation in Onkologie und Hämatologie» geht an die Arbeitsgruppe um Dr. Ricardo Pereira-Mestre und Lorenzo
PD Dr. med. Sabine Gerull (Chair Jury), Lorenzo Ruinelli MSc, Dr. med. Ricardo Pereira Mestre, Dr. Christian Knapp
Prof. Dr. med. Miklos Pless (Chair Jury), Prof. Dr. med. Mathias Schmid, Carina Roost, Laura Weissberg, Dr. med. Axel Mischo, Dr. Claudia Baierlein-Leimbach
sultieren Doppelspurigkeiten und Unsicherheit für Patienten und Angehörige sowie Mehrfachbelastungen und Ressourcenengpässe beim medizinischen Personal. Der «Novartis Together for Patients»-Award geht an ein Projekt zur Optimierung dieser Prozesse, um die Betreuung der Patienten sowie das Qualitätsmanagement zu verbessern und die Kosteneffizienz zu steigern. Als Erstes werden dafür Case Manager eingesetzt, die die Koordination zwischen den verschiedenen Leistungserbringern übernehmen sollen.
20 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2022
SAKK AWARDS UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN
Prof. Dr. med. Miklos Pless (Chair Jury),
Dr. med. Luca Afferi, Dr. Erkan Ünal
Hochdotiertes Forschungs stipendium der SAKK geht an das Luzerner Kantonsspital
Gleich zwei Projekte von Dr. Luca Afferi von der Klinik für Urologie am Luzerner Kantonsspital wurden von der SAKK mit dem «Dr. Paul Janssen Fellowship» ausgezeichnet. Ziel des ersten Projekts ist die Entwicklung eines Modells, das dabei helfen kann zu entscheiden, ob bei Patienten mit einem muskelinvasiven Blasenkarzinom einer neoadjuvanten oder einer adjuvanten Chemotherapie der Vorzug zu geben ist. Diese Entscheidung ist nicht einfach und oft wird aus Sorge vor einer
SCHWEIZER LUNGENKREBS-STUDIE ALS BESTE ARBEIT PRÄMIERT
Der SOHC-Preis für besondere Leistungen in der Krebsbehandlung wurde an die Arbeitsgruppe um Prof. Sacha Rothschild, Chefarzt der Onkologie am Kantonsspital Baden, vergeben. Die prämierte Studie SAKK 16/14 untersuchte den Nutzen einer perioperativen Immuntherapie bei Patienten mit einem resektablen, nicht kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) Stadium IIIA(N2) (T1–3 N2 M0). Die Teilnehmer der Studie (n = 67) erhielten zusätzlich zur üblichen Chemotherapie vor der operativen Tumorentfernung zwei Gaben des PD-L1-Antikörpers Durvalumab (750 mg d1 q2w). Auch nach der Operation wurde Durvalumab in gleicher Dosierung und Frequenz für ein Jahr lang beibehalten. Als primärer Endpunkt wurde das Prof. Dr. med. Sacha Rothschild ereignisfreie Überleben nach 12 Monaten definiert. Durch die perioperative Gabe des PD-L1-Antikörpers zusätzlich zur Standardtherapie konnte das Ansprechen im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie substanziell verbessert werden. Nach einem Jahr waren 73,4 % der Patienten rezidivfrei und ihre Prognose hatte sich damit deutlich verbessert. Mü
Verzögerung der Op eine adjuvante Behandlung gewählt. Zur Unterstützung bei der Entscheidung sollen in dem zu entwickelnden Modell der erwartete Nutzen und die Risiken beider Optionen ebenso berücksichtigt werden wie die jeweiligen Kosten und die gewonnenen Lebensjahre. Im zweiten Projekt wird bei Patienten mit nicht metastasiertem Prostatakrebs und Lymphknotenbefall im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie untersucht, ob die Patienten nach chirurgischer Pros-
tataresektion von einer intensivierten Hor-
monbehandlung profitieren könnten. Die
Studien sowie retrospektiven Daten, die
derzeit für eine Entscheidung über eine er-
gänzende Therapie zur Verfügung stehen,
sind veraltet bzw. in ihrer Aussagekraft
durch Selektionsverzerrungen oder infor-
mative Zensur limitiert.
n
Christine Mücke
Quelle: Medienmitteilung der SAKK, 18. November 2022
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2022
21