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Die Vergessenskurve
Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz um 1900. Eine kulturanalytische Studie
Ab etwa 1870 traten Kunst und Psychologie in ein enges Verhältnis zueinander. In ganz Europa entstanden Sammlungen sogenannter Irrenkunst, und die psychiatrische Anstalt rückte in den Brennpunkt gesellschaftlicher und normativer Aushandlungen. Manche Psychiater sahen Parallelen zwischen der Kunst der Avantgarde, den «Primitiven» und Werken ihrer Patienten, während sich Künstler ihrerseits im Bild des von der Gesellschaft ausgeschlossenen Verrückten wiedererkannten. Künstlerisch tätigen Patientinnen und Patienten wurden dennoch selten Autorschaft und ein Resonanzraum zugestanden. Die vorliegende Untersuchung rekonstruiert für die Schweiz, welchen Diskursen ihre Werke eingeschrieben wurden und wie sie als Autorinnen und Autoren den Ort, an dem ihr Werk entstand, auf ästhetischer Ebene verhandeln. Das Zeitbild, in das sie aus ungewohnter Perspektive Einblick geben, ist ebenso kostbar wie selten.
Pressestimmen «Die Frage, inwieweit der Blick von aussen im Schaffen von ‹Geisteskranken› aufscheint und sie diesen reflektieren, durchzieht die fesselnde Analyse wie ein roter Faden. Und stets schwingt das aktuelle Thema der Inklusion mit. Luchsingers Hauptbotschaft lautet: Ein Kunstwerk ist kein Krankheitssymptom, sondern eine kulturelle Leistung. Deshalb haben auch Psychischkranke ein Recht auf Urheberschaft.»
Dorothee Vögeli, NZZ
Katrin Luchsinger Die Vergessenskurve 2016. 552 Seiten, 189 Abbildungen s/w. 36 Farbtafeln, gebunden. Fr. 78.–. ISBN: 978-3-0340-1305-5
Diagnostik in der Psychotherapie
Ein Praxisleitfaden
Eine differenzierte Diagnostik sollte nicht nur zu Beginn einer Psychotherapie durchgeführt werden, sondern auch kontinuierlich im Verlauf, um den Erfolg der Behandlung zu evaluieren. Unter klinischen Praxisbedingungen wird eine Erfolgskontrolle jedoch eher zögerlich bis gar nicht durchgeführt. Der vorliegende Band zeigt vielfältige Möglichkeiten einer therapiebegleitenden Diagnostik auf. Neben allgemeinen Grundlagen und den therapieschulenspezifischen Ansätzen liegt der Schwerpunkt des Buchs auf der Diagnostik bezogen auf die wichtigsten Störungsgruppen: unter anderem affektive Störungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen.
Porträt Prof. Dr. rer. nat. Rolf-Dieter Stieglitz ist Professor für Klinische Psychologie und Psychiatrie an der Universität Basel. Prof. Dr. med. Harald J. Freyberger ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Greifswald und am Hanseklinikum Stralsund.
1. Auflage 2016, 227 Seiten. Fr. 41.90, Kohlhammer. ISBN: 978-3-17-028719-8
3/2017
PSYCHIATRIE & NEUROLOGIE
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