Transkript
FORTBILDUNG
Asymptomatische übergewichtige Patienten früher screenen!
Neue USPSTF-Empfehlungen zur Prävention von Diabetes
Die US Preventive Services Task Force (USPSTF) hat ihre Empfehlungen für ein Screening asymptomatischer Erwachsener auf Prädiabetes und Typ-2-Diabetes überarbeitet und aktualisiert. In der neuen Fassung wurde das Alter für den Beginn des Screenings von 40 Jahren auf 35 Jahre gesenkt.
JAMA
Nach Angaben des National Diabetes Statistics Report von 2020 leiden 13 Prozent aller Erwachsenen in den USA unter Diabetes, und 34,5 Prozent erfüllen die Kriterien eines Prädiabetes. Die Prävalenz beider Erkrankungen ist bei älteren Erwachsenen höher als bei den jüngeren. Von den Diabetespatienten wussten 21,4 Prozent nicht, dass sie darunter leiden. Die Risikoabschätzungen einer Progression von Prädiabetes zu Typ-2-Diabetes variieren beträchtlich, was möglicherweise auf unterschiedliche Definitionen oder die Heterogenität von Prädiabetes zurückgeführt werden kann. Aus einer grossen Kohortenstudie geht hervor, dass das Diabetesrisiko mit steigendem HbA1c-Wert und dem Body-Mass-Index (BMI) zunimmt. In den USA ist Diabetes die Hauptursache von Niereninsuffizienz und Erblindung bei Erwachsenen. Zudem ist die Erkrankung mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, eine nicht alkoholische Fettleber und eine nicht alkoholische Steatohepatitis assoziiert. Ein Screening asymptomatischer Erwachsener auf Prädiabetes und Typ-2Diabetes ermöglicht eine frühzeitigere Diagnose und Behandlung und kann so die gesundheitlichen Outcomes der Betroffenen verbessern.
Aktualisierte Screeningempfehlungen
Auf der Basis der Ergebnisse eines neuen systematischen Reviews hat die USPSTF jetzt ihre Screeningempfehlungen aus dem Jahr 2015 überarbeitet und aktualisiert.
MERKSÄTZE
� Übergewicht und Adipositas sind die Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung von Prädiabetes und Typ-2-Diabetes.
� Zur Verhinderung oder Verzögerung von Typ-2-Diabetes sind Lebensstilmodifikationen (Ernährung, Bewegung) wirksamer als Metformin.
s In der Fassung von 2015 empfahl die Fachgesellschaft ein Screening auf abweichende Blutzuckerwerte im Rahmen einer Evaluierung des kardiovaskulären Risikos bei übergewichtigen oder adipösen Personen zwischen 40 und 70 Jahren.
s In der aktuellen Fassung empfiehlt die USPSTF ein Screening auf Prädiabetes und Typ-2-Diabetes bei asymptomatischen, nicht schwangeren, übergewichtigen oder adipösen Personen zwischen 35 und 70 Jahren.
Das Alter für den Screeningbeginn wurde gesenkt, weil aus Studien hervorgeht, dass die Inzidenz von Typ-2-Diabetes bereits ab 35 Jahren zunimmt. Des Weiteren empfiehlt die USPSTF, Patienten mit Prädiabetes effektive präventive Interventionen anzubieten. Im klinischen Alltag soll entsprechend den aktualisierten Empfehlungen zunächst das Diabetesrisiko evaluiert und anschliessend das Screening durchgeführt werden. Aufgrund von Studienergebnissen hält die USPSTF bei Erwachsenen mit initial unauffälligem Testergebnis ein Screening im Abstand von 3 Jahren für angemessen.
Risikoevaluierung
Im Rahmen der Risikoevaluierung werden zunächst Körpergrösse und Gewicht erfasst. Definitionsgemäss liegen Übergewicht und Adipositas ab einem BMI ≥ 30 beziehungsweise einem BMI ≥ 35 vor. Übergewicht und Adipositas gelten als bedeutsamste Risikofaktoren für die Entwicklung von Prädiabetes und Diabetes Typ 2 bei Erwachsenen. Zu weiteren Risikofaktoren gehören höheres Lebensalter, familiärer Prädiabetes/Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes in der Vorgeschichte sowie polyzystische Ovarialsydrome in der Vorgeschichte und Lebensstilfaktoren (Ernährung, Bewegung).
Screeningtests
Zur Diagnose von Prädiabetes oder Diabetes Typ 2 empfehlen die USPSTF-Experten eine Bestimmung der Nüchternglukose oder des HbA1c-Werts oder einen oralen Glukosetoleranztest.
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FORTBILDUNG
s Eine Nüchternglukose ≥ 126 mg/dl (6,99 mmol/l), ein HbA1c-Wert ≥ 6,5 Prozent oder ein 2-Stunden-Blutzuckerwert ≥ 200 mg/dl (11,1 mmol/l) nach Glukoseapplikation sind konsistent mit der Diagnose von Typ-2-Diabetes.
s Eine Nüchternglukose von 100 bis 125 mg/dl (5,55– 6,94 mmol/l), ein HbA1c-Wert von 5,7 bis 6,4 Prozent oder ein 2-Stunden-Blutzuckerwert von 140 bis 199 mg/dl (7,77–11,04 mmol/l) nach Glukoseapplikation sind konsistent mit der Diagnose eines Prädiabetes.
Die Diagnosestellung von Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes sollte wiederholt werden, bevor mit präventiven Interventionen begonnen wird.
Präventive Interventionen
In der Studie Diabetes Prevention Program (DPP) haben sich sowohl Lebensstilinterventionen (Ernährung, Bewegung) als auch Metformin zur Prävention oder Verzögerung von
Typ-2-Diabetes als wirksam erwiesen. Metformin wurde
von der Food and Drug Administration (FDA) allerdings
nicht für diese Indikation zugelassen. Die Lebensstilmodi-
fikationen waren bezüglich der Prävention oder der Ver-
zögerung von Typ-2-Diabetes effektiver als Metformin und
wirkten sich zudem günstig auf das Gewicht, den Blutdruck
und die Lipidspiegel aus. Metformin beeinflusst das Körper-
gewicht ebenfalls positiv, den Blutdruck und die Lipidwerte
jedoch nicht.
s
Petra Stölting
Quelle: US Preventive Services Task Force; Davidson KW et al: Screening for Prediabetes and Type 2 Diabetes: US Preventive Services Task Force Recommendation Statement. JAMA. 2021;326(8):736-743.
Interessenlage: Alle Mitglieder der USPSTF erhalten eine Erstattung von Reisekosten und ein Honorar für die Teilnahme an USPSTF-Meetings.
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