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KURZ & BÜNDIG – Aktuelle Studien kurz gefasst
Untertitel
Wer die Familie bei der Karriereplanung berücksichtigt, lebt zufriedener
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Wie Forschende des Instituts für Psychologie der Universität Bern herausgefunden haben, berichten Personen mit einer stärkeren Berücksichtigung der Familienrolle bei der Karriereplanung über eine grössere Zufriedenheit mit ihrer Karriere und ihrem Leben allgemein. Ausserberufliche Orientierungen zeigten zudem keine negative Auswirkungen auf das erzielte Gehalt.
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&K U R Z B Ü N D I G
Aktuelle Studien – kurz gefasst

Wer die Familie bei der Karriereplanung berücksichtigt, lebt zufriedener

Wie Forschende des Instituts für Psychologie der Universität Bern herausgefunden haben, berichten Personen mit einer stärkeren Berücksichtigung der Familienrolle bei der Karriereplanung über eine grössere Zufriedenheit mit ihrer Karriere und ihrem Leben allgemein. Ausserberufliche Orientierungen zeigten zudem keine negative Auswirkungen auf das erzielte Gehalt.
In einer Studie (1) über einen Zeitraum von sechs Monaten mit über 500 Berufstätigen aus Deutschland haben Andreas Hirschi, Anne Herrmann, Noemi Nagy und Daniel Spurk vom Institut für Psychologie an der Universität Bern und der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW nun gezeigt, dass Personen, die fa-

miliäre Belange stärker in ihre Karriereplanung einbeziehen, über eine grössere Zufriedenheit mit ihrer Karriere berichten. Eine stärkere Berücksichtigung von Familie, persönlichen Interessen und gesellschaftlichem Engagement hingen demnach auch mit einer allgemein höheren Lebenszufriedenheit zusammen. Dabei zeigte sich, dass insbesondere eine stärkere Familienorientierung den grössten Effekt auf die Lebenszufriedenheit hatte. Zudem fanden die Forschenden heraus, dass Personen mit stärkeren ausserberuflichen Orientierungen nicht weniger Geld verdienen als Personen, welche sich einseitiger auf ihre Karriere konzentrieren. Bei der Familienorientierung und der Berücksichtung von gesellschaftlichem Engagement

in der Karriereplanung waren keine Geschlechtsunterschiede zu erkennen. Jedoch berücksichtigten Frauen stärker die Zeit für sich selbst und für persönliche Interessen bei der Laufbahngestaltung als Männer. Keine Unterschiede bei ausserberuflichen Orientierungen fand die Studie bei jungen Erwerbstätigen zwischen 25 und 34 Jahren und älteren zwischen 50 und 59 Jahren.
1. Hirschi A, Herrmann A, Nagy N, Spurk D: All in the name of work? Nonwork orientations as predictors of salary, career satisfaction, and life satisfaction, Journal of Vocational Behavior 2016, 95–96, 45-57, http://dx.doi.org/10.1016/ j.jvb.2016.07.006.
Quelle: idw-online.de

PSYCHIATRIE & NEUROLOGIE

4/2016

&K U R Z B Ü N D I G
Aktuelle Studien – kurz gefasst

Antikörper reduziert schädliche Amyloid-Ablagerungen im Hirn von Alzheimer-Patienten

Der von der Universität Zürich (UZH) entwikkelte Antikörper Aducanumab führt bei Patienten mit frühen Formen der AlzheimerKrankheit zu einer deutlichen Abnahme der schädlichen Beta-Amyloid-Plaques. Die Wissenschaftler konnten zudem zeigen, dass der Verlust der kognitiven Fähigkeiten bei den Patienten nach einjähriger Behandlung mit Aducanumab im Vergleich zur Plazebogruppe grösstenteils gestoppt werden konnte.
Die Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind noch immer unbekannt. Sicher ist, dass die Krankheitsprozesse im Gehirn von Betroffenen bereits 10 bis 15 Jahre vor dem Auftreten erster klinischer Symptome wie beispielsweise Gedächtnisverlust beginnen. Die Forscher konnten nun zeigen, dass der monoklonale Antikörper Aducanumab gezielt an die krankheitsverursachenden Hirnablagerungen bindet, was zu deren Entfernung durch Mikrogliazellen führt. Eine einjährige Therapie mit dem Antikörper im Rahmen einer klinischen Phase-Ib-Studie brachte die Beta-Amyloid-

Plaques im Gehirn der Patienten praktisch vollständig zum Verschwinden. Die Resultate, die zusammen mit dem Biotechnologieunternehmen Biogen und dem UZH-Spin-off Neurimmune erzielt worden sind, wurden in der renommierten Fachzeitschrift «Nature» (1) publiziert. Entwickelt wurde der Antikörper mithilfe einer Technologieplattform von Neurimmune. Aus dem Blut von älteren, bis zu 100-jährigen Menschen ohne kognitive Einschränkungen isolierten die Forschenden jene Immunzellen, deren Antikörper zwar die toxischen Beta-AmyloidKlumpen erkennen, jedoch nicht das überall im Körper vorkommende Amyloid-Vorläuferprotein. Dieses spielt vermutlich eine wichtige Rolle beim Wachstum der Nervenzellen. Die spezifische Bindungsfähigkeit für die krankhaft gefaltete Form des Beta-Amyloids sowie die Tatsache, dass der Antikörper menschlicher Herkunft ist, dürften mitverantwortlich für das gute Sicherheitsprofil von Aducanumab sein. 165 Patientinnen und Patienten mit Alzheimer im Frühstadium wurden in der klinischen Phase-Ib-Studie behandelt. Obwohl es ur-

