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ECCO
Kongressnews
Schlechte Ernährung fördert CED-Ausbruch
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) breiten
sich derzeit weltweit stark aus. Neben genetischen und im-
munologischen Dispositionen spielen Umweltfaktoren für
deren Ausbruch eine wichtige Rolle. In einer neuen Studie
mit 116 000 Teilnehmenden aus weltweit 21 Ländern unter-
schiedlichen Lebensstandards wollte man den Einfluss von
hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln auf die CED untersu-
chen. Es zeigte sich, dass die Zufuhr von hoch verarbeiteten
Nahrungsmitteln (darunter Soft Drinks, gesüsste Speisen,
salzige Snacks und verarbeitetes Fleisch) signifikant mit dem
Risiko für chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ver-
bunden ist. Dabei konnten zwischen Morbus Crohn und
Colitis ulcerosa keine Unterschiede festgestellt werden. In
einer weiteren Studie mit den Daten von rund 200 000 Per-
sonen (darunter 328 mit Morbus Crohn und 428 mit Colitis
ulcerosa) erwies sich ungesunde Ernährung ebenfalls als
CED-Treiber, wobei das vor allem Morbus Crohn betraf,
bei Colitis ulcerosa konnte keine Signifikanz erreicht wer-
den.
KD
Quelle: «Scientific Session 1». Jahreskongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) 2022, 16. bis 19. Februar 2022, virtuell.
Segmentresektion mit Vorteilen gegenüber Totalkolektomie
Segmentresektion oder totale Kolektomie? In einer internationalen multizentrischen Studie wollte man der Frage nachgehen, ob eine totale Kolektomie oder eine Segmentresektion des Kolons bei Morbus-Crohn-Patienten langfristig bessere Ergebnisse aufweist. Dazu wurden die Daten von 687 Patientinnen und Patienten analysiert, von denen 285 eine Segmentresektion und 402 eine totale Kolektomie erhalten hatten. Zwar zeigte sich zwischen beiden Gruppen kein Unterschied an perioperativen Komplikationen und in der Mortalität, allerdings mussten Totalektomierte innerhalb von 90 Tagen nach der Operation häufiger wieder ins Spital aufgenommen werden (6 vs. 2,1%). Ausserdem war bei Patienten nach einer totalen Kolektomie die Anlage eines Stomas signifikant häufiger notwendig. Auch neuerliche chirurgische Interventionen innerhalb von 15 Jahren waren bei Betroffenen mit totaler Kolektomie deutlich öfter (44 vs. 27%). KD
Quelle: OP12. Jahreskongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) 2022, 16. bis 19. Februar 2022, virtuell.
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Muttermilch beeinflusst Calprotectinspiegel bei
Säuglingen
Welchen Einfluss hat die Brustmilch von Müttern mit chro-
nisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) auf das Mi-
krobiom und den Calprotectinspiegel der Säuglinge? In einer
neuen Studie wurden Unterschiede in der Proteinzusammen-
setzung der Muttermilch von Patientinnen mit aktiver CED
und derjenigen von gesunden Müttern festgestellt. So wurde
das Zytokin TSLP, welches eine wichtige Rolle bei der Rei-
fung von T-Zellen spielt, bei CED-Patientinnen in signifi-
kant geringerem Umfang gefunden als bei gesunden Müt-
tern. Die TSLP-Spiegel der Mütter korrelierten negativ mit
kindlichem Calprotectin und dem Auftreten von Cronobac-
ter im Darm der Säuglinge. Mit anderen Worten: je tiefer das
mütterliche TSLP, desto höher die Calprotectinspiegel bei
den Kindern. Ähnliche Korrelationen wurden unter ande-
rem für den Chemokinliganden CCL20 und die Matrix-
metalloproteinase-1 gefunden. Die Resultate könnten dar-
auf hinweisen, so die Studienautoren, dass die Zusammen-
setzung der Muttermilch bei CED-Patientinnen die Reifung
des Immunsystems und des Mikrobioms des Nachwuchses
beeinflusst.
KD
Quelle: OP02. Jahreskongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) 2022, 16. bis 19. Februar 2022, virtuell.
Behandlung gegen Pouchitis
Die Pouchitis ist eine häufige Komplikation nach Anlage
eines ileoanalen Pouches bei Colitis ulcerosa. Bis jetzt exis-
tiert keine zugelassene Therapie zur Behandlung dieser chro-
nischen Entzündung. In der randomisierten, plazebokontrol-
lierten EARNEST-Studie erwies sich die Behandlung mit
Vedolizumab gegenüber Plazebo als klarer Vorteil. So konnte
unter Vedolizumab bei 27,5 Prozent der Patienten eine an-
haltende Pouchitis-Remission (mPDAI: Woche 14 und 34)
festgestellt werden (Plazebo: 5,9%). Zudem zeigte sich eine
grössere Reduktion der Anzahl der Ulzera gegenüber Base-
line unter Vedolizumab als unter Plazebo.
KD
Quelle: OP04. Jahreskongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) 2022, 16. bis 19. Februar 2022, virtuell.
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CongressSelection Gastroenterologie | Juni 2022
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