Transkript
KURZ VORGESTELLT
Innovationsnetzwerk für ein zukunftsorientiertes ökologisches Ernährungssystem
Swiss Food Research – «One Planetary Health»
Swiss Food Research ist ein Netzwerk, das Kompetenzen aus Forschung und Industrie zusammenführt, um den Wissens- und Technologietransfer zu fördern. Im Sinne der «One Planetary Health» werden Lösungen entlang der Wertschöpfungskette entwickelt für ein ganzheitliches, nachhaltiges und zukunftsorientiertes Agrar- und Ernährungssystem.
Swiss Food Research ist das grösste unabhängige Innovationsnetzwerk in der Schweiz im Bereich Lebensmittelproduktion und -verarbeitung mit über 200 Mitgliedern; etwa ein Drittel stammt aus dem Bereich der Forschung und zwei Drittel aus der Industrie (Tabelle 1). Das Netzwerk wächst seit über 15 Jahren kontinuierlich.
Tabelle 1:
Mitglieder von Swiss Food Research
• 34 Forschungsgruppen • 70 Startups • 60 kleinere und mittlere Unternehmen • 20 NGO und andere Vereine • Grossunternehmen • politische Behörden
Innovationsgruppen
Ein Kerngebiet dieses Vereins bilden die 11 Innovationsgruppen (siehe Tabelle 2). Hier kommen innovative Köpfe aus Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft zu Themen zusammen, die den Wandel des Agrar- und Ernährungssystems vorantreiben. Diese Veranstaltungen mit Personen aus so unterschiedlichen beruflichen Erfahrungsbereichen regen
Neue Serie: Institutionen und Verbände im Bereich Ernährung
Tabelle 2:
11 Innovationsgruppen
• Aquakultur • Kakao und Schokolade • Kaffee • Pilze und Pilzsysteme • Getreide und Backwaren • Insekten • Digitalisierung • Nicht thermische Haltbarmachung • Proteine für die Zukunft • Verpackung • Bioconversion (Fermentation)
neue Ansätze und Lösungen für Wirkung und Wandel an. Die Innovationsgruppen bieten einen neutralen und vertraulichen Raum, in dem die dringendsten Themen für den Wandel gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden können. Die Teilnehmenden können so von den neuesten wissenschaftlichen und technologischen Trends und Entwicklungen profitieren. Dank
des Austauschs von Wissen über Projekte und Anwendungen können neue Lösungen erarbeitet werden. Wichtig ist auch die Vernetzung aller Innovationsgruppen untereinander und in das Swiss Agro Food Ecosystem. Im vergangenen Jahr nahmen an 19 separaten Treffen der 11 Innovationsgruppen über 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und Referierende aus der gesamten Wertschöpfungskette der Agrar- und Ernährungswirtschaft teil. Die Geschäftsstelle von Swiss Food Research besteht aktuell aus 11 Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Fachkompetenzen und Werdegang, um die Bedürfnisse der Mitglieder gut abzudecken. Der Vorstand setzt sich aus 9 Personen aus der Forschung, KMU und Industrie zusammen.
Gründung vor 15 Jahren
Swiss Food Research wurde als Verein vor rund 15 Jahren gegründet, um im Bereich Nahrungsmittelproduktion die Applikation von Forschungsergebnissen in den Markt zu katalysieren.
32 Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 4|2023
KURZ VORGESTELLT
Das Ziel ist die Förderung von innovativen Projekten im Einklang mit «One Planetary Health». Dieses Konzept beruht darauf, dass die menschliche Gesundheit eng mit jener von Tieren und der Umwelt verbunden ist und es einer ganzheitlichen Betrachtung bedarf. Bei der Gründung erhielt Swiss Food Research eine Anschubfinanzierung durch den Bund. Heute finanziert sich der Verein über die jährlichen Mitgliederbeiträge, nationale und internationale Mandate im Bereich Innovation, Bildung und Unternehmensgründung, sowie durch Unterstützung verschiedener Stiftungen.
