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Männlichkeit und kollektive Gewalt
Luigi Zoja: Männlichkeit und kollektive Gewalt. Vom Mythos bis zur Gegenwart. 132 Seiten, Broschur. Psychosozial-Verlag. ISBN: 978-3-8379-2799-3. Preis: 19.90 Euro.
Luigi Zoja untersucht die Psychodynamik und Tiefenpsychologie sexueller Gewalt, die durch Männer und Gruppen von Männern ausgeübt wird. Ausgehend vom griechischen Mythos, in dem der Zentaur – halb Mann, halb Tier – die Sexualität beinahe ausschliesslich als kollektiven Gewaltakt kennt, beschäftigt sich Zoja mit der Geschichte der Gruppenvergewaltigung und der Psychodynamik der Aggressoren in ihrer Eigenschaft als Gruppenmitglieder. Nach einem Jahrhundert des Feminismus ist der Westen zwar postpatriarchal, jedoch nicht postsexistisch. Zojas eindringliche Ausführungen zeigen, dass eine neue Debatte über männliche Gewalt dringend notwendig ist.
Von Irma zu Amalie
Wolfgang Berner, Gabriele Amelung, Annegret Boll-Klatt, Ulrich Lamparter (Hrsg.): Von Irma zu Amalie. Der Traum und seine psychoanalytische Bedeutung im Wandel der Zeit. 276 Seiten, Broschur. Psychosozial-Verlag. ISBN: 978-3-8379-2834-1. Preis: 29.90 Euro.
Inwiefern haben sich die Vorstellungen über die Entstehung und Funktionsweise von Träumen in den letzten 100 Jahren gewandelt? In den Beiträgen wird die Geschichte der Traumdeutung skizziert und anhand von Beispielen illustriert. Ausgangspunkt ist dabei eine Einführung in Freuds Traumtheorie und eine breite Darstellung der Umstände, die zu Freuds Mustertraum von «Irmas Injektion» geführt haben. Weitere wichtige Träume in der Psychoanalyse werden betrachtet, beispielsweise in der Musteranalyse der «Amalie». Die AutorInnen zeigen, wie PsychoanalytikerInnen heute mit Träumen umgehen und welche Formen empirischer Traumforschung dafür relevant sind, wobei das Traum-Codierungssystem von Ulrich Moser und Ilka von Zeppelin besondere Beachtung findet. Thematisiert werden zudem die Träume, die PsychoanalytikerInnen über ihre PatientInnen träumen. Abschliessend befassen sich zwei Beiträge mit der Bedeutung psychoanalytischer Traumkonzepte für Dichtung und Film.
Lob der Scham
Daniel Hell: Lob der Scham. Nur wer sich achtet, kann sich schämen. 248 Seiten, gebunden. Psychosozial-Verlag ISBN: 978-3-8379-2810-5. Preis: 24.90 Euro.
Weil Scham zumeist mit sozialer Schande oder narzisstischer Kränkung gleichgesetzt wird, geniesst sie gemeinhin einen schlechten Ruf – doch zu Unrecht, wie Daniel Hell aufzeigt: Wir sollten sie als «Türhüterin des Selbst» achten und schätzen lernen. Als Sozial-, Selbst- und Wertgefühl dient sie uns als ein hilfreicher Sensor, der einen Verlust an Selbstrespekt oder eine Identitätskrise anzeigt. Geprägt von seiner klinischen Erfahrung als Psychiater und Psychotherapeut, seinen Forschungen zu affektiven Störungen und einer umfassenden Auseinandersetzung mit der Fachliteratur vieler kultur- und naturwissenschaftlicher Disziplinen gibt Hell der Scham wieder diejenige Bedeutung zurück, die ihr im menschlichen Leben zukommt. Er zeichnet die Kulturgeschichte der Scham nach, stellt einen Abriss der Schamentwicklung beim einzelnen Menschen vor und diskutiert problematische und konstruktive Umgangsweisen mit diesem schwierigen Gefühl. Konkrete Beispiele aus seiner psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis und der belletristischen Literatur illustrieren seine Ausführungen. Dabei macht Hell eines klar: Scham zu verdrängen, anstatt konstruktiv mit ihr umzugehen, erhöht die Gefahr von Narzissmus und zwischenmenschlichen Kränkungen. Es fördert eine «Beschämungskultur». Sein Buch zeigt auf, wie wir dieser Gefahr erfolgreich und mit Gewinn entgegengetreten können.
Vaterbilder im Wandel
Luigi Zoja: Vaterbilder im Wandel. Sozialpsychologische Überlegungen. 308 Seiten, Broschur. Psychosozial-Verlag. ISBN: 978-3-8379-2787-0. Preis: 29.90 Euro.
Luigi Zoja zeichnet den Wandel des Vaterbildes von der Antike bis in die Gegenwart nach. Er zeigt dabei auf, wie kulturelle und gesellschaftliche Transformationen das Rollenverständnis von Mann und Frau verändern, weshalb auch tradierte Vaterbilder einem ständigen Wandel unterliegen. Zoja begreift Vaterschaft – im Gegensatz zur Rolle der Mutter – vor allem als kulturelles Phänomen, das von der Gesellschaft beeinflusst ist. Ausgehend von der Analyse biblischer und mythischer Vatergestalten über solche des 19. Jahrhunderts bis hin zum modernen Vater analysiert der Autor Facetten dieses Archetyps, skizziert historische Entwicklungen und liefert psychologische Hintergründe zum Verständnis aktueller Entwürfe der Vaterrolle. Damit leistet das Buch einen wichtigen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte über die Identitätskrise des Vaters.

