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KINDERERNÄHRUNG
Die bisherigen Empfehlungen sind vor allem den ersten Überlegungen gefolgt und haben gefordert, potenziell allergene Nahrungsmittel erst möglichst spät in die Ernährung des Kindes einzuführen. Trotz dieser Empfehlungen haben sich spezifische Nahrungsmittelallergien, wie zum Beispiel die Erdnussallergie, in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Es ist erwiesen, dass kleine Mengen von Nahrungsproteinen die Plazentaschranke passieren und in der Muttermilch nachgewiesen werden können. Allergenvermeidung während der Schwangerschaft oder des Stillens geht allerdings nicht mit einer primären Allergieprävention einher. Die derzeitige Literatur liefert auch kaum umsetzbare Hinweise, wie feste Nahrung in die Ernährung des Säuglings eingeführt werden sollte, um Sensibilisierungen vorzubeugen. Während manche Studien in Familien mit hohem Allergierisiko ergaben, dass feste Nahrung nicht vor dem 5. Lebensmonat eingeführt werden sollte, zeigte eine spätere Einführung keinen zusätzlichen schützenden Effekt. Ungeachtet des Risikos einer atopischen Erkrankung kann Beikost zwischen dem abgeschlossenen 4. und 6. Lebensmonat eingeführt werden. Eine verzögerte Einführung von potenziell allergenen Lebensmitteln
zur primären Prävention ist nicht notwendig. Diese Lebensmittel können gemäss den allgemeinen Ernährungsrichtlinien eingeführt werden.
Korrespondenzadressen: Prof. Dr. med. Roger Lauener Chefarzt Pädiatrie Ostschweizer Kinderspital Claudiusstrasse 6, 9006 St. Gallen E-Mail: roger.lauener@kispisg.ch
Prof. Dr. med. Philippe Eigenmann Hôpital des Enfants Hôpitaux Universitaires de Genève 6, rue Willy-Donzé 1211 Genève 14 E-Mail: philippe.eigenmann@hcuge.ch
Dr. med. Caroline Roduit Universitäts-Kinderklinik Zürich Steinwiesstrasse 75 8032 Zürich E-Mail: caroline.roduit@kispi.uzh.ch
Den Originalbeitrag mit allen Referenzangaben finden Sie online auf der Homepage des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen unter: www.blv.admin.ch.
NEWS
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Biotin: Neues zur Neuroprotektion
Biotin oder Vitamin H scheint neuroprotektiv zu wirken. In hoher Dosierung (300 mg/Tag) wurde es in der Studie von Tourbah et al. bei Patienten mit primär oder sekundär progredient verlaufender multipler Sklerose untersucht. Die Ergebnisse sind ermutigend: In der Interventionsgruppe erreichten 12 Prozent der Verum- und 0 Prozent der Plazebopatienten den primären Endpunkt, nämlich eine Verbesserung ihrer Behinderung nach 9 und 12 Monaten. Der neuroprotektiven Wirkung soll nun in weiteren Studien nachgegangen werden. Der Grund für den Einsatz von Biotin liegt in dessen Bedeutung als Coenzym im Rahmen der Myelinsynthese und möglicherweise auch des Energiestoffwechsels.
Annegret Czernotta
Quelle: Tourbah A et al.: Effect of MD1003 (high doses of Biotin) in progressive multiple sclerosis: results of a pivotal phase III randomised double-blind placebo controlled study. Abstract O1216. 1. EAN, 2015.
28 SZE 4|2015