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NEWS
Wie sich das Gehirn zwischen Gehörtem und Gesehenem entscheidet
Ein vom Schweizerischen Nationalfonds unterstütztes Forschungsteam hat herausgefunden, wie Schwingungen im Gehirn am Verstehen von gesprochener Sprache beteiligt sind: Sie bestimmen, welcher Sinn – Hören oder Sehen – hauptsächlich beteiligt ist. Wenn wir verstehen wollen, was uns jemand sagt, verlassen wir uns nicht nur auf das Gehör, sondern auch darauf, was wir sehen: Wir beobachten die Lippenbewegungen und den Gesichtsausdruck. Bisher war nicht bekannt, wie das Gehirn zwischen auditiven und visuellen Zeichen wählt. Wenn das Bild beispielsweise bei Umgebungslärm nicht mit dem Gehörten übereinstimmt, verlässt sich das Gehirn eher auf die visuellen Anhaltspunkte. Die Forschungsgruppe konnte nun zeigen, dass die Schwingungen der Neuronen im Gehirn an diesem Prozess beteiligt sind. Ausschlaggebend ist, in welcher Phase sich diese Oszillationen befinden: Je nachdem, wie die exakte Schwingungsposition unmittelbar vor dem entscheidenden Moment ist, wird entweder der eine oder der andere Sinneskanal zum Verständnis eingesetzt. Die Ergebnisse der Studie, unter der Leitung des Neurologen Pierre Mégevand von der Universität Genf, wurden in der Fachzeitschrift «Science Advances» publiziert.
Quelle: Medienmitteilung snf/vh
Referenz: Thézé R et al.: The phase of cortical oscillations determines the perceptual fate of visual cues in naturalistic audiovisual speech. Sci Adv 2020;6(45):eabc6348.
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4D-Simulation bringt Durchbruch bei Hirnoperation
Aneurysma-Operationen gehören zu den heikelsten Eingriffen in der Neurochirurgie. Die Wahl der Eingriffsart, die Planung der Route und der Eingriff am Blutgefäss stellen höchste Anforderungen an die Operateure. Ein am Inselspital, Universitätsspital Bern, und am ARTORG Center, Universität Bern, entwickelter neuer 4D-Simulator erlaubt die Planung, die Erprobung und die Optimierung des Eingriffs an einem exakten 4D-Modell inklusive Blut, Blutgefässen und Puls des Patienten. Damit kann die Patientensicherheit bei AneurysmaOperationen weiter verbessert werden.
Quelle: Medienmitteilung idw/vh
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Impulse von Tausenden Nerven- Epilepsiechirurgie –
zellen hochauflösend erfassen neue Patientenbroschüre der
Schweizerischen Epilepsie-Liga
ETH-Forschende entwickelten eine neue Ge-
neration von Mikroelektrodenchips zur Mes- Eine neue Broschüre der Schweizerischen Epi-
sung von Nervenimpulsen. Damit lässt sich lepsie-Liga gibt Auskunft, wie chirurgische Be-
untersuchen, wie Tausende Nervenzellen mit- handlungen epileptische Anfälle stoppen
einander interagieren. Mit dem neuen Chip oder ihre Zahl zumindest deutlich senken kön-
können die Wissenschaftler neben den Zellen nen. Die Informationsbroschüre «Epilepsie-
auch die Ausdehnung ihrer Axone sichtbar chirurgie» bietet fundierte Informationen zu
machen, sie vermessen und bestimmen, wie allen bekannten Methoden, den vorausge-
schnell ein Nervenimpuls in den weitver- henden Diagnosemethoden und den Chan-
zweigten Axonen weitergeleitet wird. Mit den cen und Risiken. Sie lässt sich auf Deutsch,
bisherigen Generationen von Mikroelektro- Französisch und Italienisch downloaden oder
denchips konnten die Forscher maximal 50 bestellen; innerhalb der Schweiz versendet die
Nervenzellen vermessen. Der neue Chip er- Epilepsie-Liga die Broschüre in kleinen Men-
laube es, auf Anhieb detaillierte Messungen an gen gratis.
über 1000 Zellen in einer Kultur vorzunehmen,
so der Forschungsleiter. Solch umfassende
Epilepsiechirurgie
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Messungen eignen sich, um die Wirkung von
Medikamenten zu testen. Somit hilft die Tech-Verfasser: Prof. Dr. med. Niklaus Krayenbühl,
nologie auch, die Zahl von Tierversuchen zuDr.med.JuliaVelz Beratung: PD Dr. med. Martinus Hauf, Prof. Dr. Margitta Seeck Redaktion: Julia Franke
reduzieren.
Schweizerische Epilepsie-Liga Seefeldstrasse 84 8008 Zürich Schweiz
Quelle: Medienmitteilung idw/vh
T +41 43 488 67 77 F +41 43 488 67 78 info@epi.ch www.epi.ch
PC 80-5415-8 IBAN CH35 0900 0000 8000 5415 8
Referenz:
Info Epilepsie
Yuan X et al.: Versatile live-cell activity analysis platform for characterization of neuronal dynamics at single-cell and network level. Nat Commun. 2020;11(1):4854.
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Epilepsiechirurgie
Höhere psychische Belastungen für Corona-Helfer
In der Corona-Krise haben mehr Menschen ab 46 Jahre andere informell unterstützt oder gepflegt als im Jahr 2017. Sie zeigen allerdings auch mehr depressive Symptome als Menschen, die niemanden pflegen oder unterstützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Deutschen Alterssurveys (DEAS) im Zeitraum von Juni bis Juli 2020. Dabei gaben über 4700 Menschen zwischen 46 und 90 Jahren darüber Auskunft, ob sie andere unterstützen oder pflegen. Gleichzeitig sollten sie ihren Gesundheitszustand einschätzen. Gegenüber dem Jahr 2017 stieg die Quote der informell Unterstützenden und Pflegenden von 16 auf 19 Prozent. Dabei geht der Anstieg besonders auf den Einsatz von Frauen und eine stärkere Einbindung von Nachbarn und Freunden zurück. Der Anteil von Personen mit depressiver Symptomatik war bei den Pflegenden mit 14,8 Prozent höher als bei Personen ohne Unterstützungsaufgaben (10,6%).
Quelle: Medienmitteilung idw/vh
Niklaus Krayenbühl, Juilia Velz: Epilepsiechirurgie. Schweizerische Epilepsie-Liga, Zürich. www.epi.ch
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Handbuch zur MS-Therapie um Siponimod ergänzt
Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose und die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft führen das neue Kapitel des Qualitätshandbuches zu dem Medikament Siponimod in den Praxisalltag ein. Das Qualitätshandbuch des KKNMS ist ein Service für Ärzte, die MS-/NMOSD-Patienten behandeln. Mit dem S1P (Sphingosin-1-Phosphat Rezeptor) Modulator Siponimod wurde 2020 das erste orale Medikament spezifisch für die sekundär progrediente MS zugelassen. Das neue Kapitel zu dem Medikament Siponimod, wird durch Patientenaufklärungsbogen, Checkliste und Workflowtabelle abgerundet und ist ab sofort als pdf zum Download verfügbar. idw/vh
https://www.rosenfluh.ch/qr/kknmshandbuch
Referenz: Klaus D, Ehrlich U: Corona-Krise = Krise der Angehörigenpflege? Zur veränderten Situation und zu den Gesundheitsrisiken der informell Unterstützungs- und Pflegeleistenden in Zeiten der Pandemie. DZA Aktuell 01/2021. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen.
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3/2021
PSYCHIATRIE + NEUROLOGIE
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