Wie die Seele in die Wissenschaft kam
Gerhard Wittenberger: Wie die Seele in die Wissenschaft kam. Eine historische Skizze zur Entstehung der Psychoanalyse. 351 Seiten, Broschur. Psychosozial-Verlag. ISBN: 978-3-8379-2741-2. Preis: 36.90 Euro.
Mit dieser «bebilderten Geschichtserzählung» um die Person Sigmund Freud führt Gerhard Wittenberger die Leserinnen und Leser in lockerer Weise an die Lebensgeschichte des Begründers der Psychoanalyse heran. Anhand ausgewählter Lebensereignisse Freuds verdeutlicht er, welche Bedeutung der intellektuelle Austausch und der historisch-gesellschaftliche Kontext für die Entstehung der Psychoanalyse hatten. Dafür bezieht Wittenberger auch heute weniger bekannte Akteure und Aspekte der Psychoanalyse mit ein. Seine Ausführungen ergänzt er um eine Vielzahl von Bildern, die von Vorläufern Freuds über Abweichlerinnen und Abweichler bis hin zu seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern reichen.
Der Glaubenswahn
Heinz-Werner Kubitza: Der Glaubenswahn. Von den Anfängen des religiösen Extremismus im Alten Testament. 350 Seiten, gebunden. Tectum-Verlag. ISBN: 978-3-8288-3849-9. Preis: 19.95 Euro.
Der Gott des Alten Testaments ist ein Problem. Denn der biblische Jahwe ist nicht der friedliebend barmherzige Vater, wie ihn die Kirchen gerne verkünden. Stattdessen tritt er – für Gläubige irritierend – immer wieder als Kriegsgott auf, als gnadenloser Rachegott und übler Ausländerfeind, ja sogar als Massenmörder oder sexueller Gewalttäter. Ein Gott mit fast schon faschistoiden Zügen. Bei seinen Expeditionen in die Untiefen des Alten Testaments und die moderne Forschungslage liefert Heinz-Werner Kubitza Antworten auf die Frage, wer diesen Gott so grausam gemacht hat. Und er macht plausibel, dass die von den Kirchen wie Helden verehrten Propheten als die ersten historisch greifbaren Vertreter eines religiösen Extremismus gelten müssen. Kubitza zeigt: Kirchen und Gläubige blenden mit den dunklen Seiten ihres Gottes im Alten Testament auch die Anfänge des religiösen Extremismus aus.
Glücklich ohne Gott
Robert E. Manus: Glücklich ohne Gott. Warum Bibel und Koran uns die Antwort schuldig bleiben. 503 Seiten, broschiert. Tectum-Verlag. ISBN: 978-3-8288-4066-9. Preis: 21.95 Euro.
Derzeit gehören etwa 65 Prozent der deutschen Bevölkerung einer Konfession an. Eine Religionszugehörigkeit kann Halt und Sicherheit bieten. Doch was passiert, wenn der eigene Glaube plötzlich ins Wanken gerät? Der Glaube, der einen schon seit frühester Kindheit begleitet? Robert E. Manus wendet sich an all diejenigen, die sich kritisch mit ihrem christlichen oder muslimischen Glauben auseinandersetzen oder sich sogar von diesem lösen möchten. Der Autor ergründet die Entstehung und die Botschaften der «heiligen Schriften» und untersucht, ob sie sich tatsächlich mit Liebe und Toleranz beschäftigen: Können sie eine Grundlage für ein friedliches Miteinander, ein selbstbestimmtes und glückliches Leben bieten? Oder sind es Bücher der Abgrenzung, des Hasses und der Gewalt – und ginge es uns eigentlich besser ohne sie, ohne die darauf aufbauenden Religionen, ohne Gott?
Ve r s c h w ö r u n g !
Roger Schawinski: Verschwörung! Die fanatische Jagd nach dem Bösen in der Welt. 192 Seiten, gebunden, 14 Illustrationen. NZZ Libro. ISBN: 978-3-03810-327-1. Preis: Fr. 29.–.
Verschwörungstheoretiker wie Steve Bannon oder Daniele Ganser haben sich in ihrer Subkultur ein neues Universum geschaffen. Dort breiten sie sich immer weiter aus. Weil ihnen die wichtigsten Plattformen meist verschlossen bleiben, haben sie eben eigene geschaffen. Verschwörungstheoretiker haben sich im Internet und im Buchmarkt ein neues Universum geschaffen. Roger Schawinski stellt die beliebtesten und gefährlichsten Verschwörungstheorien und die wichtigsten Repräsentanten der heutigen Szene vor. Er zeigt die Voraussetzungen und Methoden für eine erfolgreiche Karriere als Verschwörungstheoretiker auf und präsentiert die Gemeinsamkeiten der führenden Vertreter dieser Zunft. Zudem untersucht er die Welt der Anhänger und widmet sich der Frage, welche Menschen eher auf Verschwörungstheorien setzen als andere. Zwei Personen werden genauer beleuchtet: Daniele Ganser, der sich als sogenannter Friedensforscher eine besondere Stellung in der Welt der deutschsprachigen Verschwörungstheoretiker erarbeitet hat, und Donald Trump, der gewohnheitsmässig und hemmungslos Fake-News bedient und damit an die Schalthebel der Macht gelangte. Zur Szene der Verschwörungstheoretiker zählen unter anderem auch Steve Bannon, einst die führende Feder hinter «Breitbart»-News, Alex Jones, das Gesicht von Infowars, oder Ken Jebsen, der Kopf von «KenFM».