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Suizidprävention bei Suchterkrankungen
In der Schweiz sterben jeden Tag zwei bis drei Menschen infolge Suizid. Mehr als die Hälfte dieser Menschen haben kurz vor ihrem Tod Alkohol oder eine andere Substanz zu sich genommen, etwa ein Viertel hat im Lauf des Lebens aufgrund einer Suchterkrankung eine Behandlung erhalten. Es ist deshalb wichtig, dieser speziellen Risikogruppe mit besonderer Achtsamkeit zu begegnen, um die vorhandenen Risikofaktoren angemessen einschätzen zu können und suizidpräventive Interventionen bei Suchterkrankungen zu kennen und anzuwenden.
Foto: zVg
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Eva-Maria Pichler Marc Walter
von Eva-Maria Pichler, Marc Walter
E ine Suchterkrankung ist ein wichtiger modifizierbarer Risikofaktor bei Suizid; sie ist ein Risikofaktor für tödliche Überdosierungen, Suizidgedanken, Suizidversuche und Tod durch Suizid (1). Obwohl alle Substanzen das Risiko für suizidales Verhalten erhöhen, sind länderübergreifend Alkohol und Opioide, aber auch Sedativa/Hypnotika die am häufigsten damit assoziierten Substanzen (2, 3). Darüber hinaus erhöhen Konsumstörungen von Cannabis, Kokain, Halluzinogenen, Tabak und Amphetaminen das Suizidsterberisiko (4, 5). Ein ähnlich erhöhtes Risiko, an Suizid zu versterben, haben Menschen mit einer Verhaltensabhängigkeit. Die höchste Prävalenz für Suizidversuche als wichtigsten Risikofaktor für spätere Suizide haben Menschen mit Sexsucht, gefolgt von Kaufsucht, Glücksspielsucht und Computerspielsucht (6). Suizid ist ein sehr komplexes menschliches Verhalten. Er hat viele Bedeutungen und beinhaltet biologische, psychische und soziale Faktoren. Massnahmen zur Suizidprävention sind in der Verhinderung von Suiziden wirksam und sollten auf breiter Basis umgesetzt werden (7). Etwa 95% aller Menschen, die an Suizid sterben, haben eine psychiatrische Erkrankung, wobei 80% davon auf Depressionen zurückzuführen sind (8). Suchterkrankungen erhöhen unabhängig voneinander weiter das Risiko für suizidales Verhalten, und man findet sie mit der Alkoholabhängigkeit als zweithäufigste Diagnose bei vollendetem Suizid (9). Die frühzeitige Erkennung und Behandlung der Suchterkrankung ist eine der wichtigsten Strategien zur Verhinderung von Suiziden. Dabei haben sich sowohl pharmakologische als auch psychologische Interventionen als wirksam erwiesen (10).
