Trotz des wachsenden gesellschaftlichen Interesses am Burn-out-Syndrom sind die Prävalenzraten weitestgehend unklar. Auch eine einheitliche wissenschaftliche Definition sucht man vergebens in der vorhandenen Forschungsliteratur. Aufgrund der psychosomatischen Symptome, die mit dem Burn-out-Syndrom verbunden sind, empfiehlt die Psychoneuroimmunologie (PNI), als interdisziplinäre Wissenschaft an der Schnittstelle zwischen Sozialwissenschaften, Psychologie und Medizin, einen ganzheitlichen Blick auf die Erkrankung zu werfen. Die PNI liefert Hinweise darauf, dass bei Burn-out ein gestörtes Stresssystem mit stressbedingt erhöhten Entzündungswerten und immunologisch vermitteltem Krankheitserleben und -verhalten («Sickness Behavior») vorliegt. Jedoch ist die Forschungslage inkonsistent. Doch anstatt weitere kostenintensive Studien mit höheren Fallzahlen zu fordern, wird es für behandelnde Kliniker und andere Player des Gesundheitssystems höchste Zeit, einen kritischen Blick auf die mit Burn-out einhergehenden biopsychosozialen Entfremdungsphänomene in Gesellschaft und Wissenschaft zu werfen.
Zum E-Paper
Zum Artikel als PDF