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Volksinitiative «Ja zur Hausarztmedizin» eingereicht
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in Rekordzeit eingereicht
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In nur 5 Monaten kamen über 200 000 beglaubigte Unterschriften zustande, damit unterstützt die Schweizer Bevölkerung die Volksinitiative der Hausärzte mit Nachdruck. Sie macht deutlich, dass sie die medizinische Grundversorgung langfristig sichern und den drohenden Hausärztemangel abwenden will.
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Gesundheitspolitik
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GESUNDHEITSPOLITIK • GESUNDHEITSPOLITIK
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Volksinitiative «Ja zur Hausarztmedizin»:
in Rekordzeit eingereicht

In nur 5 Monaten kamen über 200 000 beglaubigte Unterschriften zustande, damit unterstützt die Schweizer Bevölkerung die Volksinitiative der Hausärzte mit Nachdruck. Sie macht deutlich, dass sie die medizinische Grundversorgung langfristig sichern und den drohenden Hausärztemangel abwenden will.

A m 1. April 2010, dem traditionellen Tag der Hausarztmedizin, haben die Schweizer Hausärztinnen und Hausärzte die in Rekordzeit gesammelten Unterschriften der Volksinitiative «Ja zur Hausarztmedizin» eingereicht. Die Unterstützung durch die Bevölkerung und die Patienten ist enorm. Damit hat der neu gegründete Berufsverband «Hausärzte Schweiz» zusammen mit den Patienten erstmals seine volksverbundene politische Macht demonstriert. Erfreulicherweise haben sich auch Parlamentarier aus allen Parteien und allen Fraktionen dem Unterstützungskomitee angeschlossen.

Es braucht mehr

Hausärzte

Nach einer Studie der Universität Basel

wird bis 2016 noch die Hälfte (!) aller

heute praktizieren-

den Hausärzte tätig

sein, bis 2021 wird es

sogar nur noch ein

Viertel sein. Die Si-

tuation ist absolut

dramatisch, da prak-

tisch kein Nach-

wuchs in Sicht ist.

Die Ursachen sind

Dr. med. Gerhard Schilling, Mitglied Initiativkomitee und Vorstand «Hausärzte Schweiz»

vielfältig. Zwar ist der Hausarztberuf absolut faszinierend und

befriedigend, aber auch anstrengend und belastend. Wesentlich mitbeteiligt am Nachwuchsmangel sind auch katastrophale Fehlentscheidungen wie zum Beispiel die ominösen Sparmassnahmen von alt Bundesrat Pascal Couchepin bei den Praxislabors, die ungerechten Abrechnungstarife von Tarmed oder auch permanente Schikanen vonseiten der Krankenkassen. Dies führte zu einem schleichenden Attraktivitätsverlust der Hausarztmedizin und damit zur Abschreckung des dringend benötigten Nachwuchses. Ausser Lippenbekenntnissen hat die Politik bisher keine substanziellen Verbesserungen zur Stärkung der Hausärzte eingeleitet. Auch die Krankenkassen müssten eigentlich ein enormes Interesse an der Stärkung der Hausarztmedizin haben, handeln aber ebenfalls kontraproduktiv. Die Hausärzte sind anerkanntermassen der kosteneffizienteste Grundpfeiler des Gesundheitswesens. Sie behandeln rund 90 Prozent aller Krankheitsfälle mit lediglich 7 Prozent der gesamten Gesundheitskosten.
Überzeugende
Argumente Mit ihrer Volksinitiative haben die Hausärzte das Heft in die eigene Hand genommen und zwingen nun die Politik zu handeln. Ihre Argumente für eine

Hausarztmedizin mit Zukunft, in der auch weiterhin optimale Behandlungen beim Hausarzt gewährleistet sind und junge Ärzte wieder diesen Beruf wählen, haben die Bevölkerung überzeugt und so zahlreich unterschreiben lassen. Die Initiative fordert den Gesetzgeber auf, für eine ausreichende, allen zugängliche, fachlich umfassende und qualitativ hoch stehende Grundversorgung durch Fachärzte der Hausarztmedizin zu sorgen. Dazu bedarf es einer Besserstellung der Hausarztmedizin von der Ausbildung und Forschung bis zur alltäglichen Praxistätigkeit. Da die wenigen Nachfolger vorwiegend weiblich sein werden und zudem nur Teilzeit arbeiten wollen, braucht es auch neue Arbeitsund öffentliche Infrastrukturmodelle. Ohne genügend Hausärzte kollabiert das gesamte Gesundheitssystem und die Kosten laufen endgültig aus dem Ruder. Die Initiative liegt nun in der Bundeskanzlei, womit der politische Prozess lanciert ist. Die Effizienz, mit der die Initiative eingereicht wurde, ist ein Signal an Bundesrat und Parlament, das Geschäft zügig voranzutreiben. Der Bundesrat hat nun 12 Monate Zeit (im Falle eines Gegenvorschlags 18 Monate), um dem Parlament seinen Vorschlag zu unterbreiten. Bis zu einer Volksabstimmung kann es aber durchaus noch 3 bis 4 Jahre dauern. Die Politik und der Bundesrat sind nun dringend gefordert.
INFO
Eidgenössische Volksinitiative «Ja zur Hausarztmedizin»: www.jzh.ch

SPRECHSTUNDE 2/10

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