«Gehirndoping» unter ärztlicher Aufsicht?
Ein Gespräch mit Gerhard Wiesbeck über die Möglichkeiten eines modernen «Neuroenhancement»
«Wir meinen, dass mental gesunde Erwachsene befähigt sein sollen, Substanzen zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit einzusetzen.» Diese Auffassung haben der Rechtsprofessor Henry Greele von der Stanford University und mehrere Kollegen kürzlich in der renommierten Zeitschrift «Nature» (1) vertreten. Tatsächlich versuchen Menschen bereits heute massenhaft, die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns zu steigern — oft mit erlaubten Mitteln wie Kaffee oder Nikotin, aber auch mit Medikamenten wie Ritalin®, die eigentlich der Behandlung von Kranken vorbehalten sein sollten. Wie sollen sich Ärzte zu den neuen Formen des sogenannten Neuroenhancements stellen? Professor Dr. med. Gerhard Wiesbeck, ärztlicher Bereichsleiter für Abhängigkeitserkrankungen an den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel, sieht keine grundsätzlichen Probleme darin, die Leistungsfähigkeit älterer Menschen auch durch Medikamente aufrechtzuerhalten — allerdings unter der Kontrolle von Ärzten. Momentan ist das aber noch Zukunftsmusik, denn solche Substanzen existieren gar nicht, wie Wiesbeck in einem Gespräch mit ARS MEDICI meint.