Transkript
DIABETOLOGIE
Neue ESC-Diabetes-Guidelines
Empfehlungen für Diabetiker mit kardiovaskulärer Erkrankung
Weil die Prognose von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und Typ-2-Diabetes schlechter ist als ohne Diabetes, hat die European Society of Cardiology (ESC) Empfehlungen formuliert, um dieses Risiko zu reduzieren. Dazu gehören der eigens entwickelte Risikorechner SCORE2-Diabetes und Guidelines zur Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit hohem und sehr hohem kardiovaskulären Risiko. Die neuen Guidelines wurden am ESC-Jahreskongress in Amsterdam präsentiert.
Patienten mit Typ-2-Diabetes haben im Vergleich zu jenen ohne Diabetes ein 2- bis 4-faches Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie KHK, Hirnschlag, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und periphere arterielle Verschlusskrankheit. Treten diese Erkrankungen auf, ist die Prognose bei Diabetespatienten schlechter als bei Nichtdiabetikern. Weil beide Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen, einen schweren Einfluss auf die Gesundheit haben, ist die Prävention zentral. Deshalb sollten gemäss den Empfehlungen alle Patienten mit Typ-2-Diabetes auf kardiovaskuläre Erkrankungen oder auf das Risiko dafür gescreent werden und umgekehrt alle Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen auf Typ-2-Diabetes. Die neuen Guidelines bieten dazu mit SCORE2-Diabetes einen eigens für Diabetespatienten entwickelten Risikorechner für die Einschätzung des 10-JahresRisikos für tödlichen oder nicht tödlichen Herzinfarkt und Hirnschlag. Dazu wurden die bekannten Risikofaktoren wie Alter, Rauchen, Blutdruck und Lipide berücksichtigt plus zusätzlich diabetesspezifische Parameter wie Alter bei Diabetesdiagnose, Blutzuckerwert und Nierenfunktion. Der SCORE2-Risikorechner erlaubt es zudem, die Patienten nach Wohnregion zu unterscheiden.
Lebensstil nach wie vor wichtig
Zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos für Diabetespatienten empfehlen die Guidelines eine Gewichtsreduktion
KURZ & BÜNDIG
� Alle Typ-2-Diabetes-Patienten sollten auf kardiovaskuläre Erkrankungen gescreent werden – und umgekehrt.
� Zur Einschätzung des kardiovaskulären 10-Jahres-Risikos für Typ-2-Diabetes steht ein eigens entwickelter Risikorechner (SCORE2-Diabetes) zur Verfügung.
� Bei Typ-2-Diabetikern mit hohem kardiovaskulären Risiko oder etablierter kardiovaskulärer Erkrankung sind zur Blutzuckersenkung in erster Linie SGLT2-Hemmer und/oder GLP-1-RA, in zweiter Linie als Zusatz Metformin angezeigt.
und körperliche Aktivität von wöchentlich 150 Minuten moderater oder 75 Minuten starker Intensität. Rauchstopp und eine mediterrane oder pflanzenbasierte Ernährung mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren sind ebenfalls Bestandteil der Präventionsmassnahmen.
Therapieempfehlungen für Diabetespatienten
Bei Diabetespatienten mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung sind zur Behandlung Substanzen mit belegtem kardiovaskulären Nutzen empfohlen, das heisst SGLT2-Hemmer und/oder GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Empfehlungsgrad 1A) – dies unabhängig vom Blutzuckerspiegel und von der begleitenden antidiabetischen Medikation und zusätzlich zu Plättchenhemmung, Blutdruck- und Lipidsenkermedikamenten. Ist eine weitere Medikation zur Blutzuckersenkung erforderlich, soll der Einsatz von Metformin erwogen werden (Empfehlungsgrad IIaC). Das gilt auch für Diabetespatienten ohne ASCVD oder Endorganschaden (Grafik). Diabetespatienten haben ausserdem ein 2- bis 4-fach höheres Risiko für eine Herzinsuffizienz, und viele wissen gar nicht, dass sie daran erkrankt sind. Deshalb empfehlen die Guidelines, alle Diabetespatienten regelmässig in Bezug auf Zeichen und Symptome einer Herzinsuffizienz zu screenen. Bei einer manifesten Herzinsuffizienz sollen die Patienten eine Therapie mit SGLT2-Hemmern erhalten.
Nierenfunktion regelmässig überprüfen
Diabetes führt im Weiteren auch zu einer Nierenschädigung, und das Risiko für eine chronische Niereninsuffizienz und eine kardiovaskuläre Erkrankung ist hoch. Deshalb soll gemäss den Guidelines bei Diabetespatienten auch mindestens 1-mal jährlich die Nierenfunktion anhand der geschätzten glomerulären Filtrationsrate und des Albuminspiegels im Urin überprüft werden. Bei einer manifesten Niereninsuffizienz ist bei den Diabetespatienten zusätzlich zur Standardbehandlung eine Therapie mit SGLT2-Hemmern und/oder dem Mineralokortikoidrezeptorantagonisten (MRA) Finerenon empfohlen, um das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Nierenversagen zu senken. Bei der regelmässigen Kontrolle der Diabetiker empfehlen die Guidelines bei über 65-Jährigen ausserdem, das Vorhofflim-
14 ARS MEDICI DOSSIER II+III | 2024
DIABETOLOGIE
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