Erklärungsmodelle der Suizid-SubstanzVerhaltens-Beziehung Das psychologische Stress-Diathese-Modell erklärt das Suizidrisiko als eine Kombination von Stressoren wie die Substanzintoxikation bei vulnerablen Personen. Es geht davon aus, dass sich die individuelle Vulnerabilität unter Stress in Suizidgedanken äussert und durch Impulsivität und Aggression verstärkt wird. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Suizidgedanken umgesetzt werden (11). Dieses Modell wurde durch das interpersonelle psychologische Modell ergänzt, bei dem das Gefühl, andere zu belasten und in sozialen Gruppen nicht akzeptiert zu sein, mit dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, dass sich das nicht ändern wird, tödlich zusammenwirkt. Ein weiterer Aspekt der psychologischen Modelle ist die Annahme, dass suizidgefährdete Personen weniger Angst vor dem Tod und eine erhöhte Schmerztoleranz haben, die auf eine Gewöhnung durch frühere Selbstverletzungen oder Traumata zurückzuführen ist (12). Innerhalb von konzeptuellen Modellen lassen sich die kausalen Mechanismen in der Analyse der SubstanzVerhaltens-Suizid-Beziehung in 2 Kategorien einteilen: Auswirkungen der akuten Intoxikation und Auswirkungen durch chronischen Substanzkonsum. Die akuten Auswirkungen einer Substanzintoxikation können dazu führen, dass die Risikobereitschaft oder das impulsive Verhalten steigt, wodurch die Angst vor dem Tod, die andernfalls als Schutzfaktor wirkt, reduziert sein kann und weniger nach alternativen Lösungen gesucht wird (13). In Studien zeigte sich, dass mehr als die Hälfte der Menschen, die einen Suizidversuch unternommen hatten, in den letzten Stunden Alkohol oder in den letzten Tagen auch andere Substanzen konsumiert hat (14, 15). In Übereinstimmung mit Suizidmodellen als Flucht vor
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aversiver Selbstwahrnehmung stehen Substanzkonsum und suizidales Verhalten möglicherweise nicht in einem kausalen Zusammenhang, sondern entstehen als Funktion eines dritten Faktors wie der Motivation, schmerzhafte innere Zustände zu vermeiden (16). Im Lauf der Zeit können chronischer Substanzkonsum und Verhaltensabhängigkeit das Suizidrisiko erhöhen, indem sie die soziale Isolation fördern, Beziehungen und Unterstützungssysteme zersetzen und psychosoziale Stressfaktoren (z. B. Obdachlosigkeit, finanzielle Unsicherheit) auslösen oder verschlechtern. Die negative Verstärkung des psychischen Schmerzes bei chronischem Opioidkonsum ist selbst ein zusätzlich einwirkender Faktor (17), da Menschen mit zunehmendem Leidensdruck einen Punkt erreichen können, an dem sie Suizid als einzigen Ausweg sehen. Besonders besorgniserregend ist das bei älteren Menschen, für die körperliche Krankheiten und Behinderungen einen wichtigen Risikofaktor für Suizid darstellen (18). Kognitive Defizite, die durch wiederholten Substanzmissbrauch entstehen, können die Emotionsregulation, die Entscheidungsfindung und die Verhaltenskontrolle beeinträchtigen, was zu einem weiter steigenden Suizidrisiko beiträgt (19).
Soziodemografische Faktoren Wie eine schwedische Kohortenstudie zeigt, bestehen neben den bekannten Suizidrisiken von Menschen mit Suchterkrankung (genetische Veranlagung, psychiatrische Erkrankungen und Stressfaktoren in der Kindheit) geschlechts- und altersspezifische Unterschiede: Frauen mit Alkoholkonsumstörung haben das höchste Suizidversuchsrisiko in der späten Adoleszenz, und bei Männern gipfelt das Risiko um das 30. Lebensjahr (20). Im späteren Erwachsenenalter sind affektive Störungen für suizidales Verhalten stärkere Prädiktoren als Suchterkrankungen (21, 22) (Abbildung). Frauen, bei denen der Tod durch Suizid insgesamt weniger häufig ist, weisen mit einer Suchterkrankung ein mit Männern vergleichbares Risiko auf (21). Ein Längsschnittzusammenhang zwischen starkem Cannabiskonsum und dem Auftreten von suizidalem Verhalten ist bei Männern belegt, nicht aber bei Frauen. Umgekehrt ist die Suizidalität bei Frauen mit dem Beginn des Cannabiskonsums verbunden, nicht aber bei Männern (23). Ähnliches gilt für die Verhaltenssüchte: Weibliches Geschlecht und Arbeitslosigkeit sind zwei relevante soziodemografische Faktoren, die mit dem Suizidrisiko bei Spiel- und Kaufsucht in Verbindung gebracht werden (6). Gesundheitsdienstleister sollten sich bewusst sein, dass Menschen mit Suchterkrankung den allgemeinen Erwartungen, wann das Suizidrisiko am grössten ist, widersprechen können.
