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STUDIE REFERIERT
ASS schützt vor rezidivierenden venösen Thromboembolien
Im Anschluss an die Antikoagulation ASS verabreichen?
Patienten, die eine venöse Thromboembolie ohne erkennbare Ursache erlitten haben, erhalten in der Regel eine mehrmonatige Antikoagulation. Doch auch nach Absetzen dieser Therapie bleibt das Rezidivrisiko erhöht. Die INSPIRE-Analyse untersuchte, wie effektiv die Weiterbehandlung mit ASS bei diesen Patienten ist.
Circulation
Patienten mit einer spontanen venösen Thromboembolie (VTE) haben nach Beendigung der Therapie mit VitaminK-Antagonisten (VKA) ein hohes Rezidivrisiko: Im ersten Jahr beträgt das Risiko etwa 10 Prozent, in den Folgejahren dann 5 Prozent. Eine Verlängerung der Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten senkt das Rezidivrisiko, solange die Behandlung fortgesetzt wird, doch ist dieses Vorgehen mit einem erhöhten Blutungsrisiko assoziiert. Hinzu kommt, dass bei einer Therapie mit VKA Laborkontrollen und Dosisanpassungen erforderlich sind. In einigen Studien wurde die Wirksamkeit neuer oraler Antikoagulanzien (NOAK) in der Prävention rezidivierender VTE als Teil der Initialtherapie oder der verlängerten Behandlung untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass NOAK eine effektive Alternative zu Warfarin darstellen, doch sind auch sie mit einem Blutungsrisiko verbunden
MERKSÄTZE
O In der INSPIRE-Analyse reduzierte die Weiterbehandlung mit ASS nach Beendigung der Antikoagulation das Gesamtrisiko eines Rezidivs bei Patienten nach einer ersten spontanen VTE um mehr als ein Drittel.
O Das Blutungsrisiko nahm unter ASS nicht signifikant zu.
und zudem teuer. Die Behandlung mit Acetylsalicylsäure (ASS) ist dagegen kostengünstig und in dem genannten klinischen Setting relativ sicher hinsichtlich der Prävention weiterer Ereignisse. ASS wurde kürzlich in den Studien WARFASA (Aspirin for the Prevention of Recurrent Venous Thromboembolism: the Warfarin and Aspirin Study) und ASPIRE (Aspirin to Prevent Recurrent Venous Thromboembolism) untersucht. Die beiden Studien zeigten, dass ASS das Risiko für rezidivierende VTE senkt, aber sie waren jeweils nicht ausreichend gepowert, um moderate Behandlungseffekte für bestimmte Ergebnisse oder Subgruppen nachzuweisen. Eine kombinierte Analyse der Studien WARFASA und ASPIRE auf Patientenlevel war geplant, und es wurde bereits vor Entblindung der Ergebnisse beider Studien ein Protokoll für dieses Projekt entwickelt. Ziel der INSPIRE-Analyse war es, die Effekte der ASS-Therapie exakter abzuschätzen, und zwar insgesamt, im Hinblick auf einzelne Ergebnisse sowie in vordefinierten Patientensubgruppen. Verglichen wurde dabei der Effekt von ASS gegenüber Plazebo auf rezidivierende VTE, schwerwiegende vaskuläre Ereignisse (rezidivierende VTE, Myokardinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskuläre Mortalität) sowie im Hinblick auf Blutungen. Die primäre Analyse (für VTE) war eine Intention-to-treat-Analyse, wobei Timeto-event-Daten (Zeit bis zum Auftreten eines Ereignisses) verwendet wurden.
ASS reduziert rezidivierende VTE
um 42 Prozent
Von insgesamt 1224 Teilnehmern erlit-
ten 193 Patienten eine rezidivierende
VTE während der medianen Nach-
beobachtungszeit von 30,4 Monaten.
ASS reduzierte rezidivierende VTE
(7,5% pro Jahr vs. 5,1% pro Jahr), und
zwar sowohl tiefe Venenthrombosen
(Hazard Ratio [HR]: 0,66; 95%-Konfi-
denzintervall [KI]: 0,47–0,92; p = 0,01)
als auch Lungenembolien (HR: 0,66;
95%-KI: 0,41–1,06; p = 0,08). Darü-
ber hinaus senkte ASS die Rate an
schwerwiegenden vaskulären Ereignis-
sen (8,7% pro Jahr vs. 5,7% pro Jahr).
Die Rate an Major-Blutungen war mit
0,4 Prozent pro Jahr unter Plazebo und
mit 0,5 Prozent pro Jahr unter ASS ge-
ring. Nach Adjustierung für Therapie-
adhärenz senkte ASS das Risiko für re-
zidivierende VTE um 42 Prozent. Die
vordefinierte Subgruppenanalyse zeigt
eine vergleichbare relative, jedoch eine
grössere absolute Risikoreduktion bei
Männern und älteren Patienten.
ASS reduziert rezidivierende Ereignisse
um mehr als ein Drittel, fassen die
INSPIRE-Autoren zusammen. Dabei
werden symptomatische tiefe Venen-
thrombosen und Lungenembolien in
vergleichbarem Umfang reduziert. Be-
trachtet man Thrombosen und Blutungs-
ereignisse gemeinsam, besteht klare
Evidenz für einen klinischen Netto-
nutzen zugunsten von ASS gegenüber
Plazebo.
Auch wenn die Rate an VTE durch ASS
nicht so effektiv wie durch VKA oder
NOAK gesenkt werden könne, solle bei
Patienten, die für diese beiden Thera-
pieoptionen nicht in Betracht kämen
oder bei denen die Antikoagulation ab-
gesetzt worden sei, eine Behandlung
mit ASS erwogen werden, so die Emp-
fehlung der Autoren.
O
Andrea Wülker
Simes J et al.: Aspirin for the prevention of recurrent venous thromboembolism: the INSPIRE collaboration. Circulation 2014; 130: 1062–1071.
Interessenkonflikte: keine deklariert
ARS MEDICI 1 I 2015
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