Im Zentrum steht die Förderung innovativer und transformativer Projekte
Nebst den Innovationsgruppen bietet Swiss Food Research Werkzeuge und Vernetzungen für einen erfolgreichen Innovationsprozess. Egal in welchem Entwicklungsstadium sich ein Innovationsprojekt befindet, Swiss Food Research bietet Plattformen und Unterstützung zur Weiterentwicklung. Die Dienstleistungspalette hierfür erstreckt sich von dedizierten 1:1-Sessions, Webinaren, Fördermöglichkeiten, Peer-Review von Anträgen, die Suche
nach geeigneten kommerziellen Partnern, die Involvierung in europäische Projekte mit EIT Food bis zur Teilnahme an Events wie das Agro Food Innovation Forum.
Barbara Elke
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage
www.rosenfluh.ch/qr/swiss-food-research
Im Gespräch mit CEO Dr. Lucas Grob, PhD in Lebensmittelverfahrenstechnik an der ETH Zürich, seit 2021 bei Swiss Food Research
SZE: Was war der Auslöser für die Gründung von Swiss Food Research? Dr. Lucas Grob: In der Schweiz sind wir grundsätzlich bezüglich Forschung gut aufgestellt. Wir haben eine gute Kultur der Zusammenarbeit, eine hohe Verlässlichkeit bei hoher Qualität. Viele Ressourcen werden in Forschung und Innovationen investiert. In den letzten Jahren ist aber in der Schweiz die Innovationskraft zurückgegangen; dem wollten die Gründer Gegensteuer geben. Es ist wichtig, dass die geleistete Forschung schliesslich in eine Applikation mündet. Wir verstehen uns als Plattform, wo sich verschiedene Personen, die ganz unterschiedliche berufliche Erfahrungen mitbringen, zum Thema Innovation austauschen können. Wir unterstützen Projekte finanziell durch Research Calls oder bieten Unterstützung bei der Definition der Zielsetzung und der Formulierung von Anträgen.
Impact Stories
Seit 2013 hat Swiss Food Research 136 Projekte mit Experten bewertet und mit 610 000 CHF Projekte direkt gefördert. 70% der von Swiss Food Research ausgewählten Projekte wurden in Applikationen und Produkten weiterentwickelt. Beispiele: • Ei-Alternativen auf pflanzlicher Basis • Palmfett-Ersatz: Suche nach einer nachhaltigen Alternative • effiziente Protein-Extraktion aus Moringa
Lucas Grob
Wie wichtig ist die neutrale Ausrichtung von Swiss Food Research? Die Unabhängigkeit von politischen Behörden und Firmen ist wichtig. Innovation ist Teamarbeit – das bedingt einen hohen Grad an Vertrauen und Unabhängigkeit, um die nötigen Brücken zu schlagen und Hürden aufzuzeigen. Vom Bund erhalten wir keine finanzielle Unterstützung. Wir arbeiten aber über Mandate mit den Behörden zusammen, etwa dem Innovation Booster (www.innosuisse.ch). Wir möchten möglichst alle Player bis zum Konsumenten in die Diskussionen und Entwicklungen miteinbeziehen. Nur so kann die notwendige ökologische Transformation gelingen.
Was ist Ihre wichtigste Message? Leider gibt es, wie überall, nicht nur Schwarz und Weiss. Man muss sich auch immer mit der Materie auseinandersetzen, die Vor- und Nachteile eines Ansatzes klären und sich auf einen Diskurs einlassen. So kann es auch zu Zielkonflikten kommen, die formuliert werden müssen. Ist alles, was gut für den Planeten ist, auch für den Menschen das Beste? Was ist für den Planeten das Beste? Wie sieht ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Landwirtschaftssystem aus? Das sind keine einfachen Fragen; jedoch müssen sie gestellt werden.
Wo sehen Sie in Zukunft noch Handlungsbedarf ? Wir wissen vieles und trotzdem tun wir es nicht. Hier braucht es noch eine bessere Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren der Wertschöpfungskette, um die herrschenden Zielkonflikte besser zu lösen.
Korrespondenzadresse: Swiss Food Research Schmelzbergstrasse 9 8092 Zürich E-Mail: contact@swissfoodresearch.ch
Das Interview führte Barbara Elke.
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