Gemeinsame neurobiologische und genetische Merkmale Menschen mit Suchterkrankungen haben eine Reihe neurobiologischer Merkmale mit suizidgefährdeten Personen gemeinsam. Hinweise auf eine fehlerhafte Übertragung von Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) wurden postmortal in Gehirnen von Suizidenten gefunden (24, 25). Suizidalität geht mit einem reduzierten Volumen der grauen Substanz in verschiedenen Teilen des präfrontalen Kortex einher (26). Dieser ist sowohl an
Abbildung: Risikofaktoren für Suizid und die Stärke des Zusammenhangs im Lauf des Lebens. Die Stärke des Zusammenhangs zwischen den einzelnen Risikofaktoren und Suizid wird durch die Schattierung angezeigt (eine dunklere Schattierung bedeutet einen stärkeren Zusammenhang). (Grafik modifiziert nach [48]).
der Entscheidungsfindung als auch der Hemmungskontrolle beteiligt. Bei Personen, die eine Alkohol- oder eine Opioidabhängigkeit aufweisen, konnte ebenfalls ein verringertes Volumen an grauer Substanz in diesen Bereichen (27–29) sowie in belohnungsbezogenen Regionen wie der Amygdala und dem Nucleus accumbens (30) festgestellt werden, das zudem mit einem erhöhten Risiko für lebenslanges suizidales Verhalten assoziiert wird (31, 32). Eine Störung der biologischen Stressreaktion in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPAAchse) wurde sowohl bei Alkoholkonsumierenden mit hohen Substanzmengen (33) als auch bei suizidgefährdeten Personen (34) gefunden. Insbesondere die Suizidversuchspersonen, die ein hohes Impulsivitäts- und Aggressivitätsverhalten zeigen, weisen eine erhöhte Kortisolreaktion auf einen sozialen Stressor auf (35). Eine serotonerge Dysfunktion könnte damit ein übergreifendes Bindeglied zwischen Suchterkrankungen und Suizid sein (36), da serotonerge Systeme die HPA-Funktion regulieren, indem sie stressbedingte Reaktionen hemmen oder verstärken (37). Suchterkrankungen und Suizidalität stehen möglicherweise auch in einem genetischen Zusammenhang (38), und zwar in der Promotorregion des Serotonintransportergens, das als 5-HTTLPR bezeichnet wird (39). Dessen funktioneller Polymorphismus ist mit einem Mangel an Serotonin-Wiederaufnahme verbunden und wird mit Stimmungsstörungen, Alkoholabhängigkeit (40) und einem erhöhten Risiko für Suizidversuche (41) in Verbindung gebracht, insbesondere mit multiplen und hochgradig tödlichen Versuchen (42).
Behandlungsoptionen und Therapiemethoden Bei Menschen mit Suchterkrankungen und suizidalem Verhalten besteht dringender Bedarf an wirksamen Antisuizid-Interventionen. Diese Hochrisikogruppe zeigt
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Tabelle 1:
Beispiel für die Erstellung eines Notfallplans als Unterstützung in suizidalen Krisen (mod. nach [87])
Exploration 1. Warnzeichen, die auf suizidale Entwicklungen aufmerksam machen, und festlegen, ab wann der Notfallplan zur Anwendung kommt. 2. Internale Bewältigungsstrategien, die ohne Hilfe anderer Menschen angewendet werden können und ermöglichen, sich von Suizidgedanken und -impulsen selbstständig abzulenken. 3. Soziale Ressourcen, die dabei helfen, sich von Suizidgedanken abzulenken. 4. Helfer aus dem privaten Umfeld, die sich bereit erklären, in Krisensituationen durch Entlastungsgespräche zur Seite zu stehen. 5. Professionelle Helfer, die eine adäquate notfallpsychiatrische Versorgung ermöglichen. 6. Beseitigung potenzieller Suizidmittel, sodass auf diese in akut suizidalen Zuständen nicht unmittelbar zugegriffen werden kann.
