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Drugshortage
Medikamenten-Lieferengpässe – von grosser Bedeutung für die Praxis
Lieferengpässe bei Medikamenten sind seit mindestens 10 Jahren ein Thema. Auch in der Schweiz. Der Bund befasste sich allerdings in einer Form damit, die den Bedürfnissen von Ärzten und Pharmazeuten nicht genügt. Der Apotheker Enea Martinelli nahm sich deswegen der Sache privat an und entwickelte die Website Drugshortage.ch, die so umfassend wie möglich über Lieferengpässe und Alternativen informiert.
Im Mai 2019 war im Blog von Enea Martinelli unter dem Titel «Die Versorgung mit Arzneimitteln für die Behandlung von bisher gut beherrschten ‹Volkskrankheiten› wie Bluthochdruck, Epilepsie oder Parkinson steht auf der Kippe!» zu lesen: «Heute, am 28. Mai 2019, haben wir in der Schweiz die Marke von 600 Lieferengpässen von Medikamenten überschritten. Davon besonders betroffen sind Medikamente gegen Bluthochdruck. Mit über 130 fehlenden Packungsgrössen aus verschiedenen Wirkstoffgruppen führen sie die Liste an. Besonders problematisch sind die Epilepsiemedikamente, weil die Umstellung noch komplizierter ist als bei den Herzmedikamenten. Ebenso einige Parkinson-Medikamente, bei denen die Anpassung der Therapie eng begleitet werden muss. All diese Therapiegebiete lösen im Moment zusätzliche Arztbesuche aus. Die Medikamente müssen neu eingestellt werden. Das geht nicht einfach so von heute auf morgen. Und absetzen kann man sie auch nicht einfach so. Man muss also handeln, wenn sie fehlen.» (1) Und Enea Martinelli spricht Klartext: «Was mich an der Situation tierisch nervt: Es gibt immer noch Leute, die finden, das Problem sei von völlig untergeordneter Bedeutung. (…) Für alle, die tagtäglich mit dem Management dieser Lieferengpässe zu tun haben, sind solche Aussagen blanker Hohn! (…) Bei jedem Medikament, das auf einer der Listen erscheint, muss überlegt werden, was zu tun ist. Sind Ersatzmedikamente zu organisieren, gibt es die überhaupt, muss man Therapiekonzepte anpassen usw.?»
fassende Datenbank zu erstellen, gescheitert waren, entstand auf private Initiative die Website Drugshortage.ch. Initiiert von Enea Martinelli und in Eigenregie betrieben von der Martinelli Consulting GmbH . Die Ziele der Website: 1. Berufsleute im Gesundheitswesen frühzeitig über Liefer-
engpässe informieren. 2. Information unabhängig von der Ursache des Liefereng-
passes und unabhängig davon, ob das Medikament für die Landesversorgung wichtig ist oder nicht. 3. Transparenz gegenüber Patientinnen und Patienten. 4. Anregung zu kritischem Umgang der Firmen mit Lieferengpässen. 5. Selbstständiges und frühzeitiges Melden von Lieferengpässen durch die Firmen, z. B. bei absehbaren relevanten Verzögerungen in der Lieferkette. 6. Möglichkeit für Spitalapothekerinnen und Spitalapotheker, Offizinapothekerinnen und Offizinapotheker sowie für Ärztinnen und Ärzte, selbst Meldung zu machen. s
Referenzen: 1. https://www.enea-martinelli.ch/die-versorgung-mit-arzneimitteln-
fuer-die-behandlung-von-bisher-gut-beherrschten-volkskrankheitenwie-bluthochdruck-epilepsie-oder-parkinson-steht-auf-der-kippe/
Des Bundes halbe Lösung …
Der Bund (das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung [BWL]) lancierte zwar eine Datenbank mit Informationen über nicht lieferbare Medikamente; sie umfasst aber nur Engpässe, die für die Versorgung des Landes relevant sind (so wie es dem Auftrag des BWL entspricht), das heisst eine beschränkte Liste von lebenswichtigen Medikamenten
… und Martinellis Engagement
Nachdem alle Bemühungen, eine auch die Bedürfnisse von Apothekern und praktischen Ärzten berücksichtigende, um-
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