Transkript
FOKUS PHARMAKOTHERAPIE
Tezspire® (Tezepelumab)
Injizierbarer Antikörper reduziert Asthmaexazerbationsrisiko
Seit Juni 2022 steht mit Tezepelumab auch in der Schweiz ein neuer rekombinant hergestellter, entzündungshemmender, monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der TSLP-Inhibitoren zur Behandlung von Bronchialasthma unter dem Handelsnamen Tezspire® zur Verfügung. In den USA war die Zulassung bereits im Jahr 2021 erfolgt. Das Medikament wird als Injektionslösung in einer Fertigspritze zur subkutanen Anwendung angeboten und ist indiziert als Zusatz zu einer inhalativen Erhaltungstherapie bei Erwachsenen mit schwerem Asthma, die trotz Behandlung mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) und lang wirksamen Bronchodilatatoren keine ausreichende Asthmakontrolle erreichen und in den letzten 12 Monaten mindestens 1 schwere Exazerbation erlitten haben.
Zulassungsstudien
Tezepelumab war in 3 randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten, klinischen Studien mit Parallelgruppen (PATHWAY, NAVIGATOR und SOURCE) an insgesamt 1761 Patienten im Alter ab 12 Jahren auf seine Wirksamkeit hin geprüft worden. In der PATHWAY- und der NAVIGATORStudie konnte mit dem neuen Medikament (210 mg Tezepelumab alle 4 Wochen) die annualisierte Exazerbationsrate (0,20 [Tezspire®, n = 137] vs. 0,72 [Plazebo, n = 138], Rate Ratio [RR]: 0,29, 95%-Kon-
fidenzintervall [KI]: 0,16–0,51, p < 0,001 in PATHWAY; 0,93 [n = 5 28] vs. 2,10 [n = 531], RR: 0,44; 95%-KI: 0,37–0,53, p < 0,001 in NAVIGATOR) im Vergleich zu Plazebo signifikant reduziert werden, und die Zeit bis zum Auftreten der ersten Exazerbation war länger. Verglichen jeweils mit Plazebo waren unter dem Verum auch weniger Exazerbationen aufgetreten, die eine Versorgung auf der Notfallstation oder eine Spitaleinweisung nach sich zogen (RR: 0,15, 95%-KI: 0,04–0,58, p = 0,005 in PATHWAY; RR: 0,21, 95%-KI: 0,12– 0,37, p < 0,001 in NAVIGATOR), und der Anteil an Patienten, die während der 52-wöchigen Behandlung keine Exazerbation erlitten, war im Tezepelumab-Arm grösser. Sekundärer Endpunkt in beiden Studien war die Veränderung der Einsekundenkapazität (FEV1) gegenüber dem Ausgangswert; hier zeigte Tezspire® jeweils klinisch bedeutsame Vorteile gegenüber Plazebo. In der SOURCE-Studie zeigte sich, dass gegenüber Plazebo unter Behandlung mit Tezepelumab (210 mg alle 4 Wochen) mehr Patienten ihre zur Erhaltungstherapie eingesetzte ICS-Dosis reduzieren konnten, ohne dass es zu einem Verlust der Asthmakontrolle kam. Dieser Effekt erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. Wie wirkt Tezepelumab? Tezepelumab entfaltet sein antiinflamma- torisches Potenzial über die Bindung an humanes Thymusstroma-Lymphopoietin (TSLP), ein Zytokin, das überwiegend von Epithelzellen freigesetzt wird und in die Entzündungskaskade bei Asthma invol- viert ist. Durch diese Antikörperreaktion werden die Interaktion von TSLP mit sei- nem Rezeptor und mithin die Atemwegs- entzündung unterdrückt. Der Wirkstoff wird subkutan in Ober- schenkel, Bauch (unter Aussparung eines Bereichs von 5 cm um den Nabel) oder, sofern der Patient dies nicht selbst vor- nimmt, in den Oberarm injiziert. Zu den in den klinischen Studien mit Teze- pelumab am häufigsten beobachteten Ne- benwirkungen zählen neben Reaktionen an der Injektionsstelle Arthralgien und Pha- ryngitis. Es wird geraten, während oder un- mittelbar vor einer Therapie mit Tezspire® keine attenuierten Lebendimpfstoffe zu verwenden. Zur Behandlung von akuten Asthmaexazerbationen sollte Tezepelumab nicht eingesetzt werden. RABE s Literatur: Arzneimittelinformation Tezspire®, Stand April 2022, https://www.swissmedicinfo.ch/ ARS MEDICI 3 | 2023 73