Beispiele Stressoren, Emotionen, Kognitionen, Verhalten Trainieren, kalte Dusche
Kontakt mit Angehörigen, öffentliche Räume nutzen
Vorübergehende Verwahrung der Medikamente durch Angehörige
in der Regel einen schwereren Verlauf der Erkrankung, eine ausgeprägtere psychiatrische Komorbidität, einen höheren Substanzkonsum und stärkere psychosoziale Beeinträchtigungen (43). Klinische Interventionen und die Forschung konzentrieren sich häufig auf die Behandlung der Suchterkrankung: Motivation und Förderung der Abstinenz, Stabilisierung somatischer und psychiatrischer Symptome, sowie soziale Unterstützung (44) als wichtiger Schutzfaktor bei Personen mit Suchterkrankung (45). Beobachtungsstudien zeigen, dass sich die Anzahl von Suizidversuchen ein Jahr nach Behandlungsaufnahme gegenüber der Zeit vor Behandlungseintritt fast halbiert (46). Trotz des Erfolgs scheint die alleinige Behandlung der Suchterkrankung unzureichend.
Einschätzung des Suizidrisikos Diagnostische Instrumente werden zur Vorhersage eines Suizidrisikos eingesetzt, um die klinische Entscheidungsfindung zur Behandlung zu verbessern und um bei der Identifizierung von Hochrisikogruppen, wie Personen mit Suchterkrankungen, zu unterstützen (47). Suizidrisikoeinschätzungsmodelle werden häufig in Notaufnahmen verwendet, um Personen zu beurteilen, die sich selbst zum Beispiel mit Substanzintoxikation gefährdet haben, sie weisen aber ein schlechtes Gleichgewicht zwischen Sensitivität und Spezifität und eine schwache Evidenz auf (48). Trotzdem befürwortet die European Psychiatric Association (EPA) den Einsatz solcher Screenings als Ergänzung zu einer individuellen psychiatrischen Beurteilung, um die gegebenenfalls vorhandenen kognitiven Verzerrungen des Beurteilenden zu minimieren (49, 50). Im deutschsprachigen Raum stehen verschiedene Selbst- und Fremdbeurteilungsinstrumente zur Verfügung, wie Nurses’ Global Assessment of Suicide Risk (NGASR) (51) oder Beck Scale for Suicide Ideation (BSS) (52).
Wahl des Behandlungssettings Klinisch tätige Kolleginnen und Kollegen berichten von der Beobachtung, dass mit dem Ausnüchtern die Suizidgedanken und die Notwendigkeit für eine Behandlung nachlassen. Personen mit einer Substanzkonsumstörung, die Suizidabsichten äussern, sollten unverzüglich stationär aufgenommen werden (53). Klinische Leitlinien empfehlen dieses Vorgehen auch für Personen, die keine Suizidgedanken äussern, jedoch Symptome einer schweren depressiven Episode zeigen (44). Hier ist ein stationärer Aufenthalt für mehrere Tage empfehlenswert. Es zeigt sich, dass suizidgefährdete Personen mit Substanzkonsumstörung von einer stationären Behandlung im Vergleich zur ambulanten Behandlung deutlich profitieren (54). Eine stationäre Behandlung ist ausserdem dann empfohlen, wenn Personen mit Abhängigkeit schwere Unruhe, psychotische Symptome, Denkstörungen oder ausgeprägte Impulsivität offenbaren, über ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit berichten und/ oder bereits einen Suizidversuch in der Vorgeschichte aufweisen. Einen möglichen Entscheidungsbaum für eine stationäre versus ambulante Behandlung haben Tiet et al. erstellt (55), nach deren Analyse vor allem auf folgende Subgruppe zu achten ist: Personen mit einer Substanzkonsumstörung und einem Alkoholkonsum bis zur Intoxikation in den letzten 30 Tagen, Suizidversuch in der Vorgeschichte, Konsum von Kokain in den letzten 30 Tagen und verminderter Kontrolle von gewalttätigem Verhalten. In jedem Fall sind Konsumrückfälle und suizidales Verhalten nach der Entlassung weiterhin problematisch (56). Die Verlegung in eine anschliessende stationäre Einrichtung kann das Risiko von suizidalen Handlungen weiter verringern (57). Vor der Entlassung sollte die hospitalisierte Person, deren soziales Umfeld oder andere Unterstützungspersonen angewiesen werden, alle subjektiv gefährlichen Gegenstände aus der Wohnung zu entfernen (58). Eine aktuelle Metaanalyse unterstützt zudem den Einsatz von Notfallplänen in klinischen Leitlinien zur Suizidprä-
