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FIRST-TO-DISCUSS-Newsletter Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Menopause (SGEM)
Traubensilberkerze zur Behandlung des klimakterischen Syndroms
Hintergrund: Im Jahr 2012 kam eine Cochrane-Analyse zu dem Schluss, dass es keine ausreichenden Beweise für die Verwendung von Traubensilberkerze bei Wechseljahrbeschwerden gibt. Das wurde vor allem auf die heterogene Studienlage zurückgeführt, und es wurde angemerkt, dass es jedoch hinreichende Gründe für die Durchführung weiterer Studien in diesem Bereich gibt (1).
Zusammenfassung der Studie von Guida
In einer prospektiven 3-monatigen Kohortenstudie wurden 163 übergewichtige postmenopausale Frauen im Alter von 51 bis 54 Jahren nicht randomisiert mit entweder Traubensilberkerze (isopropanolischer Trockenextrakt 5 mg/ Tag) (aktiver Behandlungsarm) oder nichts (Kontrollgruppe) behandelt. Das klimakterische Syndrom wurde mittels einer modifizierten Menopause-RatingScale (mMRS) (= 15 Items, 5-PunkteLikert-Scale: 0 Punkte: nicht vorhanden, 4 Punkte: sehr stark; maximale Intensität: 60 Punkte) bei Baseline, nach 1 und nach 3 Monaten erfasst. Bei Baseline betrug der mittlere mMRSScore 26,42 (± 9,14) Punkte (aktiver Behandlungsarm) bzw. 15,7 (± 7,86) Punkte (Kontrollgruppe). Während des 3-monatigen Beobachtungszeitraums reduzierte sich der mMRS-Score um 17,66 (± 7,89) Punkte (aktiver Behandlungsarm) bzw. 2,9 (± 2,0) Punkte (Kontrollgruppe) (Intergruppenvergleich p < 0,001). Analog zum Gesamtscore zeigte sich im aktiven Behandlungsarm nach 3 Monaten für sämtliche erfasste Items eine signifikante Reduktion der Symptomintensität, für die meisten sogar bereits nach 1 Monat. Vor allem Frauen mit zentral-
nervösen Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörung und Nervosität profitierten von der Behandlung mit Traubensilberkerze.
Kommentar
Die Studie bestätigt den günstigen Einfluss einer Behandlung mit Traubensilberkerze auf das klimakterische Syndrom. Wichtig ist, dass die meisten Symptome bereits nach 1 Monat signifikant verbessert waren. Allerdings gibt es einige Limitationen, z. B. fehlende Randomisierung, fehlendes Mindestmass an menopausalen Symptomen als Einschlusskriterium, was sich im unterschiedlichen mMRS-Gesamtscore der beiden Gruppen bei Baseline widerspiegelt, sowie kein Hinweis auf die erfolgte Validierung des Fragebogens in italienischer Sprache. Hinzu kommt, dass Vergleiche von Traubensilberkerzenpräparaten sich aufgrund der unterschiedlichen nationalen Zulassungskriterien oft schwierig gestalten. Spannend sind jedoch die Beschreibungen der (bisher bekannten) Mechanismen, über die die Traubensilberkerze das klimakterische Syndrom beeinflusst. Diese reichen u. a. von der Beeinflussung verschiedener Neurotransmittersignalketten auf Gen-, mRNA- und Proteinebene (2) bis zum
Prof. Dr. med. Petra Stute, Präsidentin der SGEM, Leitende Ärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Inselspital Bern, resümiert und kommentiert im Turnus mit Kolleg*innen kürzlich publizierte Studien zu wichtigen und teilweise kontrovers diskutierten Themen.
Kommentierte Studie: Guida M et al.: Cimicifuga racemosa isopropanolic extract for menopausal symptoms: an observational prospective case– control study. Gynecological Endocrinology 2021, 37 (12): 1132-1137. doi:10.1080/09513590.2021.1974381.
Schutz der Mitochondrien vor oxidati-
vem Stress (3).
n
Prof. Dr. med. Petra Stute Herausgeberin der SGEM-Newsletter Universitätsfrauenklinik, Inselspital Bern E-Mail: petra-stute@insel.ch Internet: www.meno-pause.de Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel: keine.
Referenzen: 1. Leach MJ, Moore V.: Black cohosh (Cimicifuga spp.) for menopausal symptoms. Cochrane Database Syst Rev, 2012. 9: CD007244. 2. Stute P et al.: Gene expression analyses on multi-target mode of action of black cohosh in menopausal complaints – a pilot study in rodents. Arch Gynecol Obstet, 2021. Online ahead of print. doi: 10.1007/s00404-021-06105-8. 3. Rabenau M et al.: Extract Ze 450 Re-Balances Energy Metabolism and Promotes Longevity. Antioxidants (Basel). 2021. 10(9).
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