sprünglich nicht als primäres Studienziel vorgesehen war, untersuchten die Wissenschaftler aufgrund der positiven Effekte auch, wie sich die Therapie auf die Krankheitssymptome auswirkt. Dazu verwendeten sie standardisierte Fragebögen, mit denen kognitive Fähigkeiten oder Alltagsaktivitäten der Patienten getestet werden können. Die vielversprechenden Ergebnisse von Aducanumab werden aktuell in zwei grossen klinischen Studien der Phase III untersucht, um die Sicherheit und die Wirksamkeit des Antikörpers weiter zu evaluieren.
1. Jeff Sevigny, Ping Chiao, Thierry Bussière, Paul H. Weinreb, Leslie Williams, Marcel Maier, Robert Dunstan, Stephen Salloway, Tianle Chen, Yan Ling, John O’Gorman, Fang Qian, Mahin Arastu, Mingwei Li, Sowmya Chollate, Melanie S. Brennan, Omar Quintero-Monzon, Robert H. Scannevin, H. Moore Arnold, Thomas Engber, Kenneth Rhodes, James Ferrero, Yaming Hang, Alvydas Mikulskis, Jan Grimm, Christoph Hock, Roger M. Nitsch, Alfred Sandrock: The antibody aducanumab reduces Aβ plaques in Alzheimer’s disease. Nature. September 1, 2016. doi:10.1038/nature19323
Quelle: idw-online.de

Wer mag was? Babys beobachten am Esstisch

Laut einer Studie erwarten bereits einjährige Kinder, dass ähnliche Menschen das Gleiche mögen, unterschiedliche Personen hingegen eher verschiedene Nahrungsmittel schätzen. Vermutlich verknüpfen sie die Nahrungsvorlieben demnach mit Gruppenzugehörigkeiten. Das Ergebnis belegt erneut die erstaunlich frühe Entwicklung vieler menschlicher Verhaltensweisen.
Die Erlebniswelt und die geistigen Fähigkeiten von Kindern im ersten Lebensjahr galten lange als vergleichsweise simpel – doch die Forschung der letzten Jahre hat zunehmend gezeigt, dass die Kleinen bereits überraschend komplex auf bestimmte Erfahrungen reagieren. Die Forscher um Katherine Kinzler von der Cornell University in Ithaca haben sich in diesem Zusammenhang nun in spezieller Weise mit dem Thema Nahrung beschäftigt: Sie sind der Frage nachgegangen, ob Kinder die Nahrungsvorlieben einer Person mit deren Merkmalen verknüpfen.
Babys schauen bei Ess-Szenen zu Sie zeigten dazu etwa 200 Babys im Alter von einem Jahr Videos, auf denen jeweils zwei

Schauspieler an einem Esstisch zu sehen waren. In der Kategorie «fremd» sprachen sie unterschiedliche Sprachen und benahmen sich demonstrativ unvertraut. Im anderen Fall zeigten die beiden hingegen freundschaftliches Verhalten und sprachen die gleiche Sprache. In beiden Kategorien sassen die Personen vor farblich gekennzeichneten Nahrungsgefässen. Sie kosteten die darin enthaltenen Speisen und äusserten sich entweder klar abgeneigt oder aber sehr erfreut über den Geschmack. Um festzustellen, worauf die Kinder besonders reagierten, nutzten die Forscher einen im Rahmen der Entwicklungspsychologie allgemein anerkannten Hinweis: die Blickdauer. Verdutzte Kinder schauen bei überraschenden Szenen länger hin, als wenn das Gesehene ihren Erwartungen entspricht. Dadurch war es den Forschern möglich, folgenden Fragen nachzugehen: Wenn Babys sehen, dass jemand eine Speise mag, erwarten sie dann, dass auch andere Menschen sie mögen werden? Und wenn ja, denken sie, dass alle Menschen die gleichen Nahrungsmittel schätzen oder nur bestimmte Leute?

Hinweise auf «Babygedanken» In den Auswertungen der Blickdauer bei den verschiedenen Szenarien zeichnete sich ab: Wenn die Babys zwei Personen in dem Video sahen, die gleich sprachen oder sich vertraut benahmen, erwarteten sie offenbar, dass diese auch die gleichen Nahrungsmittel mögen. Wenn sie hingegen zwei Schauspieler sahen, die in verschiedenen Sprachen redeten beziehungsweise sich klar fremd waren, erwarteten die Babys eher unterschiedliche Nahrungsvorlieben. «Die Kleinen erfassen bereits früh Hinweise auf Gruppenzugehörigkeiten», schliesst Kinzler aus den Ergebnissen. Wenn Babys jemanden essen sehen, lernen sie demnach nicht nur etwas über das Essen, sie lernen auch bereits, wer was isst. Laut den Forschern widerspiegelt sich darin die frühe Fähigkeit zur Kategorisierung von Menschen als ähnlich oder verschieden– möglicherweise sogar eine Abgrenzung von «wir» im Gegensatz zu «den anderen».
Quelle: wissenschaft.de
1. PNAS, doi: 10. 1073/ pnas. 1605456113

4/2016

PSYCHIATRIE & NEUROLOGIE