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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Angiologie
Welche Rolle spielt die kollaterale Blutversorgung für den Therapieerfolg nach einem Schlaganfall?
Nach einem ischämischen Schlaganfall muss das verstopfte Gefäss medikamentös oder mithilfe eines Katheters wieder eröffnet werden. Doch selbst wenn das Gerinnsel rechtzeitig entfernt wird, erholen sich viele Schlaganfallpatienten nur schlecht. Eine Zürcher Forschungsgruppe hat jetzt herausgefunden, dass der Erfolg der Schlaganfallbehandlung von den kollateralen Blutgefässen ab-
hängt, die im Falle eines Gefässverschlusses als potenzielle Umleitungen fungieren. «Diese Gefässbrücken halten die Selbstregulierung des Gehirns aufrecht und ermöglichen eine langsame, allmähliche Wiederdurchblutung», sagt Susanne Wegener, leitende Ärztin an der Klinik für Neurologie des Universitätsspitals Zürich (USZ). Im Rahmen ihrer Untersuchung verwendeten die Forscher zunächst ein Mausmodell für Schlaganfälle sowie moderne Bildgebungsverfahren, um Veränderungen in der arteriellen Blutzufuhr am lebenden Organismus zu untersuchen. Bei Versuchstieren, die über schlechte Kollateralen verfügen, waren die Arteriensegmente nach der Gerinnselentfernung dysfunktional und starr. «Die darauffolgende übermässige Wiederdurchblutung führte bei den Mäusen zu Blutungen und einer erhöhten Sterblichkeit», so Wegener. Vergleichbare Ergebnisse wurden an-
schliessend auch bei Schlaganfall-
patienten beobachtet.
Bisher stand die schnelle Entfernung des
Gerinnsels im Vordergrund. Die Prob-
leme durch eine zu schnelle Wieder-
durchblutung nach der Therapie und
ihre potenziell schädlichen Auswirkun-
gen wurden dagegen bis anhin kaum
beachtet. Jetzt ist es möglich, Schlagan-
fallpatienten mit erhöhtem Risiko wäh-
rend der Entfernung des Blutgerinnsels
anhand der Geschwindigkeit der Wie-
derdurchblutung zu identifizieren.
«Künftige therapeutische Massnahmen
sollten darauf abzielen, die Funktion
der Gefässbrücken zu verbessern, um
eine günstige, graduelle Wiederdurch-
blutung nach dem Schlaganfall zu er-
möglichen», so das Fazit von Susanne
Wegener.
UZH/PS s
Medienmitteilung der Universität Zürich vom 26.02.2024
Bild: P. Thurner und Z. Kulcsar, USZ
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