Transkript
EDITORIAL
Fachliche Ziele und die etwas andere Karriereplanung junger Neurologinnen und Neurologen
L iebe Kollegeninnen und Kollegen Mit grosser Freude laden wir Sie in dieser Ausgabe ein, wichtige Themen der Neurologie aus dem Blickwinkel junger Kolleginnen und Kollegen in der Weiterbildung zu erfahren. Neben aktuell relevanten Aspekten der Aus- und Weiterbildung war es ebenfalls das Ziel, fachliche Beiträge zu diagnostischen und therapeutischen Weiterentwicklungen in ausgewählten Teilbereichen der Neurologie zu beleuchten. Neuen therapeutischen Strategien der B-ZellDepletion bei Multipler Sklerose (MS) widmet sich Dr. Edoardo Galli. Er diskutiert die gegenwärtigen Beschränkungen und erläutert zukünftige Aussichten B-Zell-depletierender Therapien. Diese haben zwar ihre Wirksamkeit in der Verhinderung akuter Entzündungsschübe bei der MS unter Beweis gestellt; ihr Einfluss auf Krankheitsprogression ist zurzeit jedoch nur unvollständig verstanden. Die Forschung zu Biomarkern zur Ursachenabklärung des ischämischen Schlaganfalls hat in den vergangenen Jahren ebenfalls zunehmende Beachtung erfahren. Dr. Johannes Frenger begibt sich auf die Spur von Blutbiomarkern zur Detektion des Vorhofflimmerns und beleuchtet insbesondere natriuretische Peptide, die hilfreiche Bestandteile der Risikostratifizierung für das Vorliegen von Vorhofflimmern darstellen können. Dr. Janina Wendebourg geht auf das Thema Muskelzuckungen (Faszikulationen) und ihre Differenzialdiagnose ein. Sie liefert interessante Einblicke in die Beratung von Patienten mit benignem Faszikulationssyndrom, die sich aus Angst, an einer Motoneuronerkrankung zu leiden, in der neurologischen Sprechstunde vorstellen. Diese Ausgabe richtet sich aber nicht nur ausschliesslich an junge Kolleginnen und Kollegen in frühen Karrierephasen. Vielmehr soll sie auch fortgeschrittenen Klinikern einen Einblick in für Berufseinsteiger relevante Themenbereiche der Aus- und Weiterbildung bieten. Denn infolge der sich stetig verändernden beruflichen Anforderungen sind auch sie direkt oder indirekt betroffen.
Der steigende Frauenanteil in der Medizin und das Bedürfnis junger Väter, mehr Zeit für die eigene Familie zur Verfügung zu haben, stellen die Spitäler vor grosse Herausforderungen. Es bedarf der Schaffung und Förderung von Arbeitsbedingungen, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, um ein frühzeitiges Ausscheiden gut ausgebildeter Ärztinnen und Ärzte zu vermeiden. Im spannenden Artikel von Dr. Elke Meier werden verschiedene Aspekte rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beleuchtet und potenzielle Ansatzpunkte und Anlaufstellen zur Unterstützung junger Familien im Beruf aufgeführt. Trotz der vielen diagnostischen und therapeutischen Weiterentwicklungen in der Neurologie über die letzten Jahrzehnte nimmt das Patientengespräch weiterhin eine zentrale Rolle ein. Die Anamneseerhebung bildet dabei den Grundstein für jegliche weiterführende diagnostische Entscheidung. Das Gelingen der zwischenmenschlichen Kommunikation kann im klinischen Alltag jedoch herausfordernd sein. Ein Verständnis für die Vielfältigkeit unserer Patienten ist daher essenziell, um den Zugang zu ihnen – und somit auch ihren Zugang zum Gesundheitssystem – zu gewährleisten. Dr. Eric Morel geht in seinem Artikel auf Kernkonzepte der Diversität in der Sexualität sowie der Genderidentität ein und veranschaulicht diese im Kontext des klinischen Alltags. Ein weiteres relevantes Thema ist das der Auslandaufenthalte. Dazu bedarf es vorhergehender Planung, zum Beispiel, was die Wahl der Institution angeht. Aber auch die Sicherstellung der Finanzierung erfordert eine gewisse Vorlaufzeit. Einige Kollegenen planen ihre Auslandaufenthalte daher bereits während ihrer Weiterbildung. Welche Aspekte es dabei zu beachten gilt, erläutert Dr. Jannis Müller für interessierte Kolleginnen und Kollegen in seinem Beitrag und teilt seine wertvollen persönlichen Erfahrungen aus diesem Bereich. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! l
Foto: zVg
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Annaelle Zietz
Tolga Dittrich
Annaelle Zietz Klinik für Neurologie Universitätsspital Basel
Petersgraben 4 4031 Basel
E-Mail: annaelle.zietz@usb.ch Dr. med. Tolga Dittrich Klinik für Neurologie Kantonsspital St. Gallen Rorschacher Strasse 95 9007 St. Gallen
E-Mail: tolga.dittrich@kssg.ch
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PSYCHIATRIE + NEUROLOGIE
4/2023