Transkript
KURZ VORGESTELLT
Vor fünf Jahren gegründet
SWiss Academic Nutritionists (SWAN)
SWAN wurde 2018 gegründet und vertritt die akademisch ausgebildeten Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler, sowie Ernährungsfachpersonen in der Schweiz.
Infanger: In der Schweiz kooperieren wir eng mit dem SVDE, aber auch mit der SGE, SSNS (Sporternährung) und mit unseren Partnerverbänden aus Deutschland und Österreich. Eine Zusammenarbeit besteht auch mit der Allianz Ernährung und Gesundheit, bei der wir im Vorstand vertreten sind.
Die Mitglieder von SWAN haben sehr unter-
schiedliche akademische Abschlüsse (Abbil-
dung), auch arbeiten sie in sehr unterschiedlichen Berufsfeldern (Tabelle). Was sie alle
Klazine van der Horst Co-Präsidentin SWAN
Esther Infanger Co-Präsidentin SWAN
vereint, ist entweder ein mindestens 3-jähriges
Studium in Ernährung oder ein Abschluss in
einer anderen naturwissenschaftlichen Diszi- Mit welchen Verbänden haben Sie eine Ko-
plin plus eine Spezialisierung von mindestens operation?
60 ECTS in Ernährungswissenschaften (1). van der Horst: International sind wir Mitglied
bei der noch jungen Society of European
Tabelle:
Arbeitsorte der Mitglieder von SWAN
Nutritionist Associations (SENA), zusammen mit Deutschland, Österreich, Norwegen und Schweden. In diesen Ländern gibt es die
• Forschung und Entwicklung • Institutionen im Bereich Ernährung und
Public Health • Lebensmittelindustrie • Gemeinschaftsverpflegung • Hochschulen, Fachhochschulen und Schulen
(inkl. Erwachsenenbildung) • Gesundheitswesen
gleiche Aufteilung in zwei Verbände, für die klassische Ernährungsberatung und für aka demisch tätige Ernährungswissenschaftler. Allerdings sind die Aufnahmekriterien in den Ländern sehr unterschiedlich, weshalb wir keine europäische Vereinheitlichung anstreben. SWAN möchte seine offene Aufnahmepraxis beibehalten.
Wie unterscheiden sich SWAN und SVDE? Infanger: SWAN ist ein junger und relativ kleiner Verband mit etwas über 100 Mitgliedern. Der SVDE (Schweizerischer Verband der Ernährungsberater und Ernährungsberaterinnen) ist mit 1600 Mitgliedern viel grösser. Er ist ein klassischer Berufsverband und vertritt die gesetzlich anerkannten Ernährungsberater und Ernährungsberaterinnen in berufspolitischen Anliegen. SWAN hingegen ist hauptsächlich ein Netzwerk-Verband, um die nicht klassisch im ambulanten oder klinischen Setting tätigen Ernährungsfachpersonen zusammenzubringen. van der Horst: Mein Profil kann als Beispiel gelten: Wohl habe ich Ernährung und Diätetik studiert, habe aber nicht in diesem Bereich gearbeitet, sondern ein anderes Profil aufgebaut. Mit meinen Tätigkeiten in Forschung, Lebensmittelindustrie und Management ist das Angebot von SWAN mit viel Netzwerk-Mög-
• Ernährungskommunikation (Marketing, PR)
• Konsumentenschutz
• Pharma-Bereich
Ausbildung der SWAN-Mitglieder
SZE: Welches sind die Aufnahmebedingungen für SWAN-Mitglieder? Esther Infanger: Es braucht entweder ein mindestens dreijähriges Ernährungsstudium auf Stufe Universität oder Fachhochschule oder ein naturwissenschaftliches Studium und zusätzlich mindestens 60 Credits (European Credit Transfer System) im Bereich Ernährung. Klazine van der Horst: Mit einer Weiter bildung, CAS, MAS und einer Masterthese im Bereich Ernährung ist dies gut möglich. Bei uns zählt auch die Berufserfahrung, welche wir auf Anfrage sur Dossier prüfen.
2% Sport, Bewegung
1% Chemie, Biochemie
1% Sonstiges
0Abbildung
5
30% Ernährungsberatung 26% Lebensmittelwissenschaft 26% Ernährungswissenschaft
14% Gesundheitswissenschaften, Medizin, Biomedizin, Pharmazie, Psychologie
30% 26%
10 15 20 25 30
Neue Serie: Institutionen und Verbände im Bereich Ernährung
Korrespondenzadresse: SWAN –- SWiss Academic Nutritionists Könizstrasse 161 3097 Liebefeld E-Mail: contact@swan-nutrition.ch www.swan-nutrition.ch
20 Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 1|2024
Dieser Link führt zur nächsten online-Veranstaltung von SWAN, den LivePortraits.