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Tabelle 2:
Suizidpräventionsinterventionen bei Menschen mit Suizidalität und Suchterkrankungen
1 Awareness 2 Einschätzung und Screening 3 Behandlung und Nachsorge 4 Setting wählen 5 Übergang Alltag
● Schulung von Allgemeinmedizinern, Pflegefachpersonen und anderen Helfenden ● Schulung von Betroffenen und deren sozialem Umfeld
(z. B. preventing addiction related suicide, PARS) ● Personen mit Suizidgedanken auch bei wenigen Symptomen ernst nehmen ● In der Einschätzung berücksichtigen: Geschlecht, Alter, frühere Suizidversuche,
starke Alkoholintoxikation (innerhalb der letzten 30 Tage), gewalttätiges Verhalten, Kokainkonsum innerhalb der letzten 30 Tage ● Suizidrisikoassessments zur klinischen Einschätzung empfohlen (z. B. BSS, NGASR) ● Pharmakologische Behandlung in Betracht ziehen: Alkoholabhängigkeit (Naltrexon, Acamprosat, Disulfiram), Opioidabhängigkeit (OAT) sowie Behandlung der vorhandenen Komorditäten (z. B. SSRI bei Depression, Lithium bei bipolaren Erkrankungen usw.) ● Psychotherapie: regelmässig und längerfristig, insbesondere mit Elementen aus KVT, DBT, MI und MET ● Vertrauensvolle, tragfähige therapeutische Beziehung aufbauen und aktiv pflegen ● Stationäres Setting empfohlen bei Intoxikation, starker Unruhe, schwerer depressiver Episode, psychotischen Symptomen, starker Hoffnungslosigkeit, Suizidversuch in der Vorgeschichte, ausgeprägten Denkstörungen, hoher Impulsivität mit Neigung zu gewalttätigem Verhalten ● Ggf. Übergang in ein weiterführendes fachspezifisches, stationäres Setting erwägen ● Gefahrenquellen beseitigen (hochprozentige alkoholische Getränke, Waffen, sedierende Medikamente usw.) ● Rückfallprävention und Suizidnotfallplan erarbeiten
vention (59). Ein Beispiel zur Erstellung findet sich in Tabelle 1.
Pharmakotherapie Für die Behandlung von Depressionen mit suizidalem Verhalten wurde von den Arzneimittelbehörden einiger Länder Esketamin zugelassen (60). Da sich allerdings Craving und andere Suchtsymptome bei der längerfristigen Einnahme einstellen können, sollte der Einsatz bei Menschen mit Suchterkrankungen zurückhaltend erfolgen (61). Für Lithium und Clozapin liegen übereinstimmende Daten vor, die in bestimmten klinischen Kontexten eine schützende Wirkung vor Suizid belegen (62), ein genereller Einsatz bei suizidalen Menschen mit Suchterkrankung ist sicher nicht sinnvoll. Zur pharmakologischen Behandlung der Alkoholabhängigkeit können Naltrexon, Acambrosat oder Disulfiram eingesetzt werden (63). Naltrexon kann zusätzlich zu einer Reduzierung von Angstzuständen und depressiven Symptomen führen (64) und wird auch bei der Opioidabhängigkeit eingesetzt. Bei der Opioidabhängigkeit stellt die Opioidagonistentherapie (OAT) die Behandlung der ersten Wahl dar. Sie soll dazu beitragen, eine instabile Abhängigkeit in eine stabile Abhängigkeit zu überführen, wobei unter anderem die Mortalität reduziert werden soll (65). Die Verabreichung von Buprenorphin bei Personen mit Opioidabhängigkeit hat sich im Kontext der Suizidprävention als besonders hilfreich erwiesen: Buprenorphin reduziert das Risiko für eine zukünftige Überdosierung (66), ist wirksam in der Behandlung depressiver Symptome im Verlauf der OAT sowie
