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EDITORIAL
Innovationspotenzial in der Psychiatrie und Neurologie
D ie aktuelle Ausgabe beschäftigt sich mit innovativen Ansätzen in der Psychiatrie und Neurologie. Eine besondere Innovation scheint uns die an den meisten Kliniken mittlerweile off-label durchgeführte Ketaminbehandlung bei schweren therapieresistenten Depressionen zu sein, die innerhalb weniger Stunden antidepressive und antisuizidale Effekte bewirkt. Dragos Inta beschreibt die hypothetisierten, neurobiologischen Wirkmechanismen und zeigt alternative Therapieansätze zu Ketamin wie Rapastinel auf (Seite 4). Der Wirkstoff erhielt 2016 von der US Food and Drug Administration (FDA) die Bezeichnung «Breakthrough Therapy», die nur den vielversprechendsten unter den neu zu entwickelnden Medikamenten in den USA verliehen wird.
Auch bei den Psychotherapieverfahren weist die Forschung viel Innovationskraft auf. So wurden in den letzten Jahren etliche hochkarätige Forschungsarbeiten zur modularen Psychotherapie publiziert. Anna Kiyhankhadiv und Elisabeth Schramm stellen eine neue interpersonelle Modulgruppe vor, die bei komorbid erkrankten depressiven Menschen im stationären Setting erfolgreich ist (Seite 7). Charles Benoy und Christine Bratschi beschreiben die Akzeptanz- und CommitmentTherapie (ACT) im stationären psychiatrischen Setting (Seite 12). Die ACT stellt einen Paradigmenwechsel in der Gesamtwahrnehmung von komplementärtherapeutischen Therapieformen dar.
Derzeit rückt die Rolle der Ernährung deutlich in den Fokus. Markus Gerber und Serge Brand beleuchten Grundlagen des Mikrobioms im Zusammenhang mit Sport und Stress (Seite 34). An den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel führen wir aktuell zwei klinische Studien zum Mikrobiom durch. Und in Zeiten der Digitalisierung und der neuen technischen Möglichkeiten wird die virtuelle Realität als Werkzeug in der Durchführung der Exposition von Dorothée Bentz vorgestellt (Seite 31).
Bei den Trends in der Neurologie gehören neue Medikamente in der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) dazu. Roland Martin vom Universitätsspital Zürich gibt im Interview Auskunft über den zukünftigen Stellenwert des Wirkstoffs Daclizumab (Seite 24). Zusätzlich beschreibt und erklärt er gemeinsam mit Helen Hayward-Könnecke Möglichkeiten, Risiken und Herausforderungen der autologen hämatopoietischen Stammzelltransplantation bei MS (Seite 19). Und ob Roboter in der Neurorehabilitation ein Hype oder ein Trend sind, sagt uns Tobias Nef (Seite 26).
Wir wünschen Ihnen eine anregende und span-
nende Lektüre dieser Ausgabe.
G
Prof. Dr. med. Undine Lang Klinikdirektorin
der Erwachsenen-Psychiatrischen Klinik EPK Ordinariat Psychiatrie der Universität Basel
Herausgeberin P&N E-Mail: undine.lang@upkbs.ch
3/2017
PSYCHIATRIE & NEUROLOGIE
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