Transkript
Onkologie
Höheres Frakturrisiko nach Krebserkrankung
Dank besserer Therapien überleben heutzutage wesentlich mehr Tumorpatienten als früher, und sie werden älter. Im Rahmen einer Kohortenstudie in den USA ging man nun der Frage nach, ob das Frakturrisiko für ältere Überlebende einer Krebserkrankung höher ist als dasjenige Gleichaltriger, die zuvor nie an Krebs erkrankt waren. Die Daten stammen aus der US Cancer Prevention Study II Nutrition Cohort in Verbindung mit Angaben der staatlichen Krankenversicherung Medicare von 1999 bis 2017. Das Durchschnittsalter der 92 431 Kohortenmitglieder betrug 69,4 ± 6 Jahre, 56 Prozent von ihnen waren Frauen und fast alle Weisse (97,9%). Mit Gebrechlichkeit assoziierte Frakturen traten bei 12 943 Kohortenmitgliedern auf (14%). Krebspatienten, bei denen 1 bis weniger als 5 Jahre zuvor ein Tumor in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert worden war, hatten ein rund doppelt so hohes Frakturrisiko wie Personen ohne Tu-
moranamnese (Hazard Ratio [HR]: 2,12;
95%-Konfidenzintervall [KI]: 1,75–2,58).
Das erhöhte Frakturrisiko beruhte in erster
Linie auf einer höheren Zahl von Wirbel- und
Hüftfrakturen. Bei Krebspatienten, die sich
einer Chemotherapie unterzogen hatten, war
das Frakturrisiko etwas höher als bei denje-
nigen ohne Chemotherapie, vor allem in den
ersten 5 Jahren nach der Diagnose (HR: 1,31;
95%-KI: 1,09–1,57). Das Frakturrisiko war
bei körperlich aktiven Krebspatienten 5 oder
mehr Jahre nach der Diagnose etwas geringer
als bei den körperlich inaktiven, der Unter-
schied war statistisch nicht signifikant (HR:
0,76; 95%-KI: 0,54–1,07). Eindeutig war
hingegen das höhere Frakturrisiko für Krebs-
patienten, die rauchten (HR: 2,27; 95%-KI:
1,55–3,33).
RBO s
Rees-Punia E et al.: Fracture risk among older cancer survivors compared with older adults without a history of cancer. JAMA Oncol. 2022;e225153.
ARS MEDICI 24 | 2022
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