bei der Reduzierung von Suizidgedanken und vollendeter Suizide (67, 68). Obwohl selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) bei Suizidalität nicht speziell indiziert sind, wurden sie mit Erfolg zur Verringerung von Suizidgedanken neben anderen depressiven Symptomen und zur Reduzierung des Substanzkonsums und ebenso der Verhaltensabhängigkeitssymptome eingesetzt. Sie haben sich als erste Wahl für depressive Personen mit Suchterkrankung etabliert (69). SSRI können in der Gruppe der Antidepressiva oft leichter in therapeutischen Dosen verschrieben werden, werden von den meisten Personen besser vertragen und sind bei Intoxikation sicherer. Trizyklische Antidepressiva scheinen ebenfalls beim gleichzeitigen Auftreten von Sucht und Depression wirksam zu sein (70, 71). Zu den Behandlungen, die bei Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zur Suizidprävention eingesetzt werden, gehören überdies die Elektrokrampftherapie und die repetitive transkranielle Magnetstimulation, doch sind diese Ansätze in diesem Fall noch nicht ausreichend untersucht.
Psychotherapeutische Interventionen Für die Behandlung von Suizidalität bei Suchterkrankungen finden sich bislang keine explizit empfohlenen psychotherapeutischen Interventionen. Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich aber bei der Behandlung von Suchterkrankungen allgemein als wirksam erwiesen (72, 73) und bietet in Bezug auf die Suizidalität einen erfolgreichen Ansatz (74), der vermutlich durch die Reduzierung von Hoffnungslosigkeit bzw. die Ver-
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mittlung von Selbstwirksamkeit vermittelt wird. Der Ansatz fokussiert erfolgreich auf das Erkennen von dysfunktionalen Kognitionen und Stressoren, die mit bisherigen Suizidversuchen zusammenhängen, und auf die Entwicklung funktionaler Bewältigungsstrategien (75). Obwohl die dialektische behaviorale Therapie (DBT) tendenziell für Personen mit emotional instabiler Persönlichkeit entwickelt wurde, zeigt sich, dass diese auch bei substanzabhängigen Personen mit erhöhter Impulsivität und suizidalem Verhalten (76, 77) wirksam eingesetzt werden kann. Sie ist eine Form der kognitiven Therapie, die sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting anwendbar ist und sich darauf konzentriert, Menschen in der Therapie zu halten und ihnen dabei zu helfen, mit ihren Emotionen angemessen umzugehen und Achtsamkeitsfähigkeiten zu erlernen. Das Kontingenzmanagement (CM), in dessen Rahmen vereinbarte Verhaltensweisen belohnt werden, um die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Verhaltensweisen zu erhöhen bzw. jene der nicht erwünschten zu reduzieren, scheint vor allem bei Opioid- und Kokainkonsumenten Erfolg versprechend zu sein (37), findet aber in Europa und ausserhalb von Studien nur punktuell Anwendung. Die Motivationsverstärkungstherapie (MET) ist eine zeitlich begrenzte Intervention, bei der die Prinzipien der motivierenden Gesprächsführung (MI) eingesetzt werden, um Ambivalenzen in Bezug auf die Behandlung aufzulösen und Ziele in Bezug auf den Konsum bzw. das Suchtverhalten zu klären (37). Die in der Suchttherapie oft eingesetzte systemische Familientherapie zeigte in Bezug auf selbstschädigendes Verhalten wenig Wirkung (78).
