Transkript
Editorial
Historisch war der Rubikon Grenzfluss zwischen der römischen Provinz Gallia cisalpina und dem eigentlichen Italien. Es galt im römischen Reich die Regel, dass jede bewaffnete Überquerung dieses Flusses in Richtung Süden eine direkte Kriegserklärung gegen Rom darstellte. Bundesrat Couchepin steht am Rubikon. Wenn er die Analysentarife für die Arztpraxis wie vorgesehen senkt, erklärt er den Grundversorgern den Krieg. Politiker werden nicht müde, der Bevölkerung zu versichern, dass es nicht nur genügend Hausärzte und Hausärztinnen gäbe und geben werde, sondern dass sie alles daransetzen würden, Hausärzte und Hausärztinnen im Gesundheitswesen zu unterstützen. «An ihren Taten sollt ihr sie erkennen», meint die Bibel. Sie warnt aber auch vor falschen Propheten, die sich in Schafsfell kleiden, aber inwendig Wölfe seien.
Auch wenn FMH und Grundversorgervereinigungen im Streit um den Analysentarif sehr gute Arbeit leisten und sich engagiert für uns einsetzen, müssen wir wohl akzeptieren, dass der Würfel gefallen ist. Das BAG spiegelt zwar noch Gesprächsbereitschaft vor, man merkt aber, dass argumentieren sinnlos ist. Bundesrat Couchepin hat einen weiteren Angriff auf
Überschreitet Couchepin den Rubikon?
Bundesrat Couchepin lässt seinen Direktor des BAG, Thomas Zeltner unermüdlich versprechen, dass alles unternommen werde, um die Hausärztinnen und Hausärzte zu unterstützen. Sie seien ein wichtiges Glied in der Kette der Gesundheitsversorgung. Der Honig wird uns jeweils um den Bart gestrichen, sodass wir vor lauter Wohlgefühl kaum wissen wie wir sitzen sollen. Was ist aber die Realität? Den Ärzten wurde mit dem Kostenneutralitätskonzept ein Globalbudget aufgezwungen – den Spitälern nicht. Als Folge davon verdienen Hausärztinnen und Hausärzte wegen der Taxpunktabsenkungen von Jahr zu Jahr weniger. An «Reallohnerhöhung» wagen wir gar nicht zu denken, uns raubt schon die Teuerung den Atem. Im Gegensatz dazu steigen jährlich die Medikamentenpreise und -umsätze der Pharmaindustrie. Die Apotheker arbeiten hart daran, die Selbstdispensation einzuschränken oder gar zu eliminieren. Medien und Preisüberwachung sind dazu bereits perfekt eingebunden. Die Notfallpauschalen wurden soweit gesenkt, dass jeder betriebswirtschaftlich denkende Arzt eigentlich keinen Notfalldienst mehr leisten sollte. Dafür werden die Ambulatorien der öffentlichen Spitäler mit Steuergeldern und billigen, ausländischen Ärzten teuer aufgeblasen. Unterstützt wird dies durch einen Zulassungstopp, damit die Ärztinnen und Ärzte ja nicht aus ihrem Gefängnis des Spitalalltags entkommen.
das ärztliche Einkommen lanciert. Der Labortarif wird ungefähr um einen Drittel abgesenkt werden. Dabei legt sich Bundesrat Couchepin natürlich nicht mit der finanzstarken Laborindustrie an, sondern mit den Hausärzten und Hausärztinnen. Unser Einkommen muss sinken. Bundesrat Couchepin steht am Rubikon. Er hat entschieden, den Analysentarif zu senken. Damit erklärt er den Grundversorgern den Krieg. Nehmen wir diesen Fehdehandschuh auf! Wir müssen publizistisch, politisch und juristisch alle Hebel in Bewegung setzen, um gegen diese bundesrätliche Vergewaltigung unseres Berufstandes anzugehen. Das Gesetz lässt diesen Spielraum offen. Wir haben das Recht Labortarife mit den Krankenversicherern auszuhandeln. Wenn die Kassen sich weigern, mit uns zu verhandeln, lassen wir den Tarif durch die Kantonsregierung festsetzen. Wir wollen doch sehen, ob die Regierungsräte besser Wort halten als Bundesrat Couchepin. Bundesrat Couchepin mag sich aufführen wie ein Kaiser. Wir von der FMP werden jedenfalls nicht Nichts unternehmen. Verschaffen wir ihm gemeinsam sein Waterloo!
Hans-Ulrich Bürke
ARS MEDICI 21 ■ 2008 929