Transkript
Editorial
«Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte»
Gisela Stauber-Reichmuth
Haben Sie sich, nach dem etwas langen Winter, auch über die in Mörikes Gedicht gepriesenen Boten des Frühlings gefreut, oder fühlten Sie sich eher durch Eyjafyallajökulls unsichtbares graues Band beeinträchtigt? – Gedämpft euphorisch reagieren verständlicherweise viele Allergiker auf das Wiedererwachen der Natur, mit dem auch ihr alljährliches Leiden wiederkehrt.
Immerhin besteht für Pollenallergiker die Aussicht, dass die Mitte März vorgestellte, ab 2011 im Internet abrufbare verbesserte Pollenprognose ihnen das Leben massiv erleichtern wird. Diese von Meteo Schweiz und der Patientenorganisation aha! (Schweizerisches Zentrum für Allergie, Haut und Asthma) betriebene Plattform (www.pollenundallergie.ch/pollenprognose) wird flächendeckend für die ganze Schweiz über den örtlichen und zeitlichen Verlauf der Pollenbelastung informieren (siehe Seite 13). Zu diesem Zweck wurde das Wettervorhersagemodell Cosmo zu Cosmo-Art erweitert, in dem die Informationen zum Wetterverlauf mit einem neuartigen Blühbeginnmodell verknüpft sind. Verläuft der diesjährige Test mit Birkenpollen erfolgreich, wird Meteo Schweiz ab nächstem Jahr Pollenprognosen für jeden Aufenthaltsort in der Schweiz anbieten, sodass Heuschnupfengeplagte versuchen können, den grössten Pollenbelastungen aus dem Weg zu gehen.
Für Asthmatiker bleibt zu hoffen, dass sie nicht noch zusätzlich durch Kleinstpartikel aus der Aschewolke aus Island belastet werden. Wie wichtig eine frühzeitige und langfristig verlässliche Differenzialdiagnose und Therapie bei frühkindlichem Asthma bronchiale ist, zeigt der Beitrag von Dr. med. Hans-Joachim Mansfeld.
Wie die im «Journal of Allergy and Clinical Immunology» erschienene GINIplus-Studie zeigt, stellen Kinder, die im Säuglingsalter an Neurodermitis erkranken, eine Risikogruppe für die Entwicklung von emotionalen Problemen, Verhaltensstörungen und psychologischen Erkrankungen dar. Deshalb sind Therapie und Prävention bei Neurodermitis weichenstellend. Einen wichtigen Beitrag leisten unter anderem Massnahmen zur Regeneration der gestörten Hautbarriere. Diese hat als pathogenetischer Faktor wesentlich an Bedeutung gewonnen, wie der Beitrag von Prof. Dr. E. Proksch et al. darlegt.
Psychisch belastend können für die Betroffenen auch Akne oder übermässige Behaarung sein. Wie der Artikel von Dr. med. Anja Thielitz und Prof. Dr. med. Harald Gollnick zeigt, ist die Akne nicht nur eine der verbreitetsten, sondern auch eine vielschichtige Hauterkrankung. Ein besonderes Problem für Frauen stellt eine verstärkte und unerwünschte Behaarung dar, insbesondere, da heute glatte, unbehaarte Haut in Mode ist. Dies führt Prof. Dr. Wolff in seinem Beitrag aus.
Ein aktuelles Thema wurde im XERR-Symposium Anfang dieses Jahres erörtert. Namhafte Spezialisten diskutierten über «Fluch oder Segen» der UV-Sonnenstrahlung: Zu viel UV-Licht ist die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs, der häufigsten Krebsart in der weissen Bevölkerung. Eine moderate Sonnenlichtexposition hat jedoch auch positive Seiten, da UV-Strahlung die Vitamin-D-Synthese in der Haut ermöglicht. Vitamin D induziert unter anderem Schutzmechanismen des Immunsystems der Haut. Um sowohl einem Vitamin-D-Mangel als auch der Entstehung von Hautkrebs vorzubeugen, ist eine sorgfältige Aufklärung der Bevölkerung weiterhin notwendig.
Die Redaktion wünscht Ihnen eine kurzweilige und informative Lektüre.
Gisela Stauber-Reichmuth
Chronisches Asthma und atopische Dermatitis haben langfristig Auswirkungen auf die Psyche eines Kindes.
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medicos 2/2010