Rosenbergstrasse 115
Es gibt Leute, die halten sich schon für multitaskingfähig, wenn sie gleichzeitig ein Bier trinken und auch noch das Schellen des Telefons hören können.
Es gibt Leute, die halten sich schon für multitaskingfähig, wenn sie gleichzeitig ein Bier trinken und auch noch das Schellen des Telefons hören können.
Grad noch auf dem letzten Zacken (bevor Google seinen Sitz von Zürich nach Wien verlegt hätte) hat der Bundesrat seine unselige Verordnung gekippt, mit der die Zuwanderung aus aussereuropäischen Staaten hätte halbiert werden sollen. Was zur Folge gehabt hätte, dass aufgrund des Personenfreizügigkeitsabkommens mit der EU zwar Prostituierte aus Ungarn freien Zugangzum Schweizer Arbeitsmarkt gehabt hätten, nicht aber kanadische ITSpezialisten.
Die Generalversammlung beziehungsweise das anschliessende Gesundheitsseminar der APA war gut besucht. Und es hat sich gelohnt. Das Referat von Kollege Peter H. Müller zum weltweiten Stand der Selbstdispensation (Studie publiziert in DoXMedical 1/2010) machte einmal mehr (für die SD-Gegner allerdings vielleicht zum ersten Mal) deutlich, dass die Schweizer SD-Ärzte keine Exoten sind, die Schweiz für einmal kein Sonder-, sondern eher schon ein Normalfall ist. Zitat: «Die Hälfte der Erdbevölkerung lebt in Ländern mit ärztlicher Medikamentenabgabe.»
Interview mit dem Zeitschriftenmacher Dr. med. Herbert Widmer, Luzern
Der «Luzerner Arzt», inzwischen das «Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Zug, Uri», ist 20 Jahre alt. Das ist ein ganz erstaunliches Jubiläum für eine Zeitschrift, die (nicht ganz, aber fast) von einem einzigen Mann produziert wird. Dr. med. Herbert Widmer liefert einen grossen Teil der redaktionellen Texte, animiert die Kolleginnen und Kollegen zum Schreiben, redigiert die Texte, stellt das Heft zusammen, liefert die Fotos dazu, akquiriert die Anzeigen, ohne die keine medizinische Zeitschrift überleben kann, und überwacht die Produktion.
Mit Umfragen ist das so eine Sache. «Medical Tribune», einer unserer Mitbewerber unter den Fachzeitschriften, hat, vermutlich in bester Absicht, in der Publikumsausgabe der gleichnamigen Zeitschrift («Medical Tribune public») die Leserinnen und Leser aufgefordert, an einer OnlineUmfrage zum Thema Selbstdispensation teilzunehmen. Im Sinn von: Wenn Sie ein Medikament benötigen, ziehen Sie es vor, das Mittel direkt vom Arzt zu erhalten oder in der Apotheke zu beziehen? Beim ersten Blick auf die Ergebnisse (Stand: ein paar Hundert Antwortende) ein erster Schreck: 90 Prozent ziehen den Gang zur Apotheke vor. Die Erklärung für dieses Resultat ist einfach.
Ein Interview mit dem Gesundheitsökonomen Willy Oggier
Leider werden Studien meist nur oberflächlich angeschaut und ihre Schlussfolgerungen lassen sich oft
mit Leichtigkeit in die gewünschte Richtung biegen. Und leider kann man wissenschaftlichen Laien diese
tendenziösen Schlussfolgerungen dann als wissenschaftliche Wahrheit verkaufen. So geschah und geschieht es mit zahlreichen Studien zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Selbstdispensation (SD). Hintergründe zu einer der bekannten Studien, die immer wieder als Zeugen für die Unwirtschaftlichkeit der SD herhalten müssen, in einem Interview mit dem Gesundheitsökonomen Willy Oggier.
Ein Beitrag in der Zeitschrift DoXMedical hat so viele Reaktionen ausgelöst wie selten. Zu Recht! Auf eine Bestandesaufnahme wie die von Kollege Peter Müller über den weltweiten Stand der Selbstdispensation (DoXMedical 1/2010, S. 1ff.) hat man schon lange gewartet. War man bisher mangels eigener Daten den Behauptungen der Gegenseite (SD gebe es nur in der Schweiz, sie sei ein weltweites Unikum und überhaupt, die OECD verlange ein Verbot der Selbstdispensation) praktisch wehrlos ausgeliefert, erfährt man in diesem Beitrag erstmals, dass die Selbstdispensation in vielen Teilen der Welt, auch in Europa, ein zwar «Argumente» gegen die SD gekontert.
Eigentlich sollte hier nichts mehr über Rauchen und Rauchverbote stehen. Aber die Befürworter eines generellen Rauchverbots in allen öffentlichen (warum eigentlich nicht auch in allen privaten) Räumen lassen sich nicht bremsen. Föderalistisch unterschiedliche Regelungen in verschiedenen Kantonen? Nichts da. Gesundes Verhalten ist ein Muss und darf nicht auf Freiwilligkeit beruhen. Freiwilligkeit ist für alle, die es gut mit den anderen meinen, ohnehin die schlimmste Form der Verweigerung. Wo kämen wir hin, wenn jeder täte grad wie ihm beliebt – und sei es innerhalb der gesetzlichen Grenzen? Es bleibt die Frage – die eben nicht alle gleich beantworten: Ist Gesundheit das wichtigste Gut im Leben, dessen Erhalt alles andere unterzuordnen ist – notfalls auch zwangsweise?
In diesem Stil berichtete der «BLICK» kürzlich über die Selbstdispensation: «Wenn Ärzte Medikamente an Patienten abgeben, machen sie satte Reingewinne.» – «Dieser Handel bringt den Weisskitteln einen Nebenverdienst von durchschnittlich mindestens 52 250 Franken Reingewinn pro Jahr.» – «Wegen der satten Reingewinne fordern die Autoren der Studie ‹endlich konkrete Massnahmen›.» – «… in der Arztpraxis ein paar Tablare in einem Wandschrank …» – «Die fetten Gewinne der Mediziner.» – «Sara Stalder (43), Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, fordert ein Verbot: ‹Ärzte sollen keinen Anreiz haben, möglichst viele Medikamente zu verkaufen, um ihr Einkommen zu erhöhen›.»
«Lass kein Klo aus, geniesse jede Erektion und trau keinem Furz.» Das (sorry, aber solches wird im öffentlich rechtlichen Schweizer TV zitiert) gibt Jack Nicolson alias Edward, der todkranke Milliardär, im Film «The Bucket List» seinem Sekretär als Ratschlag fürs Alter mit auf den Weg. Drastisch, aber, na ja, auch nicht ganz unrealistisch.