Transkript
Persönlicher Schutz vor Coronavirusinfektion
Zunehmend nachlässiger
Die aktuelle Coronapandemiewelle hat möglicherweise auch etwas damit zu tun, dass sich die Bevölkerung in der zweiten Oktoberhälfte zunehmend weniger konsequent an die üblichen Vorsichtsmassnahmen gehalten hat. Das zeigt der aktuelle «COVID-19 Social Monitor» der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit den Universitäten Zürich und Bern. Während beispielsweise im Februar 2021 noch 92 Prozent der Befragten angaben, meistens Abstand zu halten, waren es Ende Oktober im Durchschnitt nur noch 69 Prozent, bei den 18- bis 29-Jährigen sogar weniger als die Hälfte. Generell zugenommen haben seit dem Frühling die sozialen Aktivitäten und die Mobilität: Nur etwa jede fünfte Person verzichtete in der zweiten Oktoberhälfte noch überwiegend auf private Besuche und blieb zu Hause (Februar 2021: je rund 70%). «Über den ganzen Pandemieverlauf gesehen hat sich die Bevölkerung aber grösstenteils konsequent an die jeweils empfohlenen oder verordneten Schutzmassnahmen und Verhaltensregeln gehalten», sagte Sarah Heiniger, Projektmitarbeiterin an der ZHAW. Abgenommen hat seit Pandemiebeginn das Vertrauen der Bevölkerung in die Behörden
und die Medien: Sagten im April 2020 noch 82 Prozent, dass sie den Behörden stark vertrauten, sank dieser Wert im Februar 2021 auf 62 Prozent; Ende Oktober lag er bei rund zwei Dritteln. In die Medien haben noch 56 Prozent der Befragten starkes Vertrauen (April 2020: 69%). Relativ stabil sind die Werte in Bezug auf die Wissenschaft: 65 Prozent gaben an, dieser stark zu vertrauen. Das Vertrauen ist bei Menschen mit tieferem Einkommen oder niedrigerem Bildungsniveau generell geringer als bei Personen mit hohem Einkommen oder hohem Bildungsabschluss (1). Im Rahmen des Projekts «COVID-19 Social Monitor» werden seit Ende März 2020 regelmässig 1500 bis 2800 repräsentativ ausgewählte 18- bis 79-Jährige in allen Sprachregionen der Schweiz online befragt, sodass online-affine Personen möglicherweise überproportional vertreten sind. Auch dürften vulnerable Gruppen wie etwa schwer kranke oder hochaltrige Personen in der Stichprobe tendenziell zu wenig vertreten sein (2). RBO/ZHAW s
1. Medienmitteilung der ZHAW vom 18. November 2021. 2. https://covid19.ctu.unibe.ch/, abgerufen am 1. De-
zember 2021.
ARS MEDICI 24 | 2021
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