https://www.rosenfluh.ch/qr/veranstaltung-swan
KURZ VORGESTELLT
lichkeiten gut auf meine Bedürfnisse abgestimmt. Welches sind Ihre Hauptprojekte als Verband? Infanger: SWAN bietet die Möglichkeit zum Austausch von Erfahrungen und Ideen und gibt den Ernährungswissenschaftlern und Ernährungswissenschaftlerinnen in der Schweiz ein Gesicht gegen aussen. Wir organisieren Veranstaltungen für unsere Mitglieder, die auch offen für externe Teilnehmer sind. Im Herbst beispielsweise haben wir eine Fort bildung zur Gemeinschaftsgastronomie angeboten, in Zusammenarbeit mit dem SVDE. Zusätzlich organisieren wir Exkursionen, z. B. in Lebensmittelbetriebe. van der Horst: Wichtig und erfolgreich ist unser einjähriges Mentoringprogramm. Es bietet jüngeren Personen nach dem Studium im Bereich der Ernährung über unser Netzwerk neue
Kontakte. Dieses Programm können auch Personen nutzen, die bisher in der klassischen Ernährungsberatung gearbeitet haben und sich beruflich verändern möchten. Auch bieten wir immer wieder sogenannte Liveportraits an: 2 bis 3 Personen stellen sich online vor und erzählen von ihrem Karriereweg, quasi als Inspiration (Link und QR-Code zur nächsten Veranstaltung). Ausserdem haben wir eine LinkedIn-Plattform.
Was sind die Herausforderungen in der Zukunft? van der Horst: 2024 wollen wir eine neue «Strategie» formulieren, wie wir uns nach den Anfangsjahren weiterentwickeln wollen. Wir diskutieren unsere neuen Projekte, Art der zukünftigen Veranstaltungen und die weitere Zusammenarbeit mit dem SVDE. Infanger: Unser Ziel ist es, auch noch stärker in der Westschweiz zu wachsen. Eine grosse
Herausforderung für den Verband ist, genügend Leute zu finden, die sich ehrenamtlich im Vorstand engagieren.
Erhält die Ernährungswissenschaft schon die Bedeutung, die sie verdient? Infanger: Da gibt es Nachholbedarf! Die Bedeutung der Ernährung und die Wichtigkeit von gut ausgebildeten Fachpersonen ist noch nicht ausreichend bewusst. Das zeigt sich auch darin, wie klein unsere Berufsgruppe eigentlich ist. Wir müssen sichtbarer werden und das Thema nicht Social-Media mit den Influencern überlassen. Das heisst aber auch, dass wir unsere Messages besser verkaufen müssen!
Das Interview führte Barbara Elke.
Referenz: 1. https://www.swan-nutrition.ch/swan/was-ist-swan
NEWS
Zöliakie – Italien führt Screening ein
Diagnose wird oft zu spät gestellt
Der starke Anstieg der Zöliakiediagnosen in den letzten Jahren sowie die hohe Dunkelziffer unerkannter Zöliakieerkrankungen unterstreichen die Bedeutung einer frühen Diagnose. Mittels eines Screenings möchte unser Nachbarland dem Auftreten von Komplikationen und damit einhergehenden Belastungen des Gesundheitssystems vorbeugen. Ein Interview mit Prof. Dr. med. Stephan Vavricka, Mitglied des Vorstands der IG Zöliakie.
SZE: Wird die Krankheit immer noch unterschätzt? Stephan Vavricka: Leider wird die Zöliakie oft verzögert diagnostiziert. Wir konnten in einer Studie in der Schweiz zeigen, dass es bei Männern durchschnittlich 60 Monate dauert, bei Frauen sogar über 90 Monate, bis die Diagnose gestellt wird. Dies hat auch einen Einfluss auf den späteren Verlauf. Wird die
Diagnose innert 2 Jahren gestellt,
besseren Diagnostik. Die Gründe
sind Mangelerscheinungen seltener,
für die Zunahme sind noch nicht
Steroide und/oder Immunsuppres-
ganz klar, verschiedene Theorien
siva müssen weniger häufig ein
werden geprüft. Ein Grund könnte
gesetzt werden und mehr Patienten
sein, dass sich der heutige Weizen
sind 6 und 12 Monate nach der
durch gentechnische Manipulatio-
Diagnose symptomfrei.
nen von früheren Sorten unter
Stephan Vavricka
Wie kann man sich die verzögerte
scheidet und häufiger zu auto-immun-bedingten Unverträglichkeiten
Diagnose erklären?
auf Gluten führt. Auch wird vermutet, dass
Die häufigsten Symptome sind Durchfall, Blä- verschiedene Umweltschadstoffe zu einer er-
hungen und Bauchschmerzen, vor allem nach höhten Darmdurchlässigkeit führen, was eine
glutenhaltiger Nahrung. Doch die Zöliakie ist Sensibilisierung auf Gluten fördern kann.
ein Chamäleon und kann sich ganz unter-
BE
schiedlich präsentieren. Gastrointestinale
Symptome können fehlen oder es besteht sogar Verstopfung. Gewisse Patienten weisen nur einen Eisenmangel oder erhöhte Leberwerte
Referenz: Vavricka SR et al.: Celiac disease diagnosis still significantly delayed – Doctor’s but not patients’ delay responsive for the increased total delay in women. Dig Liver Dis. 2016 Oct;
auf. Gastrointestinale Symptome werden ge- 48(10):1148-54. doi: 10.1016/j.dld.2016.06.016.
legentlich auch als Reizdarm oder als Menst- Den ganzen Newsletter finden Sie auf der News-Seite von IG
ruationsbeschwerden fehlgedeutet.
Zöliakie:
https://www.zoeliakie.ch/de/startseite.html
Weiss man, wieso die Krankheit häufiger ist? Die Zunahme beruht wohl nicht nur auf einer
Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 1|2024 21