Transkript
FOKUS PHARMAKOTHERAPIE
Verquvo® (Vericiguat)
Besserung der kardiovaskulären Funktionen bei chronischer Herzinsuffizienz
Mit Verquvo® (Vericiguat) hat Swissmedic im September 2021 einen neuen Wirkstoff in der Schweiz zugelassen. Er ist zur Behandlung der symptomatischen, chronischen Herzinsuffizienz (HI) bei erwachsenen Patienten mit reduzierter Auswurffraktion indiziert ist, die nach einem kürzlich aufgetretenen Dekompensationsereignis eine erforderlich gewordene intravenöse Therapie erhalten haben.
Zulassungsstudie VICTORIA
Seine klinische Wirksamkeit konnte Vericiguat in einer umfangreichen Zulassungsstudie (VICTORIA) belegen. In die randomisierte, plazebokontrollierte, doppelblinde, ereignisgesteuerte und multizentrische Parallelgruppenstudie wurden 5050 erwachsene Patienten mit symptomatischer chronischer HI (NYHA II–V) und einer linksventrikulären Auswurffraktion von 45 Prozent oder weniger einbezogen, die zuvor aufgrund ihrer HI bereits hospitalisiert oder ambulant mit Diuretika i.v. behandelt worden waren. Zusätzlich zu ihrer jeweils bereits bestehenden HI-Medikation erhielten die Studienteilnehmer entweder Plazebo oder Vericiguat. Als kombinierter primärer Endpunkt wurde die Zeit bis zum Eintreten eines kardiovaskulär bedingten Todes oder einer HI-bedingten Hospitalisierung festgelegt. Unter Verum reduzierte sich das jährliche absolute Ri-
siko für den kombinierten primären Endpunkt gegenüber Plazebo signifikant um 4,2 Prozent (Hazard Ratio [HR]: 0,90; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,82–0,98; p = 0,019). Im Durchschnitt müssen demnach jährlich 24 Patienten 1 Jahr lang mit Vericiguat behandelt werden, um 1 kardiovaskuläres Ereignis oder 1 HI-bedingte Hospitalisierung zu verhindern.
Wie wirkt Vericiguat?
Vericiguat ist ein Stimulator der löslichen (soluble) Guanylatzyklase (sGC). Dieses Enzym aus dem Endothel der glatten Gefässmuskulatur wird durch Stickstoffmonoxid (NO) aktiviert und katalysiert die Synthese von intrazellulärem zyklischen Guanosinmonophosphat (cGMP) aus Guanosintriphosphat. cGMP ist ein essenzielles Signalmolekül, das wichtige physiologische Prozesse wie Herzkontraktilität, Gefässtonus und kardiales Remodelling beeinflusst.
Weil die HI mit einer Störung der NO-Synthese mit nachfolgend verminderter Aktivität der sGC einhergeht, kommt es in der Folge zu einem Mangel an cGMP, der die myokardialen und vaskulären Funktionen beeinträchtigt. Hier kann Vericiguat als sGC-Stimulator Abhilfe schaffen: Es aktiviert die sGC unabhängig von und in Synergie mit NO und erhöht damit den intrazellulären cGMP-Spiegel. Bei Patienten mit HI lässt sich damit eine Besserung der kardiovaskulären Funktionen erreichen.
Unerwünschte Wirkungen
Neben Hypotonie, der in Studien mit
16,4 Prozent am häufigsten aufgetrete-
nen unerwünschten Wirkung, wurde aus-
serdem über Nebenwirkungen wie Anä-
mie, Schwindel, Kopfschmerzen, Übel-
keit, Dyspepsie, Erbrechen und Reflux
berichtet.
CR s
Literatur: Arzneimittelinformation Verquvo®, Stand September 2021, www.compendium.ch
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