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(Foto: Insel Gruppe)
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Herzschwäche
MRT verbessert Risikoeinschätzung
Eine Studie unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital, Universitätsspital Bern, zeigt, dass die HerzMagnetresonanztomografie (MRT) die Risikobeurteilung bei Patienten mit Herzschwäche deutlich verbessert. Die nicht ischämische dilatative Kardiomyopathie (NIDCM) ist eine schwere Herzmuskelerkrankung, bei der das Herz nicht mehr ausreichend Blut in den Kreislauf pumpt. Dies kann zu Symptomen wie Atemnot und Herzrhythmusstörungen und sogar zum Tod führen. Diese Form der Herzschwäche ist weltweit die häufigste Ursache für Herztransplantationen; etwa 20 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb von fünf Jahren an der Erkrankung. Derzeit wird das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie plötzlichen
Herztod oder notwendige Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen vorwiegend durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens beurteilt. Auf der Grundlage der echokardiografisch ermittelten linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) werden anschliessend therapeutische Entscheidungen getroffen, etwa hinsichtlich des Einsatzes von Medikamenten oder eines implantierbaren Kardioverter-Defibrillators (ICD). Diese Untersuchungsmethode ist jedoch nicht sehr genau; mit der MRT dagegen lässt sich das Herz viel detaillierter abbilden und sogar Narbengewebe im Herzmuskel sichtbar machen. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. med. Christoph Gräni, Leiter der kardialen Bildgebung der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital Bern, hat jetzt 103 veröffentlichte Beobachtungsstudien mit über 29 000 NIDCM-Betroffenen analysiert. Dabei zeigte sich, dass Patienten mit Narbengewebe im Herzmuskel ein fast doppelt so hohes Sterberisiko aufweisen. Je mehr Narbengewebe vorhanden war, desto höher
war das Risiko zu sterben. Auch das
Risiko für gefährliche Herzrhythmus-
störungen, Herzversagen und herzbe-
dingte Todesfälle war bei den Betroffe-
nen deutlich erhöht. Im Gegensatz dazu
war eine bessere LVEF zwar mit einem
geringeren Risiko für Herzschwäche
und andere schwere Herzprobleme ver-
bunden, jedoch nicht mit der Gesamt-
und der herzbedingten Sterblichkeit
sowie dem Risiko für Herzrhythmus-
störungen.
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass die
detaillierte Gewebecharakterisierung
durch die Herz-MRT ein unverzichtba-
res Instrument für die Risikoeinschät-
zung bei NIDCM-Patientinnen und -Pa-
tienten ist», so Gräni. «Diese Erkenntnis
wird nicht nur die Forschung in diesem
Bereich vorantreiben, sondern auch die
Therapieansätze für diese Patienten-
gruppe nachhaltig verändern. Die Integ-
ration der MRT in die Risikobeurteilung
ermöglicht eine genauere und individu-
ellere Behandlung, was letztlich die Pro-
gnose der Patientinnen und Patienten
verbessert.»
Insel Gruppe/RABE s
Medienmitteilung der Insel Gruppe vom 20.09.2024
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ARS MEDICI 20 | 2024