Suizidprävention im Kontext von Suchterkrankungen Individuelle Ebene Für die Suizidprävention bei Menschen mit Suchterkrankungen ist es von Vorteil, die folgenden 5 Punkte bei der Beurteilung und dem Management des Suizidrisikos zu berücksichtigen (Tabelle 2). Erstens kann eine Person, die sich mit Suizidgedanken meldet, auch dann suizidgefährdet sein, wenn sie nur wenige offensichtliche Symptome (Alkoholintoxikation, Suizidalität, Komorbiditäten) aufweist (79). Zweitens sollte das Suizidrisiko unter Berücksichtigung der prädisponierenden (Substanzkonsum) und der auslösenden Faktoren, einschliesslich der aktuellen Lebensereignisse, bewertet
Merkpunkte:
● Menschen mit Suchterkrankungen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Suizid zu versterben.
● Die Suchterkrankung ist ein modifizierbarer Risikofaktor, dem wir mit suizidpräventiven Massnahmen begegnen können.
● Die Behandlung sollte immer beide Phänomene, Sucht und Suizidalität, berücksichtigen.
● Eine kontinuierliche vertrauensvolle, wertschätzende und tragfähige Beziehung ist in der Behandlung der Menschen mit Suchterkrankung und suizidalem Verhalten von grossem Wert.
werden (80). Drittens sollten das Suizidrisiko und die Suchterkrankung durch regelmässige psychotherapeutische Interventionen behandelt werden (55), eine pharmakologische Behandlung sollte in Betracht gezogen werden (81). Viertens sollten die suizidgefährdete Person, die Familienangehörigen und das professionelle Unterstützungssystem für ein sicheres Umfeld sorgen, in dem die Suizidmittel wie Schusswaffen oder potenziell tödliche Substanzen entfernt werden (58). Und fünftens wird das Suizidrisiko als hoch oder ungewiss eingestuft, sollten Betroffene unverzüglich an psychiatrische Einrichtungen verwiesen werden, wo Suizidrisikoassessments erfolgen sollten. Es sollten stets Geschlecht, Alter, frühere Suizidversuche, somatische und psychische Erkrankungen, hohe Suizidabsicht und die Inanspruchnahme psychiatrischer Behandlung berücksichtigt werden, da sie als Prädiktoren für suizidales Verhalten gelten. Der Aufbau und die Aufrechterhaltung einer tragfähigen therapeutischen Beziehung ist für die Reduktion des Suizidrisikos von zentraler Bedeutung (82).
Sekundäre Präventionsmassnahmen
Die suizidpräventive Schulung von Allgemeinmedizi-
nern und Pflegefachpersonen kann einen grossen Ein-
fluss auf die Einschätzung und die Behandlung von
Risikopersonen haben (83). Aber auch eine Schulung
von Betroffenen und deren Peers kann hilfreich sein, wie
der Einsatz von Preventing Addiction Related Suicide
(PARS) zeigt. PARS wurde als gruppenbasiertes sekundä-
res Suizidpräventionsmodul entwickelt, das sich nahtlos
in die Standardstrukturen der ambulanten Gruppenthe-
rapie für Suchtkranke einfügen lässt (84). PARS verbes-
sert das hilfesuchende Verhalten bei Suizidgedanken
und reduziert maladaptives Verhalten von Menschen
mit Suchterkrankungen (85).
Es ist bekannt, dass Alkoholkonsum keine Bedingung
für einen Suizid darstellt. Trotzdem erwies sich eine Ein-
schränkung der Verfügbarkeit von hochprozentigen
Spirituosen als eine wirksame Massnahme zur Suizidprä-
vention in den Ländern, in denen sowohl der Alkohol-
konsum als auch die Suizidrate hoch sind (86). Ein gutes
Präventionsprogramm verfolgt einen breiten Ansatz, da
die Suchterkrankung wie die Suizidalität komplexe und
multidimensionale Phänomene darstellen.
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Korrespondenzadresse: Dr. med. univ. Eva-Maria Pichler Chefärztin am Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG)
Königsfelderstrasse 1 5210 Windisch
E-Mail: eva-maria.pichler@pdag.ch
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