Transkript
Kaiserschnittgeburt
Kein höheres Risiko für Atmungsprobleme
Eine Forschergruppe des Inselspitals, des Universitätsspitals und der Universität Bern konnte im Rahmen einer Langzeituntersuchung zeigen, dass eine Kaiserschnittgeburt nicht mit erhöhten Risiken für Atmungsprobleme beim Kind einhergeht. Entsprechende Hinweise für einen kausalen Zusammenhang hatten sich in vorangegangenen Studien ergeben. Allerdings ist die Datenlage hinsichtlich des potenziellen Einflusses einer Sectio auf das Atmungssystem bei älteren Kindern sehr begrenzt. Neben Allergien werden auch Faktoren, die die Entwicklung des Mikrobioms und des Immunsystems des Neugeborenen beeinflussen, aber auch ein Antibiotikaeinsatz oder Stress unter der Geburt als ursächlich für das spätere Auftreten von Atmungsstörungen diskutiert. Die Berner Wissenschaftler hatten insgesamt 578 gesunde zum Termin geborene Kinder aus der BILD-Kohorte (Basel Bern Infant Lung Development Cohort) zum einen während des 1. und zum anderen nach dem 6. Lebensjahr hinsichtlich Erkrankungen des Atmungssystems nachbeobachtet. Eine Assoziation mit Atmungsproblemen liess sich bereits im ersten Jahr nach Kaiserschnittgeburt nicht nachwei-
sen. Sowohl nach 6 Wochen als auch nach
6 Jahren unterschieden sich die Ergebnisse der
Lungenfunktionsprüfungen bei per Sectio ge-
borenen Kindern nicht von denen Normal-
geborener.
Hinsichtlich der allgemeinen Übertragbarkeit
dieser durchaus positiven Resultate äussert
sich Studienleiterin PD Dr. med. Sophie Yam-
mine aber vorerst zurückhaltend: «Es gilt auch
zu berücksichtigen, dass die Anzahl Kinder
mit Asthmasymptomen relativ klein ist. Daher
ist Vorsicht vor voreiligen Schlüssen ange-
bracht. Was wir aber feststellen können, und
das hat durchaus Relevanz für die Geburts-
beratung, sind die fehlenden Unterschiede
zwischen Normalgeborenen und per Kaiser-
schnitt geborenen Kindern. Schon nach 1 Jahr
und erst recht nach 6 Jahren waren in der
untersuchten Gruppe die möglichen Nachteile
durch Kaiserschnitt vollständig kompensiert
worden. Es konnte kein erhöhtes Risiko für
Erkrankungen des Atmungssystems und für
Allergien für Kaiserschnittgeborene nachge-
wiesen werden.»
RABE s
Medienmitteilung der Insel Gruppe, 27. August 2021
ARS MEDICI 19 | 2021
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