Transkript
ESMO 17th World Congress on Gastrointestinal Cancer (WCGIC), Barcelona, 1. bis 4. Juli 2015
Metastasiertes Kolorektalkarzinom nach Vorbehandlung
Neue Studienresultate bestätigen die Überlebensvorteile unter dem Multikinasehemmer
Aktuelle Phase-III-Studienresultate mit dem oralen Multikinasehemmer Regorafenib (Stigvara®) bei vorbehandeltem mKRK haben den klinisch signifikant verbesserten Vorteil im Gesamtüberleben bei bekanntem Verträglichkeitsprofil bestätigt.
Regorafenib ist ein oraler Multikinasehemmer, der die Tumorangiogenese, die Onkogenese und die Tumormikroumgebung angreift. Die Phase-IIIbStudie CONSIGN war eine prospektive Beobachtungsstudie, welche Patienten mit vorbehandeltem mKRK die Therapie mit Regorafenib vor Marktzulassung ermöglichte und dabei als primären Endpunkt die Verträglichkeitsprüfung setzte. Studienleiter Prof. Eric Van Cutsem, Leuven/Belgien, erklärte: «Wir begannen die Studie auf Vorschlag der Zulassungsbehörden und aufgrund der Wünsche von Patienten und Ärzten zu einem breiteren Zugang zu diesem Medikament.» Die randomisierte Phase-III-Studie CORRECT hatte zuvor gezeigt, dass Regorafenib bei vorbehandeltem mKRK-Patienten das Überleben signifikant verbesserte im Vergleich zu Plazebo. Sie führte zur Marktzulassung. «Heute haben wir mit beiden Studien für eine grosse Patientenzahl klare Daten zur Verträglichkeit und zum verbesserten progressionsfreien Überleben (PFS) unter der Behandlung mit Regorafenib; und zwar in einem Setting, das der klinischen Praxis noch
mehr entspricht als in der Zulassungsstudie CORRECT», so Van Cutsem.
Beobachtungsstudie mit rund 2800 mKRK-Patienten an 188 Zentren
Die offene Einzelarmstudie CONSIGN (cut-off Januar 2015) schloss 2872 Patienten an 188 Zentren in 25 Ländern der Erde ein. Die Patienten in gutem Allgemeinzustand (ECOG-Performance Status (PS) 0-1) hatten nach Vorbehandlung mit einer Standardtherapie ein Fortschreiten ihrer Krankheit erlitten und erhielten dann Regorafenib median über 2,5 Monate bis zur Krankheitsprogression, nicht akzeptierter Toxizität oder bis zum Tod. Primärer Endpunkt war Sicherheit; das PFS war die einzige untersuchte Wirksamkeitsvariable. Die 2872 Patienten waren im Durchschnitt 62 Jahre alt, 53% in PS 1; 51% hatten eine KRAS-Mutation, 51% hatten mehr als 2 Vorbehandlungen aufgrund ihrer metastasierten Krankheit. Nebenwirkungen von Grad 3 und mehr bestanden bei 80% der Patienten. Details sind in der Tabelle aufgeführt.
Das geschätzte PFS betrug gesamthaft
2,7 Monate bei den stark vorbehandelten
Patienten; es war ähnlich bei jenen mit
KRAS-mutierten und mit Wildtyp-Tumo-
ren. Die Ergebnisse waren zudem ähnlich
bei asiatischen und nicht asiatischen Pa-
tienten. Damit waren die Daten konsis-
tent mit denen früherer Studien sowie
denen der CORRECT-Studie mit Regora-
fenib.
Van Cutsem und seine Kollegen forder-
ten eine klare Guideline zum Manage-
ment der Nebenwirkungen unter dem
Multikinasehemmer. Dr. Dirk Arnold, Frei-
burg/Deutschland, kommentierte den
nächsten Forschungsschritt: «Biomarker
wurden in klinischen Studien bisher breit
untersucht, aber bisher haben wir nichts,
das den Nutzen von Regorafenib bei
einer speziellen Patientensubgruppe
voraussagen könnte. Wir sollten die klini-
schen Charakteristika der Patienten in
der Beobachtungsstudie CONSIGN
näher untersuchen und fragen, ob wir
solche finden, die prädiktiv sein könn-
ten.»
I
Bärbel Hirrle
Quellen: 1. Van Cutsem E et al.: Results from the large, open-label phase 3b CONSIGN study of regorafenib in patients with previously treated metastatic colorectal cancer. WCGIC 2015; Abstract # LBA-05. 2. Grothey A et al.: Characteristics and outcomes of patients enrolled in the CORRECT and CONCUR phase 3 trials of regorafenib for metastatic colorectal cancer (mCRC). WCGIC 2015; Abstract # O-0011. 3. ESMO Press Release 1.7.2015.
Tabelle:
Die häufigsten Nebenwirkungen unter Regorafenib bei stark vorbehandelten Patienten mit mKRK in der CONSIGN-Studie (n = 2864)
Patienten mit Nebenwirkungen in %
> 3-Grad-Nebenwirkungen* Hypertonie Hand-Fuss-Syndrom Fatigue Diarrhö Hypophosphatämie Schwere Nebenwirkungen Therapieabbruch aufgrund von Nebenwirkungen
Neu aufgetretene (Therapie-emergente) unerwünschte Begleitwirkungen, medikamentenbezogen 57 15 14 13 5 5 9 9
Therapie-emergente unerwünschte Begleitwirkungen 80 17 14 18 6 7 44 25
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 3 – KONGRESSAUSGABE SEPTEMBER 2015
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