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Psychiatrie
Probiotika gegen Depressionen?
Gemäss einer kleinen Studie, die von einem Team der Universität Basel und der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel durchgeführt wurde, könnten Probiotika die Wirkung von Antidepressiva unterstützen und Depressionen möglicherweise mildern. Die Patienten befanden sich zur stationären Behandlung in den Universitären Psychiatrischen Kliniken. 21 von ihnen erhielten zusätzlich zu ihren üblichen Antidepressiva während 31 Tagen ein Probiotikum, 26 ein Plazebo. Bei dem Probiotikum handelte es sich um eine frei erhältliche, kommerzielle Mischung von 8 Bakterienstämmen in einer Tagesdosis von 900 Milliarden Colony Forming Units (CFU). Die Untersuchungen erfolgten unmittelbar vor der Behandlung, nach 31 Tagen sowie nach weiteren 4 Wochen. Die depressiven Symptome gingen bei allen Patienten zurück. In der Probiotikagruppe habe sich ihr Zustand jedoch stärker verbes-
sert als in der Plazebogruppe, heisst es in einer
Medienmitteilung der Universität Basel. Auch
veränderte sich, zumindest zeitweise, die Zu-
sammensetzung der Darmflora. Mit Probio-
tika kam es zu einer Zunahme von Milch-
säurebakterien, deren Anteil nach der
Behandlung innert 4 Wochen wieder abnahm.
Unterschiede zwischen der Probiotika- und
der Plazebogruppe machte das Forscherteam
auch bei funktionellen MRT-Untersuchungen
aus, bei denen bestimmte, mit emotionaler
Verarbeitung verbundene Hirnaktivitäten der
Probanden verfolgt wurden. Nach der 31-tä-
gigen Probiotikaeinnahme hätten sich diese
Hirnaktivitäten normalisiert, in der Plazebo-
gruppe jedoch nicht.
RBO s
Medienmitteilung der Universität Basel am 9. Juni 2022 und Schaub AC et al.: Clinical, gut microbial and neural effects of a probiotic add-on therapy in depressed patients: a randomized controlled trial. Transl Psychiatry. 2022;12(1):227.
ARS MEDICI 13 | 2022
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