Transkript
EASD
Neue Guidelines
EASD/ADA-Konsensus zur Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes
Fotos: vh
Prof. Chantal Mathieu
Aufgrund der vielen neuen Studiendaten bezüglich kardiovaskulärer Outcomes von diversen Antidiabetika haben die European Association for the Study of Diabetes (EASD) und die American Diabetes Association (ADA) ein neues Konsensuspapier zur Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetikern vorgestellt. Eine patientenzentrierte Entscheidungsfindung, Ernährungsanpassung und Bewegung bleiben sind die Grundpfeiler des glykämischen Managements. Werden Medikamente notwendig, ist die erste Massnahme Metformin. Als zweiter Schritt folgt die Wahl von Kombinationspartnern in Abhängigkeit des Vorhandenseins von Komorbiditäten.
In vorangegangenen Konsensuspapieren hatte
die effiziente Blutzuckersenkung zusammen
mit Verträglichkeit und Sicherheit oberste Prio-
rität. Patientenpräferenzen, Blutzuckerziele,
Komorbiditäten, Polypharmazie, Nebenwir-
kungen und Kosten waren nachrangig. Das hat
sich nun geändert.
Heute sollte eine Therapieentscheidung von
Lebensstilmassnahmen begleitet sein und indi-
Prof. David d’Alessio
viduelle Begleitumstände des Patienten berück-
sichtigen, berichteten Prof. Chantal Mathieu,
Katholieke Universiteit Leuven (B) und Prof. David d’Ales-
sio, Duke University, Durham, North Carolina (USA). Das
heisst, Komorbiditäten wie beispielsweise atherosklerotische
kardiovsakuläre Erkrankungen, chronische Niereninsuffi-
zienz oder Herzinsuffizienz sollen frühzeitig abgeklärt wer-
den, um eine adäquate antidiabetische Therapie wählen zu
können. Ebenso wichtig für die Wahl der Massnahmen sind
HbA1c- und Gewichtswerte. Damit die therapeutischen
Massnahmen erfolgreich sein können, braucht es eine gute
Patientenschulung und einen guten Blick für eine Depression.
Kulturelle und sozioökonomische Umstände müssen berück-
sichtigt werden.
Medikamentöse Therapie je nach Ausgangslage
Für die medikamentöse Behandlung empfiehlt das EASD/ADA-Kosensuspapier weiterhin Metformin als Erstlinienmedikament zur Blutzuckerkontrolle. Die Kombination mit weiteren Antidiabetika ist abhängig von Patientenpräferenzen und klinischen Gegebenheiten wie etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankung. Ausserdem soll das Risiko für Hypoglykämie, Gewichtszunahme, Nebenwirkungen, Verträglichkeit sowie Kosten in die Therapieentscheidung mit einfliessen.
EASD/ADAKonsensus
www.rosenfluh.ch/ qr/easd-adakonsensus
Bei kardiovaskulären Erkrankungen
Bei Patienten mit gleichzeitig bestehenden kardiovaskulären
Erkrankungen sollen gemäss Konsensuspapier zusätzlich zu
Metformin SGLT2-Hemmer oder GLP-1-RA zum Einsatz
kommen. Dabei soll das entsprechende Präparat aufgrund
seiner kardiovaskulären Outcomedaten ausgewählt werden, weil es noch zu früh sei, von einem Klasseneffekt zu sprechen. Für Patienten mit atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung und Herzinsuffizienz ist der Einsatz von SGLT2Hemmern empfohlen. Bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, Herzinsuffizienz oder kardiovaskulärer Atherosklerose soll ein SGLT2Hemmer mit belegter CKD-Progressions-Reduktion erwogen werden. Falls kontraindiziert oder anders gewünscht, kann auch ein GLP-1-RA gewählt werden, der die CKD-Progression bremst.
Ohne kardiovaskuläre Komorbidität
Liegt keine kardiovaskuläre oder renale Komborbidität vor,
sind als Zusatz zu Metformin DPP4-Hemmer, GLP-1-RA,
SGLT2-Hemmer und Glitazone empfohlen.
Unter den injizierbaren Präparaten gelten GLP-1-RA generell
als First-Line-Therapie, sofern kein Typ-1-Diabetes vorliegt.
Reicht die Zweierkombination nicht aus, um das HbA1c-Ziel
zu erreichen, ist eine Dreierkombination angezeigt. Ist auch
dies nicht ausreichend, ist die Kombination mit Sulfonyl-
harnstoffen oder Basalinsulin zu erwägen.
Bei einem stark übergewichtigen Patienten soll für die Blut-
zuckersenkung als Metforminzusatz ein gewichtsreduzieren-
des Antidiabetikum wie GLP-1-RA oder SGLT2-Hemmer ge-
wählt werden. Ist das nicht ausreichend, kann die Therapie
mit SGLT2-Hemmer oder GLP-1-RA verstärkt werden.
Steht die Kostenfrage im Vordergrund, kann für die Therapie
als Metforminzusatz ein Sulfonylharnstoff oder ein Glitazon
gewählt werden, bei Bedarf einer Dreierkombination die Er-
gänzung mit dem jeweils anderen.
L
Valérie Herzog
Quelle: «ADA/EASD Consensus Report», Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes(EASD) 2018, 1. bis 5. Oktober in Berlin.
1. Davies MJ et al.: Management of hyperglycaemia in type 2 diabetes, 2018. A consensus report by the American Diabetes Association (ADA) and the European Association for the Study of Diabetes (EASD). Diabetologia 2018 Oct 5; Epub ahead of print.
36 CongressSelection Kardiologie | Pneumologie | Diabetologie | Dezember 2018