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Titel
Portrait DSouza
Untertitel
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Lead
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Datum
Autoren
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Rubrik
Neurologie — Fortbildung
Schlagworte
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Artikel-ID
61745
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PORTRAIT
Wir stellen vor:
PD Dr. med. Marcus D’Souza
Oberarzt Klinik für Neurologie und CEO Neurostatus-UHB AG

Sie sind Oberarzt in der neurologischen Klinik, Mitarbeiter im Innovation-Labor bei Prof. Eckstein sowie CEO der vom Unispital Basel betriebenen Neurostatus-UHB AG. Was ist das Tätigkeitsfeld dieser Firma? Die Neurostatus-UHB AG ist aus einer Forschungsgruppe der Neurologie entstanden, die initial mit einem externen Partner kollaborierte. 2016 wurden die Aufgaben und Verantwortungen vollständig an das Universitätsspital Basel (USB) geholt, und ich habe dann die Leitung übernommen. Um eine flexiblere Tätigkeit unserer internationalen Aktivitäten zu ermöglichen, haben wir seit bald einem Jahr daraus eine AG gegründet, die zu 100 Prozent dem USB gehört. Wir bieten mit dem Neurostatus-eEDSS (EDSS: expanded disability status scale) eine digitale Konsistenzprüfung erhobener klinischer Symptome für Phase-II- und -III-Studien bei Multipler Sklerose und anderen neuroimmunologischen Erkrankungen. In Papierform bestand der von Prof. Kappos entwickelte Neurostatus-EDSS bereits seit den 1990er-Jahren. Der Neurostatus-(e-) EDSS gilt als Goldstandard. Mit dem eEDSS ist auch ein Expertenservice verbunden, der individuelle Inkonsistenzen einzelner Untersuchungen über eine digitale Plattform mit dem «Rater» beziehungsweise mit Studienärzten direkt löst. Wir kollaborieren hier mit mehreren eCOA-Firmen (eCOA: electronic clinical outcome assessment) unter unserer Lizenz. Ich bin aber weiterhin auch als Oberarzt in der neurologischen Klinik angestellt und Teil des Innovation-Teams von Prof. Jens Eckstein.
Was interessiert Sie an der Digitalisierung, und wie kam es dazu? Sind Sie ein Computernerd? Eigentlich nicht. Ich habe nur Grundkenntnisse in Basic und Pascal. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass wir in der Medizin durch die Digitalisierung eine Verbesserung der Patientenversorgung erreichen werden. Diagnostik und Therapie individuell zu konzipieren, ist in der globalen Welt, in der wir leben, nur digital möglich. Zudem war ich immer schon ein Fan von allen möglichen Gadgets.
Beruflicher Werdegang kurz und knapp
PD Dr. med. Marcus D’Souza studierte Medizin in Köln, New York und Bochum. Die Weiterbildung zum FMH für Neurologie absolvierte er zum grössten Teil in der Neurologie des Universitätsspitals Basel. Der wissenschaftliche Schwerpunkt von Dr. D’Souza liegt auf der Entwicklung von digitalen Methoden zur Erfassung und Quantifizierung von klinischen Symptomen bei neurologischen Erkrankungen. Klinisch gilt sein besonderes Interesse der Huntington-Krankheit und der Multiplen Sklerose. Seine Habilitation (venia docendi) erlangte er 2021 an der Universität Basel. Seit 2016 leitet er neben seiner ärztlichen Tätigkeit die Forschungsgruppe Neurostatus-UHB, die er seit 2022 in seiner neuen Funktion als CEO der Neurostatus-UHB AG weiter «digital» ausbaut.

Sie haben sich nach dem Medizinstudium für das Fach Neurologie entschieden. Was gab dazu den Ausschlag? Eigentlich galt mein primäres Interesse der Molekularbiologie. Ich habe im Rahmen meiner Doktorabeit mehr als 3 Jahre in einem Humangenetiklabor verbracht und dabei vor allem an den genetischen Hintergründen der Multiplen Sklerose und der Huntington-Krankheit geforscht. Diese beiden Erkrankungen führten mich zur Neurologie. Sie sind heute noch meine persönlichen Steckenpferde.
Sie sind in Deutschland aufgewachsen und haben dort studiert. Was brachte Sie in die Schweiz? Für den deutschen Facharzt Neurologie brauchte ich ein Jahr Psychiatrie. Dieses habe ich in Basel absolviert und dabei die hiesige Neurologie kennen- und schätzen gelernt, vor allem den Kontakt zu Prof. Fuhr und Prof. Kappos. Nach dem Psychiatriejahr wechselte ich in die Basler Neurologie, wo ich dann meine jetzige Frau kennengelernt habe. Ich habe mich daraufhin entschieden hierzubleiben, den Facharzt in Deutschland nicht fortzuführen und ihn in der Schweiz zu erlangen. Bei der späteren Überlegung, wo wir mit der Familie Wurzeln schlagen wollen, haben wir uns gemeinschaftlich für die Schweiz entschieden und dann die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen.
Womit können Sie am besten entspannen, was tun Sie für Ihren Ausgleich? Mein grösstes Hobby ist meine Familie. Ich versuche jede Sekunde, die mir bei meinen verschiedenen Tätigkeiten bleibt, mit meiner Frau und unseren zwei Kindern zu verbringen.
Was waren Ihre grössten persönlichen und beruflichen Highlights? Mein persönliches Highlight ist – ganz klar – auch wieder meine Familie. Dass ich meine Frau kennenlernen und die Geburt meiner beiden wundervollen Kinder erleben durfte. Als berufliches Highlight betrachte ich das grosse Vertrauen, das Prof. Kappos in mich gesetzt hat, das digitale Neurostatus-eEDSS-Projekt (weiter)entwickeln zu dürfen. Ich geniesse die Eigenständigkeit, bin mir aber auch der Verantwortung für die Gestaltung und die Weiterentwicklung sehr bewusst. Nicht zuletzt auch für meine mittlerweile 19 Mitarbeiter. Zudem schätze ich die Möglichkeit, klinisch Huntington-Patienten betreuen zu können. Diese Erkrankung begleitet mich seit meiner Zivildienstzeit in Deutschland. Der erste Patient, den ich damals betreuen musste, war ein Huntington-Patient. Diese seltene Erkrankung begegnete mir dann bei der Dissertation und später bei meiner ersten Stelle in der neurologischen Klinik in Bochum. Heute leite ich die Huntington-Sprechstunde und berate Angehörige sowie Wohn- und Pflegeheime, die solche Patienten betreuen. l
Das Interview führte Valérie Herzog.

5/2022

PSYCHIATRIE + NEUROLOGIE

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