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KURZNACHRICHTEN
Cranberrys zeigen Wirkung gegen Harnwegsinfektionen
Schon seit Längerem gibt es Hinweise, dass Patienten mit HWI möglicherweise von einer vermehrten Flüssigkeitsaufnahme profitieren. Hierzu sowie zu den in Studien ebenfalls beobachteten positiven Einflüssen von Cranberrys, etwa als Saft oder in Tablettenform, auf die Prävention und die Behandlung von HWI ist die Evidenz allerdings widersprüchlich, und es war bis anhin unklar, ob etwaige entsprechende Effekte von Cranberrysaft auf die Flüssigkeitszufuhr oder auf bestimmte Inhaltsstoffe der Früchte selbst zurückzuführen sind. Vor diesem Hintergrund hat eine internationale Forschergruppe nun eine Literaturrecherche durchgeführt und in ihre Analyse schliesslich 20 einzelne Untersuchungen mit insgesamt 3091 Patienten (88,8% weiblich, 11,1% männlich) im Alter von 4 bis 87 Jahren mit Risiko für HWI einbezogen, welche jeweils mindestens zwei der folgenden Interventionen erhalten hatten: 1. nicht flüssige Cranberryprodukte (Tabletten, Kapseln, Früchte), 2. cranberryhaltige Flüssigkeit (Saft, Cocktail, Konzentrat), 3. andere Flüssigkeiten (Wasser, Fruchtsäfte, Bier, D-Mannose-Lösung), 4. Vergleich mit keinerlei Behandlung. Als primärer Endpunkt war die Rate von HWI in jeder Gruppe definiert; sekundäre Endpunkte umfassten HWI-Symptome wie gesteigerte Blasenempfindlichkeit, Dysurie, vermehrten Harndrang oder Schmerzen im
unteren Harntrakt sowie den Gebrauch von Antibiotika. Die
Follow-up-Dauer in den einzelnen Studien betrug 2 bis 12
Monate.
Bei allgemein nur als mässig bis gering bewerteter Sicherheit
der verfügbaren Evidenz ergab sich nach Auswertung der
Daten in der Gruppe der mit Cranberrysaft behandelten Pa-
tienten eine um 27 Prozent verminderte HWI-Rate gegenüber
denjenigen, die Plazeboflüssigkeit erhalten hatten, und eine
um 54 Prozent niedrigere HWI-Rate im Vergleich zur Gruppe
ohne jede Therapie. Cranberrysaft reduzierte zudem die Rate
des Antibiotikagebrauchs (–49% vs. Plazebo, –59% vs. keine
Behandlung), während die Prävalenz von HWI-Symptomen
generell unter Einnahme von Cranberryzubereitungen (Saft/
Tabletten) ebenfalls abnahm. Mit den beobachteten günstigen
Effekten von vermehrter Flüssigkeitszufuhr auf HWI-Raten
und Antibiotikagebrauch einerseits und von Cranberryzube-
reitungen auf HWI-Symptome andererseits empfehlen die
Review-Autoren deren Kombination in Form von Cranberry-
saft als Option für das Management von HWI.
s
RABE
Moro C et al.: Cranberry Juice, Cranberry Tablets, or Liquid Therapies for Urinary Tract Infection: A Systematic Review and Network Meta-analysis. Eur Urol Focus. 2024;18:S2405-4569(24)00122-6. doi:10.1016/j.euf.2024.07.002.
ARS MEDICI 24 | 2024
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